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Hiberna
>> weiß jemand, welches Material für die Dämmung des Daches und der Kellerdecke
>> verwendet wird und welches Unternehmen dieses zur Verfügung stellt?
Ich glaube nicht, dass die Frage so einfach zu beantworten ist, da die Frage des Dämmstoffes u.a. davon abhängig ist, wie das Dach, die oberste Geschossdecke bzw. die Kellerdecke aufgebaut ist.
Einen Überblick, welche Möglichkeiten es da u.a. gibt, findest Du auf dieser Übersicht:
https://nei-dt.de/videos/
Grundsätzlich scheinen aber bei den gängigen Holzbalkendächern bzw. die oberste Geschossdecke solcher Dächer fast alle gängigen Dämmstoffmaterialen in Frage zu kommen:
Quelle: Oberste Geschossdecken dämmen - Holzdecken
www.youtube.com/watch?v=sDWg6F4l8aA
Mit der Dämmung von Kellern habe ich mich noch nicht beschäftigt. Aber auch bei der Kellerdecke kommt es auf die Ausführung an. Ich hätte gedacht, dass die meisten Kellerdecken aus Beton oder Stein sind und die Dämmung von unten angeklebt oder gedübelt wird. Damit wäre die Auswahl nicht ganz so groß wie beim Dach, weil es Dämmplatten sein müssen. Aber wenn ich mir diese Übersicht ansehe, gibt es wohl auch da eine große Auswahl:
Quelle: Kellerdecken dämmen - Stahlträgerdecken NEI
www.youtube.com/watch?v=Cp789llZiGA
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K1K1
Ehrlich gesagt ist mein Problem, dass zu viel meines Wissens auf diesem Gebiet auf Hören-Sagen bzw. Vermutungen von anderen beruht. Vieles stammt aus Zeitungen, die nicht erst seit dem EU-Vorschlag zur Gebäudesanierungspflicht voll mit Artikeln zu dem Thema sind. Aber Zeitungen sind auf dem Gebiet sicherlich nicht die besten Quellen, denn mein Eindruck ist, dass die Journalisten selbst zu wenig von der Materie verstehen, um unterscheiden zu können, wann sie nur eine Meinung widergeben und wann es sich um echtes faktenbasiertes Wissen handelt. Das wird m.M. u.a. daran deutlich, dass es viele widersprüchliche Aussagen zu dem Thema gibt.
>> M.E. ist das schwer vergleichbar, da die Klassen ja alle nicht einheitlich auf EU Ebene festgelegt
>> werden.
Stimmt. Aber bis 2025 soll die EU-weite Vereinheitlichung der Energieklassen noch erfolgen.
Ich kenne die Energieeinstufungen in den einzelnen Ländern nicht. Aber ich würde erwarten dass Häuser, die 50 Jahre oder älter sind (und bisher nicht saniert wurden), eine ähnlich schlechte Energieeffizienz haben - egal ob sie in Deutschland, Frankreich, Polen oder Österreich stehen. In Deutschland z.B. wurde erst nach der Ölkrise mit der Wärmeschutzverordnung von 1977 ein verpflichtender Mindestwärmeschutz für Neubauten eingeführt (siehe: https://www.energie-experten.org/energie-sparen/energieberatung/gebaeudeenergiegesetz/waermeschutzverordnung). Für Altbauten gibt es bisher kaum Verpflichtungen - außer der Pflicht nach einem Kauf die oberste Geschossdecke zu dämmen, wenn das noch nicht erfolgt ist. Ich nehme an, dass es in anderen Ländern beim Gebäudebestand nicht anders aussieht (Polen und Tschechien könnten ein positive Ausnahme sein, weil da schon seit Jahren sehr viel gedämmt wird). Deshalb vermute ich, dass es noch eine Menge alte energieinffeziente Häuser gibt. Die Fragen sind, wie viele sind es (die EU schätzt 35 Mio. Gebäude), was braucht es, um deren Effizienzklassen anzuheben und welches Geschäftspotenzial ergibt sich daraus für Sto?
Nach Daten der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (ARGE) in Kiel fielen im Jahr 2020 nach den deutschen Einteilungen etwa rund 31 Prozent der Miet- und Eigentumswohnungen in die Energieeffizienzklassen E bis H. Außerdem rund 51 Prozent der Eigenheime (Quelle Handelsblatt vom 24.03.2023). Ich finde, das ist eine ganze Menge.
Hier ist das ganze mal grafisch dargestellt, damit man sich eine bessere Vorstellung machen kann, um was es geht. Mehr als die Hälfte des deutschen Gebäudebestands wurde VOR 1978, also vor Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung, gebaut (Quelle: Handelsblatt 03.01.2022). Wobei ein Teil dieser Häuser seit dem vermutlich auch schon mal energetisch saniert wurden:
Quellen: https://www.effizienzhaus-online.de/energieeffizienzklasse/
>> Das mal aussen vor gelassen würde ich für Deutschland/Österreich sehr stark bezweifeln, dass die
>> Dämmung von Dach und Kellerdecke eine Halbierung (das wäre m.E. ganz grob der Unterschied
>> zwischen E und G derzeit in Deutschland) des Primär-/Endenergieverbrauch entsprechen könnten.
