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    Pikettys neue Studie  2530  0 Kommentare Die Klage über die "Schere zwischen Arm und Reich"* - Seite 2

    Inzwischen hat Piketty selbst unter dem Eindruck der vernichtenden Kritik zentrale Thesen zurücknehmen müssen. Mein wichtigster Einwand lautet jedoch: Es ist gar nicht entscheidend, ob die "Vermögensungleichheit" zunimmt oder nicht, sondern ob der Lebensstandard der Menschen insgesamt durch die Entwicklung des Kapitalismus eher angehoben wird oder nicht. Piketty beklagt, in den Jahren 1990 bis 2010 sei die Schere zwischen Arm und Reich mit Blick auf Einkommen und Vermögen auseinandergegangen. Tatsache ist jedoch, dass gerade in diesen Jahrzehnten Hunderte Millionen Menschen weltweit - dank der Ausbreitung des Kapitalismus - aus der bitteren Armut entronnen sind.

    Das Beispiel China
    Ist es für diese Hunderten Millionen Menschen entscheidend, dass sie nicht mehr hungern und der Armut entronnen sind oder dass sich - möglicherweise - im gleichen Zeitraum das Vermögen von Multimillionären und Milliardären noch stärker vermehrt hat als ihr Lebensstandard? Die Entwicklung Chinas zeigt, dass steigendes Wirtschaftswachstum - auch bei gleichzeitig steigender Ungleichheit - den meisten Menschen zugute kommt. Hunderten Millionen Menschen in China geht es heute sehr viel besser, und zwar nicht obwohl es so viele Millionäre und Milliardäre gibt, sondern gerade deshalb, weil Deng Xiaoping die Parole ausgegeben hatte: "Lasst einige erst reich werden." Deng hatte Recht damit, dass der wirtschaftlichen Entwicklung die Hauptpriorität eingeräumt werden müsse, was sich an folgenden Tatsachen zeigt: Untersucht man, in welchen Provinzen die Armut in China in den vergangenen Jahrzehnten am meisten zurückgegangen ist, dann sind es die mit dem höchsten Wirtschaftswachstum. Und noch etwas anderes ist bemerkenswert: Die Chancen für sozialen Aufstieg sind laut den Untersuchungen des renommierten Ökonomen Zhang Weiying in den vergangenen Jahrzehnten in China ganz erheblich gestiegen. Zugleich hat die Ungleichheit zwischen Arm und Reich in China in diesen Jahren stark zugenommen. 2012 lag der Gini-Index, der die Einkommensungleichheit misst, bei 0,47 für China, wobei er in den Städten niedriger ist als in den ländlichen Gebieten.


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
    Pikettys neue Studie Die Klage über die "Schere zwischen Arm und Reich"* - Seite 2 Viel Aufmerksamkeit bekommt eine neue Studie des linken Ökonomen Thomas Piketty zu seinem Lieblingsthema, nämlich der "Schere zwischen Arm und Reich".

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