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    ICO  30813  0 Kommentare Schweizer Krypto-Skandal fordert Finma heraus?

    Das Ehepaar Arthur und Kathleen Breitman machen auf den ersten Blick einen ganz sympathischen Eindruck. Hinter dem nett lächelnden Paar steckt jedoch der größte ICO-Skandal der Schweiz. Sie erhielten circa 20 Millionen Dollar, während die Anleger befürchten nie einen Tezzie zu sehen. 

    Das Unternehmen Tezos wurde 2014 gegründet. Das junge französisch-amerikanische Ehepaar Arthur und Kathleen Breitman steht dahinter, denn sie wollten eine eigene Kryptowährung mit dem Namen Tezzie schaffen. Dazu haben sie im steuergünstigen US-Bundesstaat Delaware die Firma Dynamic Ledger Solutions (DLS) gegründet, die auch die Rechte an der Technologie hinter dem Tezzie hält. Zudem wurde eine Stiftung in der Schweiz gegründet. Die Technologie existiert allerdings noch gar nicht; zumindest ist sie nicht funktionsfähig und der Start des sogenannten Tezos Network wurde auf Februar 2018 verschoben, so die Luzerner Zeitung.

    Anfang Juli 2017 lancierten die Breitmans einen ICO - Initial Coin Offering - so wird in der Krypto-Szene eine Finanzierungsrunde genannt. Mit 232 Millionen Dollar war es der bis dahin höchste Betrag bei einem ICO weltweit. Investoren konnten sich in Form von Bargeld, Bitcoin und anderen Kryptowährungen beteiligen. Laut der Luzerner Zeitung ist derzeit unklar, wo sich das eingesammelte Geld befindet.

    Es gab einen großen Hype in der Community um den ICO, denn nach folgenden Schema konnten Investoren anlegen: "Start des Initial Coin Offerings ist der 1. Juli um 8 Uhr morgens und dauert 2000 BTC Blocks (ca. 2 Wochen). Dabei gibt es einen Bonus, der sich, beginnend bei 20 %, alle 400 BTC Blocks (ca. 2 Tage und 18 Stunden) verringert" (Quelle: Altcoinspekulant) - je früher man investierte, desto höher der Bonus.

    Ursprünglich soll das Geld an die in Zug - Gemeinde am Zugersee - sitzende Stiftung der Breitmans geflossen sein und damit beginnt ein äußerst komplexes Firmenkonstrukt, denn die Idee war, dass das geistige Eigentum – also der Code für den Tezzie – vom Firmensitz in Delaware zur Stiftung in der Schweiz transferiert wird. Quasi als Gegenleistung sollte nach dem ICO die Stiftung die Firma DLS der Breitmans kaufen, so beschreibt es die Luzerner Zeitung.

    Laut Medienberichten liegen die Breitmans seit Wochen im Streit mit dem von ihnen eingesetzten Stiftungspräsidenten, Johann Gevers. Er ist u.a. Gründer und CEO von Monetas, einer auf der Blockchain basierenden Transaktionsplattform mit einer eigenen, gleichnamigen Kryptowährung. Das Blockchain-Projekt der Breitmans ist blockiert und die versprochenen Tezzie-Token gibt es bislang auch nicht, so Finews.

    In den Fall ist auch Bitcoin Suisse verstrickt, denn alle Krypto-Transaktionen im Zusammenhang mit dem Tezos-ICO liefen über Bitcoin Suisse und das Unternehmen ist auch Vertragspartner im Tezos-ICO. Bitcoin Suisse ist der größte Schweizer Broker und Verwalter für Krypto-Assets. Bei dem ICO wurden 65.700 Bitcoins und 361.000 Ethereum gegen Tezzies getauscht, jedoch ist der Gegenwert bislang null Dollar, denn die Breitmans haben keinen einzigen Tezzie ausgegeben.

    Laut den Aussagen von Niklas Nikolajsen, Co-CEO von Bitcoin Suisse und Verwaltungsratspräsident, sind die Mittel der Anleger sicher und es gebe keine Anzeichen für eine Missmanagement, so Finews. Nikolajsen sagte, dass die Tezos-Stiftung nach wie vor den größten Teil der Einnahmen aus dem ICO kontrolliert und nur ein geringer Teil der Krypto-Währungen sei aus Absicherungsgründen in traditionelle Währungen getauscht worden.

    Bitcoin Suisse schliesst die Möglichkeit aus, dass Tezos-ICO-Teilnehmer ihre Anlagesumme zurück erhalten, denn dies sei so in den ICO-Bedingungen festgehalten worden. Unterdessen hat der Tezos-ICO weltweit für Schlagzeilen gesorgt – auch weil die Abwicklung über eine Schweizer Stiftung offensichtlich den Zweck hatte, mögliche regulatorische Einschränkungen zu umgehen. Enttäuschte Anleger haben deshalb eine Sammelklage vor dem Superior Court of California in San Francisco eingereicht. Hierin wird behauptet, dass die Organisatoren von Tezos gegen die US-Wertpapiergesetze verstoßen haben. Die Klage verlangt, dass die Kläger eine Rückerstattung sowie Schadenersatz erhalten. Angeklagt werden die Gründer Kathleen und Arthur Breitman, Strange Brew Strategies - die beteiligte Marketingfirma, sowie die Tezos-Stiftung. Laut Reuters haben die Marketingagentur und die Tezos-Stiftung jede Aussage verweigert. Mehrere US-Kanzleien werden sich mit dem Tezos-ICO beschäftigen.   

    Das Model der Breitmans war denkbar einfach und wird vielfach in der Krypto-Szene verkauft: Es sollen eine der drei werthaltigsten Krypto-Währungen gegen eine der inzwischen über 1.200 Nachahmer eingetauscht werden. Die Überzeugung lautet, dass die neu erfundene Krypto-Währung besser, sicherer und demokratischer als Bitcoin sei.

    Das Zuger "Crypto Valley", also die Ansammlung von Firmen, die sich in der Region niederließen, um Kryptowährungen wie Bitcoin herauszugeben oder zu handeln, wurde vielfach gelobt und zu einem Begriff über die Branche hinaus, so die Luzerner Zeitung. Nun könnte es ruhiger werden, denn die Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) wird sich zukünftig intensiver mit dem Phänomen ICO beschäftigen. Auf der Finma-Warnliste stehen die Unternehmen: Suisse Finance GmbH, Euro Solution GmbH und Animax United LP. Darüber hinaus hat die Finma auch echte Kryptowährungen im Visier, wie den BIC Token der Firma BCiiC.

    Die Seite TechCrunch hat die 100 wichtigsten Kryptowährungen erfasst und mit nur weniger Worten beschrieben. Für Anleger wird deutlich, dass es sich vielfach um sogenannte Bitcoin-Clones handelt, siehe hier.

     




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