Das Wesentliche im Blick zu behalten
kann schon mal schwer fallen, wenn links und rechts andauernd weitgehend Irrelevantes debattiert wird. Ob Umsatz im Q1 oder Q2 gebucht wird oder ob die Art der Verwendung des erwarteten Überschusses heute, in 3, oder in 6 Monaten verkündet wird, mag allenfalls für die Hin-und-her-Brüder (trader) interessant sein. Zuhörer des Q4-Calls haben auf Letzteres sowieso längst eine Antwort erhalten. Für alle über den 3-Tages-Horizont hinaus denkende Investoren sollten jedenfalls völlig andere Dinge im Vordergrund stehen.
So sah z.B. der Konsensus für Nordex im Q1 einen Umsatz von 1,584 Mrd. Euro sowie eine EBITDA-Marge von 4,8% voraus. Nun stand aufgrund des Timings ein etwas geringerer Umsatz von 1,435 Mrd. Euro in der ersten Zeile. Da sollte man eigentlich erwarten, dass die Renatbilität ebenfalls schwächer als prognostiziert ausgefallen sein sollte, da Kosten auf weniger Umsatz verteilt werden können. Umso erstaunlicher ist die tatsächlich berichtete EBITDA-Marge von 5,5%. Wo die gelandet wäre, wenn die Umsatzprognose getroffen worden wäre, kann jeder für sich selbst raten. In jedem Fall aber nördlich von 5,5%. Die Erkenntnis, die daraus abgeleitet werden kann, ist die, dass Nordex' Profitabilität offenbar deutlich besser ist, als sie in den Modellen der Analysten bisher angenommen wird.
Vielen Dank an Ajay Patel, der m.M.n. sehr gute Fragen im Call gestellt hat. U.a. diese: "Did I hear correctly today, you deliver a
5,5% EBITDA margin on a relatively light volume quarter, you’re on track to delivering increased profitability on service, you’re seeing strong orders in Germany from last year but also see the same this year given the sizable visibility on volume ahead of us. I’m trying to put these 3 things together and thinking, well,
[does] a 7% margin that we see as consensus the next year
in EBITDA look right given what you’re delivering over this year and
really this should be the worst margin quarter unless there is some sort of quarter to quarter effect that we need to take into account. And with that sort of mindset I just want you to maybe revisit - if you can - why 8% margin (the medium term target) is the right level for this type of business."
Offensichtlich denkt er also ganz ähnlich und man muss kein Nobelpreisgewinner sein, um sich ausrechnen zu können, in welche Richtung die Analysten demnächst ihre Schätzungen anpassen werden.
Wer wird sich in 6 oder 12 Monaten dafür interessieren, ob diese Woche irgendeiner seine Aktien partout bei €16 loswerden wollte, wenn dann völlig andere Umsatz- und Gewinnzahlen berichtet werden? Auch die längerfristige Perspektive gewinnt an Kontur wenn in Deutschland 2024 und 2025 Rekordwerte bei den Ausschreibungen erreicht werden, Genehmigungen und Umsetzungen zusammengenommen typischerweise round about 2-3 Jahre dauern. Da sollte sich jeder grob vorstellen können, wie die im Stamm-Markt Deutschland einzufahrenden Zahlen rund ums Jahr 2027 aussehen dürften.