Geldanlage-Report
Siebert Financial - Highflyer mit faszinierender Historie - Seite 3
Aber ruinieren sich die Discount-Broker mit solchen Kampfpreisen nicht selbst? Nein, zumindest nicht im aktuellen Umfeld. Denn:
Siebert profitiert wie quasi alle Finanzaktien von den zuletzt steigenden Zinsen. Die Zinseinnahmen kletterten im dritten Quartal um 115 Prozent auf 1,85 Millionen US-Dollar. Dabei geht es nicht nur um Zinseinnahmen aus festverzinslichen Anlagen, sondern auch um Einnahmen aus Marginzinsen, die Kunden an Siebert bezahlen, wenn sie ihr Depot überziehen und auf Kredit spekulieren. Hinzu kommen Einnahmen durch so genannte 12b-1- Gebühren. Das sind Vermittlungsprovisionen, die Siebert von Fondsgesellschaften erhält, wenn die eigenen Privatkunden in diese Fonds Geld investieren.
Kickback-Zahlungen als sprudelnde Profitquelle für Discount-Broker
Diese Einnahmequelle ist derzeit der Renner bei Discount-Brokern:
Charles Schwab bietet seinen Kunden an, dass sie ohne Transaktionskosten in bestimmte ETFs investieren können und kassiert dann die "Kickbacks" von den Fondsgesellschaften, als wiederkehrende Gebühren, abhängig von der Summe der Anlagegelder, die Schwabs Kunden in diese Fonds investiert haben. Im vergangenen Quartal waren das ungefähr 510 Milliarden US-Dollar. Daraus erlöste Schwab hochmargige Gebühreneinnahmen von satten 244 Millionen US-Dollar.
Kurzer Exkurs: Diese Entwicklung muss im übrigen nicht positiv für die Kunden sein, denn Ameritrade, ein anderer US-Broker, der eine ähnliche Strategie verfolgt, hat aus der Liste der ETFs, die Kunden gebührenfrei erwerben können, wirklich günstige ETFs mit rekordniedrigen laufenden Kosten wie die von Vanguard gestrichen. Stattdessen werden so genannte Smart Beta-ETFs vermarktet, die eigentlich getarnte aktiv gemanagte Fonds sind und entsprechend höhere Gesamtkosten (Total Expense Ratios) aufweisen.
Letztlich wird so die eigentliche Idee der ETFs ad absurdum geführt, die ja eigentlich vorsieht, dass eben alle Einzelaktien aus einem Fonds entsprechend ihrer Gewichtung im Index gekauft werden. Und ob die Smart Beta-ETFs wirklich eine Outperformance bringen ist fraglich. Am Ende des Tages zahlen die Kunden somit über die höheren Jahresgebühren unter Umständen mehr als sie durch die entfallenden Gebühren beim Kauf einsparen.