Das hängt natürlich zuerst einmal von Deinem persönlichen Ansatz ab. Machst Du das zum Beispiel am EBITDA oder eher am Nettogewinn fest? Schaust Du auf Prozentwerte vom Umsatz oder auf Euro-Beträge? Und wenn ja, wie hoch müßten diese Werte sein, um
"deutlich profitabel" zu sein?
Am 11. April will Tonies, zusammen mit dem Geschäftsbericht für 2023, die Prognose für 2024 veröffentlichen. Diesen Termin könnte also interessant für Dich sein. Da erhoffe (und erwarte) ich mir auch wieder eine der umfangreichen Präsentationen, da ich die bisherigen sehr gut gemacht finde. Wenn Du in die letzte vom November 2023 (
https://ir.tonies.com/media/document/53f7d226-1541-48ab-a028…) schaust, findest Du auf Seite 23 die derzeitigen Kennzahlen und auch die "Mittelfrist"-Prognose. Was genau "mittelfristig" ist, dazu hält sich Tonies etwas bedeckt.
An den dort angegebenen Stellschrauben kannst Du dann nach eigenem Gefühl drehen. Ich habe es hier (
https://www.wallstreet-online.de/diskussion/937146-911-920/d…) mal gemacht:
"Als Treiber im kommenden Jahr sehe ich vor allem erheblich verbesserte Finanzkennzahlen. Ist der Free Cashflow laut IR in diesem Jahr noch mit 40 Mio. negativ, soll er im nächsten Jahr bereits positiv sein! Tonies übertrifft dabei zum Teil jetzt schon die eigenen Ziele für 2025/2026. So liegt die Zielgröße für die Lizenzkosten bei 12 % vom Umsatz, lag aber in H1/23 schon bei 8,6 % (2022: 12,3 %, 2021: 18,7 %). Die Marketingkosten liegen durchgehend unter dem Zielwert von 13 %, in H1/23 waren es nur 7,5 %. Sollten diese Werte gehalten werden können, und die anderen Werte die Zielgrößen erreichen, könnte das adj. EBITDA am Ende bei 25 % statt der anvisierten 16 % liegen – und damit fast 60 % höher als bisher prognostiziert. Laut IR sollen die Lizenzkosten zukünftig sogar noch sinken (durch Mengenvorteile, geringere Kosten in den USA verglichen mit DACH und durch einen höher als erwarteten Anteil eigenproduzierter (= lizenzfreier) Tonies)."
Schaut man auf die von mir oben verlinkte Übersicht in der Präsentation, sieht man aber nicht nur die von mir beschriebenen positiven Abweichungen, sondern als Gegenargument auch den deutlich über dem Mittelfristziel liegenden Personlaufwand (Kostenanteil in H1/23 bei 18,4 % gegenüber einem Mittelfristziel von 7 %). Das sehe ich aber eher entspannt. Dafür gibt es im wesentlichen zwei Gründe:
1. Die Saisonalität muß beachtet werden. Die oben genannten 18,4 % gelten für H1/23. Während die Gehälter aber über das Jahr gesehen relativ gleich bleiben sollten, ist die Umsatzverteilung sehr ungleich. In H1 macht Tonies etwas weniger als ein Drittel der Gesamtjahresumsätze, in H2 aber etwas mehr als zwei Drittel. Dadurch sollten die Personalkosten aufs Gesamtjahr gesehen ein deutlich niedrigeren Anteil am Umsatz ausmachen.
Wenn ich jetzt mal in H2 einen um 20 % höheren Personalaufwand (z.B. Ausbau der Aktivitäten / Saisonkräfte fürs Weihnachtsgeschäft /Weihnachtsgeld) annehme, käme ich nach ein paar Rechenschritten auf einen Gesamtjahresanteil von 13,2 %. Das ist immer noch deutlich höher als die 7 % aus der Mittelfristprognose, aber damit kommen wir zu...
2. Im Dezember letzten Jahres hat der IR-Chef von Tonies eine sehr gute Online-Präsentation mit anschließender Q&A-Session abgehalten (https://www.you tube.com/watch?v=AFihi5Y8P-s&t=2s -> Leerzeichen bei youtube weglassen), die ich Dir sehr empfehle, wenn Du ein Investment in Tonies erwägst. Ich habe in diesem Beitrag (
https://www.wallstreet-online.de/diskussion/1349175-31-40/to…) die meiner Ansicht nach wichtigsten Zitate daraus zusammengestellt. Dazu zählt:
" „medium term“ bei Margenerwartungen bedeutet 20225/2026: „wir werden sicherlich eine deutliche Verbesserung sehen in der Bruttomarge“…“wir haben siebzig Leute in den USA sitzen, die jetzt auch schon in der Lage sein würden, einen Umsatz zu stemmen von 700 Mio. €, den wir im Jahr 2025 erreichen wollen“ (23:00)
- „das heißt, die operativen Kosten in den USA werden nicht mehr so steigen wie der Umsatz. Das heißt, wir werden da auch operating leverage erreichen“ (24:00)"
Heißt, es wurden jetzt schon Peronalstrukturen aufgebaut, die einen weit höheren Umsatz stemmen könn(t)en. Damit sollte mit steigenden Umsätzen der Personlaufwand anteilig weiter sinken. Anmerkung: Die erwähnten 700 Mio. Umsatz beziehen sich allerdings nicht auf die USA, sondern auf Tonies Gesamtumsatz, siehe Seite 19 der Präsenation.
