Die Q2/22-Zahlen sind da:
- Meldung:
https://www.bavarian-nordic.com/investor/news/news.aspx?news…
- Bericht:
https://www.bavarian-nordic.com/media/319129/2022-q2-en.pdf
Das Brot- und Butter-Geschäft mit
Rabipur/Rabavert (Tollwut) und Encepur (FSME) hat sich insgesamt sehr positiv entwickelt. Die
Einnahmen stiegen mit insgesamt 378 Mio. DKK
gegenüber Q2/21 um 38 % und
gegenüber Q1/22 um über 100 %. Die Umsätze der Medikamente sind im wesentlichen abhängig von denen für die USA (Tollwut endemisch) sowie Deutschland (Tollwut-Schutzimpfung vor Auslandsreisen (besonders Indien u.ä.) sowei FSME). Somit profitierte der Absatz vom anziehenden Reiseverkehr.
Für die Zukunft gibt es hier zwei gegenläufige Trends, die auf die Umsätze einwirken dürften. Positiv dürfte die nach (momentaner) Überwindung der Covid 19-Krise neu erwachende Lust am Reisen wirken, negativ wiederum könnten sich durch die steigende Inflation geschrumpfte Budgets für Fernreisen auswirken.
Mit
Jynneos/Imvanex/Imvamune (Pocken) wurden 117 Mio. DKK umgesetzt gegenüber 0 DKK in Q2/21 und Q1/21. Der
Großteil der Einnahmen wird sich hier erst in H2/22 sowie noch mehr in 2023 und den Folgejahren ergeben. Vielversprechend ist dabei diese Passage:
„By the reporting date, numerous contracts have been signed, ensuring access to the vaccine in 40 countries across the Americas, Europe, Asia and Oceania during 2022. […] Bavarian Nordic continues to work with governments and supranational organizations that could ensure access to an additional 50+ countries before the end of this year and has reprioritized its production schedule accordingly.”
Man ist also, nachdem man Verträge mit 40 Ländern geschlossen hat, mit weiteren Vertragspartnern in Kontakt, die mehr als 50(!) Länder abdecken könnten - und das wahrscheinlich noch vor Ende des Jahres. Da hierbei auch auf
„supranational organizations“ verwiesen wird, gehe ich mal davon aus, daß es sich dabei unter anderem auch um Impfstofflieferungen in die afrikanischen Länder, in welchen die Affenpocken endemisch sind, handelt. Das könnte weitere umfangreiche Kontrakte bedeuten, bei denen aber zumindest für einen Teil auch deutlich niedrigere Preise veranschlagt werden sollten (ähnlich der weltweiten Impfstrategie gegen Covid-19).
Um die Produktion zu steigern wurden mehrere Maßnahmen umgesetzt:
„• Scaling up of the bulk production and fill/finish line capacity by adding
more manpower
• Clearing the bulk production line to free up capacity for the monkeypox vaccine, including working on
outsourcing of RSV commercial manufacturing based on a new proprietary cell line technology
• Transferring
fill/finish to a U.S. based contract manufacturer to complement own filling capacity
• Exploring potential
new collaborations with third parties to further
scale up bulk and fill/finish capacity”
Mit den beiden neu einlizensierten Produkten
Dukoral und
Ixiaro wurden 39 Mio. DKK umgesetzt. Hier sollten in Zukunft weitere regelmäßige Umsätze folgen.
Mit
Mvabea (Ebola) wurde nichts umgesetzt. Der Mvabea-Absatz ist stark schwankend je nach Ausbruchsgeschehen in Afrika bzw. Bevorratungskampagnen durch betroffene Länder und internationale Organisationen.
Den
Ausblick auf den Rest des Jahres läßt BN unverändert, was meiner Meinung nach daran liegen dürfte, daß die Produktionskapazitäten größtenteils ausgelastet sein sollten. Daraus würde sich rein rechnerisch anhand der Ursprungsprognosen ein Jynneos-Umsatz von von 1.500 bis 1.600 Mio. DKK (ca. 200 Mio. $/€) ergeben. Für 2023 sind aber stark steigende Umsätze mit Jynneos zu erwarten.
In meiner derzeitigen Kalkulation aufgrund der vorliegenden Vertragsmeldungen und einem angenommen Preis von knapp 32 $ für das fill-and-finish aus vorhandenen Beständen für die USA sowie 50 $ für Neukunden komme ich für Jynneos auf ca. 240 Mio. $ (ca. 1.800 Mio. DKK) für 2023, 80 Mio. $ in 2024, 110 Mio. $ in 2025 und 140 Mio. $ in 2026. Dabei habe ich den am 18. Mai unmittelbar vor dem aktuellen Affenpockenausbruch verkündeten Vertrag für die Lieferung der gefriergetrockneten Variante gedanklich um ein Jahr verschoben, da ich damit rechne, daß sich in der zugehörigen Zulassung Verzögerungen aufgrund des derzeit auf die aktuelle Produktion verschobenen Fokus ergeben dürften. Sollte hier alles beim Alten bleiben, kämen in 2023 70 Mio. $, sowie in 2024 und 2025 jeweils 30 Mio. $ hinzu, während in 2026 130 Mio. $ wegfallen würden. All diese Zahlen sind, wie geschrieben, nur aufgrund der derzeit vorliegenden Verträge kalkuliert. Teilweise könnten sich hier aber Überschneidungen mit derzeitigen bzw. kommenden Lieferungen in Form der flüssig-gefrorenen Variante ergeben, welche das Gesamtvolumen schmälern würden. Weitere (umfangreiche) Verträge sind aber (sehr) wahrscheinlich. Nicht außer Acht gelassen werden sollte auch, daß der momentane Fokus ausschließlich auf den Affenpocken liegt. Ich persönlich könnte mir bei den nun sensibilisierten Regierungen auch einen umfangreicheren zukünftigen Bestandsaufbau zum Schutz vor einer möglchen Freisetzung der Pocken vorstellen.
Fazit:
Die Umsätze im Brot-und-Butter-Geschäft Mit Rabipur/Rabavert und Encepur zeigen schöne Steigerungsraten. In welche Richtung sich diese entwickeln, liegt zu einem Gutteil außerhalb des Einflußes von BN. Bei Dukoral und Ixiaro wird man schauen müssen, wie sie vom Markt angenommen werden, der Umsatzanteil dürfte allerdings vorerst überschaubar bleiben. Die Forschungsprogramme zu RSV und Covid-19 laufen nach Plan. Hier sind im Laufe der nächsten Monate (Covid-19) bzw. der nächsten zwei Jahre (RSV) Ergebnisse zu erwarten, die das (eventuelle) Potential erkennen lassen sollten. Mit Jynneos dürfte in den kommenden Jahren ordentlich Geld zu verdienen sein. BN schreibt nach wie vor, daß man durch die Jynneos-Verkäufe in 2022 sogar in den Break-Even-Bereich gehen könnte.
Ich gehe nach jetzigem Stand der Dinge davon aus, daß beginnend ab 2023 unter dem Strich ein Gewinn stehen dürfte. mehr »