Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel nehmen zu - Seite 3
Journalisten aus anderen Ländern haben von Zeit zu Zeit einen Einblick in das Leben in Nordkorea erhalten und bestätigen die streng kontrollierten Regierungsreisen nach Pjöngjang. Diejenigen, die das Land in jüngster Zeit besucht haben, melden verschiedenste Bekräftigungen (einschließlich der sichtbaren Beschilderung), dass Nordkorea keinesfalls auf seine nuklearen Ambitionen verzichten wird. Kinder spielen auf der Straße mit Raketen und Atommodellen, und anscheinend sind überall Bilder von Bomben zu sehen. Selbst eine Bäckerei hatte einen Kuchen in Form einer aufgerichteten Rakete für ausländische Besucher ausgestellt. Tatsache ist: Nordkorea will seine atomaren Fähigkeiten offenbar nicht aufgeben – selbst wenn sie für das Land zur Gefahr werden.
Um mir ein besseres Verständnis für die Mentalität in Nordkorea zu verschaffen, habe ich kürzlich den Roman Das geraubte Leben des Waisen Jun Dogelesen, für den Adam Johnson 2013 den Pulitzer-Preis für Belletristik erhalten hat. Schauplatz des Buches ist Nordkorea. Johnsons Interesse daran, dieses Buch zu verfassen, stammte offenbar aus seiner Erforschung der für Propagandazwecke genutzten Sprache. Er zeichnet ein fesselndes Porträt des dortigen Lebens. Auch wenn es sich hierbei um Fiktion handelt, glaube ich, dass das Buch uns ein besseres Verständnis dessen bieten kann, was in Nordkorea gerade vor sich geht, da so viel mit der Indoktrination und der rund um die Uhr stattfindenden Propaganda zu tun hat, die einen Kult um die Kim-Dynastie geschaffen hat.
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Auch wenn immer wieder über Hungersnöte und Energieknappheit in Nordkorea berichtet wird, gab es in den letzten Jahren auch Anzeichen auf Wirtschaftswachstum. Besucher des Landes haben Verbesserungen bemerkt, zumindest in der Hauptstadt Pyöngyang. Die südkoreanische Zentralbank analysiert laufend die nordkoreanische Wirtschaft und schätzt, dass diese 2016 ein Wachstum von fast 4 % erzielt haben dürfte – allerdings sicherlich gegenüber einem sehr niedrigen Ausgangswert. Ein erheblicher Anteil des Wachstums dürfte Schätzungen zufolge aus der Herstellung von Waffen stammen.