Zu diesen geannten zwei Punkten käme eventuell noch ein Dritter, bei dem ich mir aber nicht sicher bin, von daher sei er hier eher spekulativ erwähnt. Tonies hat in den letzten Jahren umfangreichen Content erstellt, zuletzt vor allem eine voluminöse Audio-Download-Bibliothek (welche ich für sehr margenstark halte). Allein die deutsche umfaßt Stand heute 3.530 Titel (
https://tonies.com/de-de/audio-content/) - im Vergleich zu 416 Tonies. Auch wenn hier ein weiterer Ausbau zu erwarten ist, dürfte ein hoher Anteil ein einmaliger Aufwand sein, da Geschichten von Benjamin Blümchen, dem Sandmännchen o.ä. nicht ständig erneuert werden müssen, sondern der einmal produzierte Content für immer neue Konsumentengenerationen verwendet werden kann. Anpassungen sind da nur marginale an den Zeitgeist nötig (statt ehemals einem Verbrenner wird dann ein Elektroauto gefahren; statt zum Metzger gehts in den Bioladen etc).
Von daher gehe ich davon aus, daß diese Kosten in Zukunft nicht mehr in gleicher Höhe anfallen werde. Spekulativ dabei ist, daß ich nicht weiß, ob diese Audio-Bibliothek inhouse produziert wird, sich also in den Personalkosten niederschlägt, oder ob sie extern eingekauft wird.
Fazit:
Ich perönlich rechne damit, daß Tonies die mittelfristige Zielmarge von 16 % adj. EBITDA deutlich übertreffen kann, und spekuliere (siehe obiges Zitat) eher auf 25 %. Allerdings kann es sein, daß Tonies in der Projektion weiter an den 16 % festhält, und erst bei Übertreffen dieser Marge diese korrigiert. Wichtig dafür ist, daß neben den Personalkosten auch der OPEX-Anteil deutlich sinkt, aber auch hier sollte die Skalierung entsprechende Effekte bewirken.
Für dieses Jahr gehe ich nicht von einem Nettogewinn aus, im Jahr 2025 könnte ich mir das (für die derzeitigen und geplanten Vertriebsgebiete) schon eher vorstellen. Eine wichtige Frage dabei ist aber, wie Tonies sich die weitere Expansion vorstellt. Denn natürlich sind große Teile der Welt noch weiße Flecken auf der Tonies-Landkarte. Theoretisch (und vielleicht auch praktisch) könnte Tonies noch viele Jahre jeden Cent in die weitere Expanssion stecken und so Gewinne in die ferne Zukunft verschieben. Solange aber die bereits existierenden Vertriebsgebiete dabei einen ordentlichen Gewinn abwerfen (und das ist laut Tonies für die DACH-Region auf jeden Fall der Fall, und auch für die USA als sicher vorauszusetzen), sollte das den Firmenwert deutlich steigern.
Laut dem Tonies-IR-Chef ist eine früher mal geplante Expansion nach China abgehakt, Indien kommt aus spezifischen Marktproblemen auch nicht in Betracht. Er lenkte den Fokus eher auf Japan. Ich persönlich bin nach wie vor überzeugt, daß eine Expansion in spanischsprachige Territorien deutlich attraktiver wäre. Zum einen spricht dafür die kulturelle Nähe, zum zweiten die Größe des Marktes (ein Vielfaches der japanischen Bevölkerungszahl, wenn auch weniger kaufkräftig), und zum dritten die Tatsache, daß es in den USA einen erheblichen Anteil an spanischsprachiger Bevölkerung gibt - deren Englisch zu einem Gutteil allerdings nicht ausreichend für englischsprachige Hörspiele sein dürfte (und die ihre Kinder vielleicht auch lieber Hörspiele auf Spanisch (mit lateinamerikanischen Charakteren) hören lassen wollen), deren Kaufkraft aber nicht unerheblich ist.
Momentan ruht der Tonies-Kurs noch wie ein stiller See, und bietet Einstiegswilligen die Möglichkeit eine Position aufzubauen. Für ein Sinken des Kurses spräche in einer idealen Welt (also vorbehaltlich einem Börseneinbruch) aufgrund der permanenten Zielerreichung (absolut außergewöhnlich für ein SPAC) eigentlich nichts, jetzt muß er nur noch steigen. Schaut man sich die Entwicklung der letzten Jahre an, ist es eigentlich schwer nachzuvollziehen, daß sich hier so gar nichts tut. Aber ich könnte mir auch vorstellen, daß irgendwann der Knoten mit einem Mal platzt, und dann die Post abgeht. Ein Trigger könnte zum Beispiel die Prognose der baldigen Ausweisung eines Nettogewinnes sein. Auch ein Anteilsverkauf der Gründer an einen (oder mehrere) Fonds o.ä. könnte ich mir vorstellen. Und häufig ergibt sich ja dann eine Ereigniskette: Stimmrechtsmeldungen -> höhere Sichtbarkeit -> höhere Bewertung -> Indexaufnahmen -> mehr Berichterstattung in Börsenblättchen usw., gern auch im mehrfachen Durchlauf Und nicht zuletzt kann es auch ein weicher Faktor sein. Zum Beispiel dürften viele US-Fonds Tonies noch gar nicht kennen - viel zu klein, viel zu weit weg... Aber wenn dann eines der Kinder von einem dieser Fondsmanager mit einem Mal so eine Toniebox geschenkt bekommt, diese intensiv nutzt, und der Manager-Vater sich dann irgendwann mal fragt, was da eigentlich für ein Geschäftsmodell dahintersteckt, dann: Bingo ;-)