checkAd

     1721  1 Kommentar Von hinten das Messer in die Brust

    Zum Jahreswechsel wird es richtig heftig werden für alle Kapitalanleger, die ihr Geld langfristig in Fonds und ETFs angelegt haben. Denn da fällt die Steuerfreiheit für die vor dem Jahr 2009 erworbenen derartigen Investments für die Zukunft weg. (Gewinne bis zum Jahresende 2017 bleiben allerdings steuerfrei.)

     

    Den Grund dafür, jedenfalls den, der vom Finanzministerium angegeben wird, habe ich gerade erst erfahren. Es geht um die sogenannten „Millionärsfonds“, in welche viele Anleger teilweise in zwei- oder dreistelliger Millionenhöhe ganze Wertpapier-Depots eingebracht haben, mit dem Ziel, die Wertpapiere innerhalb des Investmentfonds weiterhin kaufen und verkaufen zu können, ohne dass die erzielten Gewinne der Abgeltungsteuer unterliegen.

     

    Das heißt also: Weil die Reichen den Hals nicht voll kriegen können, nimmt man heute dem Familienvater, der für seine Rente in genossenschaftlichen Unifonds oder Ähnlichem spart, die zukünftige Steuerfreiheit.

     

    Wer damals, vor dem Jahr 2009, direkt Aktien gekauft hat, für den bleiben die Gewinne daraus auch weiterhin steuerfrei. Wer hingegen in Fonds oder ETFs investiert hat, steht ab dem 1.1.2018 dumm da.

     

    Das ist mal wieder typisch und ungerecht. Andererseits ist es aber auch gerecht. Denn Kapitalerträge gehören besteuert. Hier wird jetzt ein Steuerloch geschlossen. Aber eben nur zum Teil, denn die richtigen Fat Cats, die ihre Milliarden direkt in Aktien angelegt haben, weil sie nicht wie die Mittelschicht Fonds brauchen, um angemessen zu streuen, bleiben unbehelligt.

     

    Doch wer versteht die heutige Zeit überhaupt noch? Wo Rettungssanitäter regelmäßig von irregeleiteten Bürgern angegriffen werden, und wo die Rentenversicherung für ihr erfreulichen Rücklagen in Höhe von 33 Milliarden Euro in diesem Jahr Strafzinsen in Höhe von 10 Millionen kalkulieren muss.

     

    Wir müssen also gar nicht über Panama- oder Paradise-Papers reden. Es passiert alles direkt um die Ecke. Eine Frage bleibt für mich jedoch immer noch bestehen bei all den Konstruktionen von Stiftungen und Trusts, auf die ich noch niemals eine befriedigende Antwort bekommen habe:

     

    Was kann eigentlich einen vernunftorientierten Menschen dazu bewegen, sein Geld in eine Konstruktion zu investieren, in der anschließend allein ein Treuhänder über die Verwendung des Vermögens entscheidet? Denn was ist, wenn er damit ins Casino geht? Schade, dass man über die Schweineigel in diesen Sphären nie etwas liest.

     

    Ein völlig legales Steuerschlupfloch gibt es jedoch immer noch in Deutschland: Wer sein Geld in physisches Gold investiert, kann den Ertrag daraus nach einem Jahr steuerfrei vereinnahmen. So es denn welchen gibt. Und man ihm das Schließfach zwischenzeitlich nicht geknackt hat.

     

     

     

    Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte


    Bernd Niquet
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

    Mehr anzeigen

    Verfasst von Bernd Niquet
    Von hinten das Messer in die Brust Langfristanleger in Fonds und ETFs aufgepasst!

    Disclaimer