Geldanlage-Report
Siebert Financial - Highflyer mit faszinierender Historie - Seite 2
Blockchain-Anhänger gehen davon aus, dass die Technologie mittelfristig den Wertpapierhandel revolutionieren könnte, in dem Börsen als Vermittler quasi ausgeschaltet werden. Käufer und Verkäufer würden dann direkt miteinander in Beziehung treten. Overstock gilt bereits jetzt als das Bindeglied zwischen der Kryptowährungsszene und der Wallstreet, weil das Unternehmen als erstes an einer "herkömmlichen" Börse gelistetes Unternehmen ein so genanntes Initial Coin Offering (ICO) plant.
Was das genau für Produkte aus der Partnerschaft mit Siebert hervorgehen sollen und wann bzw. ob diese jemals eingeführt werden, bleibt aber im Dunkeln.
Fakt ist: Rechtzeitig zum 50. Jahrestag der Unternehmensgründung, anlässlich dessen die aktuelle Vorstandsvorsitzende Gloria E. Gebbia am 22. Dezember die Eröffnungs- und Schlussglocke an der NYSE läuten wird, ist das Unternehmen damit in den Schlagzeilen wie lange nicht mehr.
Warum ist der Deal für beide nützlich?
Aus meiner Sicht ist das Ganze keine große Sache. Der Deal ist zwar für beide Partner nützlich, aber die daraus zu ziehenden finanziellen Vorteile dürften eher gering sein.
tZERO hilft er dabei, Speedroute bekannter zu machen und die neue Plattform in der Praxis zu erproben. Zudem hilft jede zusätzliche Aufmerksamkeit für tZERO im Vorfeld des für Montag geplanten ICOs.
Im Rahmen von ICOs verkaufen Kryptoprojekte ihre eigenen Coins an Anleger, um so ihr weiteres Wachstum finanzieren zu können. ICOs sind im Moment extrem beliebt, weil es bisher noch kaum Regulierungsvorschriften gibt. tZERO will so über 500 Millionen US-Dollar einnehmen. Gelingt das, hätte Overstock genug Kapital, um die modular aufgebaute Blockchain-Plattform auszubauen. Im September hatte tZERO ein Joint Venture mit der Argon Group und der RenGen LLC bekanntgegeben, um die erste ICO-Börse zu lancieren, welche den SEC- und FINRA-Vorschriften entspricht.
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Siebert dagegen leidet unter einem enormen Konkurrenzkampf im Online-Brokerage. Branchenriese Charles Schwab bietet den Aktienhandel derzeit für einen Fixpreis von 4,95 US-Dollar je Transaktion an. Gleichzeitig vermarktet Schwab die eigenen Indexfonds (Schwab Mutual Funds) für rekordniedrige Managementgebühren von 0,03 Prozent pro Jahr.
Dadurch verloren kleinere Player wie Siebert zuletzt viele Kunden. Trotz des boomenden Aktienmarktes gingen die Zahl der Trades und die eingenommenen Gebühren je Trade im letzten Quartal bei Siebert sogar zurück (50.025 Trades vs. 54.636 Trades im gleichen Quartal des Vorjahres). Mit Marketing-Deals wie der Overstock-Kooperation versuchen die New Yorker nun gegenzusteuern.