Könntest Du diese Vermutung irgendwie belegen? Denn sonst steht hier ja einfach nur Aussage gegen Aussage.
>> Da braucht es m.E. deutlich mehr. Gleichzeitige Umstellung auf KWK Fernwärme (niedriger
>> Primärenergiefaktor) bzw. auf eine Wärmepumpe könnte vielleicht reichen.
Hört sich gut an, widerspricht meiner Meinung aber einer Aussage, die im LEG Conference Call zum Q4 2022 getätigt wurde:
„We joined forces with a global Air2Air Heat Pump provider, Mitsubishi Electric. This technology does not only enable the electrification of the heating systems but also forms the missing piece to reduce the CO2 footprint of buildings with lower energy efficiency as well as buildings with existing decentral heating systems quickly and efficiently.
By applying an aid to our heat pump, we can upgrade the building from an energy efficiency class G to C even without any costly refurbishment. Just for LEG's portfolio, this approach reduces the cost of the decarbonisation path, which you can find again on Page 35 by around EUR 500 million until 2030. Volker will dive into that magic much deeper now, hoping that he's not carried away as the evangelist for sustainable innovation in LEG.” (Quelle: LEG Q4 2022 Earnings Call)
Eine Verbesserung von Energieklasse G auf C würde bedeuten, dass man ein Haus, dass bisher einem Verbrauch zwischen 200 bis 250 kWh/(m²/Jahr) hatte, nur durch den Einbau einer Wärmepumpe und ohne weitere Maßnahmen auf einen Verbrauch von von 75 bis 100 kWh/(m²/Jahr) bringt. Das ist weit mehr als eine Halbierung des Energieverbrauchs.
Wenn diese Aussage stimmt, dann wäre sie m.M. aus Sicht eines Sto Investors eine kleine Katastrophe.
Denn es würde bedeuten, dass ein großer Wohnungsbaukonzern und somit ein Zielkunde von Sto, mehr als die Hälfte seines Bestandes (= 51,2 % bzw. alle Einheiten in den Energieklassen G bis E) nur durch den Einbau von Wärmepumpen auf das Energielevel D oder höher heben könnte. Das Geschäft wäre dann für Sto für mindestens 10 Jahre verloren (ich gehe davon aus, dass es in den 2030er Jahren weitere Anhebungen der Energieeffizienzanforderungen geben wird). Nur für die 10,5 % des Bestandes in der Energieklasse H wären wohl noch zusätzliche Maßnahmen nötig. Da käme dann vermutlich auch Sto wieder ins Spiel.
Hier ist eine Übersicht des LEG Portfolios nach Energieeffizenzklassen. Vielleicht hat ja jemand noch eine andere Idee, wie man die Aussage aus dem Call interpretieren kann:
Ich will aber nicht verhehlen, dass Vonovia daraufhingewiesen hat, dass es für einen Wohnungsbaukonzern gar nicht so leicht ist, größere Wärmepumpen einzubauen:
Im Winter hat Vonovia „testweise 61 Wärmepumpen in einer Siedlung in Dortmund eingesetzt. Doch es hapert an der Umsetzung. »Wir bekommen die großen Wärmepumpen entweder nicht angeschlossen, weil die Kapazität des lokalen Stromnetzes nicht reicht«, erzählt Vonovia-Chef Rolf Buch, »oder der Anschluss kostet so viel wie die Wärmepumpen und die Heizkörper zusammen«. Im Schnitt zahlen Mieter jeden Monat allein für die Anschlusskosten 49 bis 65 Cent pro Quadratmeter zusätzlich. Dabei will Vonovia »warmmietenneutral« sanieren: Die Kaltmieten sollen im Schnitt nicht stärker steigen, als die Nebenkosten durch die Modernisierung sinken. Netto soll der Mieter also nicht belastet werden. Nur geht dieser Plan mit horrenden Anschlusskosten nicht auf. Buch will die schmerzhafte Erfahrung nicht als Fundamentalkritik an Wärmepumpen verstanden wissen. Die politische Entscheidung zugunsten der Elektrifizierung sei gefallen, sagt der Vonovia-Chef. »Das heißt für uns: Fotovoltaik auf die Dächer und Wärmepumpen. Der Dax-Chef sieht sich allerdings in einer privilegierten Situation: Vonovia arbeite seit Jahren an dem Thema, für den Konzern komme das geplante Verbot neuer Gasheizungen nicht unerwartet. Das sei anders für jene, die nun zum ersten Mal davon gehört haben. »Wir haben die Ingenieure, die so etwas konzipieren«, sagt Buch. Für den kleinen Eigenheimbesitzer gilt das nicht.« (Spiegel 11/2023 vom 11.03.2023)
Wie gesagt, man bekommt hier dauern widersprüchliche Aussagen, was es unheimlich schwer macht, sich ein genaues Bild zu machen.