Wir haben uns informiert im letzten Geschäftsbericht (9M/22) und folgende These aufgestellt:
- Als Finanzinvestition gehaltene Immobilien 225.466.983
- Liquide Mittel 2.178.232
Kurzfristige Verbindlichkeiten (Umzuschulden in 2023):
- Finanzschulden 65.649.140
- Kleinkram
insg. 72.348.021
Langfristige Verbindlichkeiten (Umzuschulden in 2024+):
- Finanzschulden 102.270.117
- Kleinkram, überwiegend latente Steuern
insg. 114.555.271
Insgesamt bedeutet das: 227 Mio € "Wert" vs. 187 t€ "Verbindlichkeiten" --> Da gibt es nur 40 Mio € Puffer, es hängt also sehr stark an der Werthaltigkeit der Immobilien bzw. ob deren Wert schöngerechnet ist oder realistisch.
Wenn wir rein auf die "LTV" schauen heißt es 168 / 225 ~ 75 % Beleihung auf den Immobilien.
Wenn man das vergleicht mit soliden Unternehmen (Vonivia, Dt. Euroshop, LEG, ...) --> Die liegen alle irgendwo zwischen 30 % und 40 % LTV.
Ist also ein enormes Risiko aus dieser Sicht, gerade da die Banken vorsichtiger werden was die Eigenkapitalforderungen angeht (müssen sie auch wegen der Regulierung).
Bei einem angenommenen Wertverlust von ca. 20 % (was gar nicht so unrealistisch klingt für diese D-Klasse Immobilien im Portfolio der AG) gäbe es bei Liquidation +/- 0, alles was darüber hinausgeht wird die Anleihegläuber direkt benachteiligen. Typischerweise gehen bei solchen Verfahren aber die Anleihegläubiger gut gerupft aus dem Prozess, da ja auch etliche Prozesskosten anfallen und dank "Insolvenz in Eigenverwaltung" alles schön intransparent bleibt.
Spannend ist die Sache mit der Eigentümerschaft. Elbstein AG und RW selbst sind ja nicht ganz arm. Und bei einem Szenario bei dem die Gläubiger einen Teil vom Kuchen wollen würden sie ihre gerade erst eingebrachten Eigenmittel verlieren. Für beide (Elbstein und RW) ist es eine sehr relevante Vermögensposition (> 30 % ihres privaten Vermögens).
Ich denke also ihre Motivation ist hoch, zahlen zu *wollen*. Ob sie das aber *können* angesichts der Marktlage und der geringen Liquidität der Muttergesellschaften fraglich. Im Gegensatz zu Dt. Euroshop haben sie keinen "Gönner" mit unendlich Kapital im Rücken (Otto Familie, Oaktree/Broofield Konglomerat).
Ich sehe die Verschiebung des Geschäftsberichts auf jeden Fall als deutliches Warnsignal, so haben ja auch die letzten Immobilieninsolvenzen allesamt angefangen (Eyemaxx, Adler, ...).
Positiv zu bewerten ist, dass hier keine speziellen Insolvenztricks ("Insolvenz in Österreich", ...) geltend gemacht werden können weil es einfach nur eine deutsche AG ist.
Gesamturteil: Spekulation pur, aber wenn es gut ausgeht natürlich sehr lukrativ. Wer ein paar Euro über hat für "Special Situations" und eine geringe Verlustaversion darf sich gerne daran versuchen.
Mir tun die Leute leid die das zu Kursen nahe 100 % gekauft haben. Aber da waren ja alle verzweifelt auf der Suche nach ein paar Prozentchen yield