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     1894  1 Kommentar Das Börsenwort des Jahres 2017 - Seite 2

    Nein, wir leben grundsätzlich nicht im Anlegerparadies. Schwarze Schwäne sind nicht ausgestorben. Aber muss man sie denn herbeisehnen? Man hört und liest derzeit viel davon, dass die Welt zu einem sehr unsicheren Platz geworden ist. Aber war früher alles besser? Oder haben wir nur diesen Eindruck, weil in unserem Medienzeitalter ein hohes Interesse an Blut, Schweiß und Tränen und nicht zuletzt an Klicks und Quoten besteht?  

    Ich unterstelle den verantwortlichen Politikern immer noch so viel Weisheit, dass sie wissen, was sie tun. Ein US-Präsident kann zwar Alleinunterhalter sein, ein Alleinherrscher ist er nicht. Die zweite Regierungsreihe tut alles dafür, dass Amerika unter Trump nicht über die Stränge schlägt. Auch in Amerika gibt es mehr Ketten als bissige Hunde.

    Die Schutzheiligen der Aktien machen sich auch 2018 nicht vom Börsen-Acker

    Das klassische Aktienmarktrisiko wird sich nicht mehr zeigen: Ein Zinsschock über die Notenbanken. Und heute, wo die Fallhöhe einer neuen Schuldenkrise weit größer ist als jemals zuvor, wird kein Notenbanker unserer Finanzwelt das Schicksal eines alternden Boxers zumuten, bei dem der letzte Kampf einer zu viel war. Auch die Politik will keinen Finanzkollaps, der sich zügig in einen Wirtschaftskollaps weiterentwickelt.

    Selbst weitere Zinserhöhungen der US-Notenbank oder das Auslaufen der Anleihekäufe der EZB durchkreuzen diese Einschätzung nicht. Denn hinter dieser vordergründig vertrauensbildenden Maßnahme versteckt sich im Kern nur eine Geldpolitik, die Zinsen und Anleiherenditen tunlichst unter der Inflationsrate hält. Nach offizieller Preissteigerung negative Realzinsen - von der tatsächlich deutlich höheren Inflation ganz zu schweigen - sind genauso wenig restriktive Zinspolitik wie Wackelpudding Stahlbeton ist. Was die Finanzminister freut, bedeutet für Anlegerinnen und Anleger, dass Zinspapiere auch 2018 so attraktiv wie Fußpilz bleiben.  

    Vor diesem Hintergrund spricht 2018 mehr für das 10. Jahr des Aktienaufschwungs als für das Gegenteil, selbst wenn es schwankungsanfälliger vorgeht. Dabei hilft übrigens auch mehr Fundamentalismus in Form einer besseren Weltkonjunktur und steigenden Unternehmensgewinnen. Jene Untergangspropheten, die sich zu Weihnachten nichts sehnlicher wünschen als einen Börsencrash, damit sie behaupten können, sie hätten es ja immer schon gewusst, sei gesagt, dass immer nur der Aktienmarkt allein Recht hat. Man muss sich in der heutigen Zeit mit den Tatsachen abfinden, die man vorfindet, nicht mit denen, die man gerne hätte. Man muss heutzutage (geld-)politisch denken, um die Aktienmärkte zu verstehen.

    Ich bin frohen Mutes, dass das Börsenwort 2018 nicht „Crash“ lauten wird.     

    Rechtliche Hinweise / Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG

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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver
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