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    Aktuelle Umfragen  5247  3 Kommentare So denken die Deutschen Anfang 2018 - Seite 2

    Mehrheit für Obergrenze
    Ein ähnliches Bild ergibt sich laut Insa beim Thema "Obergrenze". 68 Prozent der Deutschen sind für eine Obergrenze, nur 21 Prozent sind dagegen. Wiederum ist die Zustimmung bei AfD- und FDP-Wählern mit 90 bzw. 79 Prozent am höchsten. Und wiederum sind nur die Grünen-Wähler klar gegen eine Obergrenze. Aber selbst unter ihnen ist mehr als jeder dritte (37 Prozent) dafür. Dabei darf man annehmen, dass der Begriff "Obergrenze" für die Befragten eher symbolische Bedeutung hat - im Sinne eines starken Plädoyers für eine deutlich restriktivere Zuwanderungspolitik. Denn es ist kaum anzunehmen, dass beispielsweise 90% der AfD-Wähler tatsächlich dafür sind, 200.000 zusätzliche Flüchtlinge im Jahr aufzunehmen, wie das laut der "Obergrenzen"-Regelung vorgesehen ist.

    Deutsche denken egalitär
    Die Insa-Umfrage zeigt einen starken Hang zum Egalitarismus, und zwar fast quer durch die Parteien.

    Erstes Beispiel "Bürgerversicherung" (gemeint ist damit bekanntlich die Einheits-Zwangsversicherung und die Abschaffung der privaten Krankenkassen): 51 Prozent sind dafür, 24 Prozent sind dagegen. Erwartungsgemäß finden sich die meisten Anhänger in der Linkspartei (72%) sowie bei der SPD (64%) und den Grünen (62%). Aber auch bei CDU/CSU und AfD sind immerhin 45 Prozent dafür. Nur die FDP-Wähler sind klar dagegen - von ihnen sind nur 33 Prozent für die Einheits-Zwangsversicherung. Die linke Propaganda gegen die "Zweiklassenmedizin" hat also Wirkung gezeigt.

    Zweites Beispiel: "Solidarrente". Auch dies ist ein Euphemismus - so wie der Begriff der Bürgerversicherung. Gemeint ist, dass noch stärker aus Steuermitteln die Renten für Geringverdiener aufgefüllt werden sollen. Eine relative Mehrheit von 48 Prozent ist dafür, 22 Prozent sind dagegen. Erwartungsgemäß ist die Zustimmung bei Anhängern der Linken mit 74 Prozent am größten. Nur die Wähler der FDP sind mit großer Mehrheit dagegen.

    Drittes Beispiel: "Reichensteuer". Insa fragte, ob "Superreiche" stärker besteuert werden sollten. Die meisten Befragten denken offenbar: "Ich bin ja nicht superreich, und wenn die anderen mehr zahlen, bin ich dafür". Dabei zahlen bekanntlich jetzt schon die oberen 1% der Spitzenverdiener 22% der Einkommensteuer. Aber das ist es den meisten Deutschen offenbar noch nicht genug: 71 Prozent sind für eine stärkere Besteuerung von "Superreichen", 17 Prozent dagegen. Erwartungsgemäß ist die Zustimmung wieder bei Linken (86%), Grünen (81%) und SPD (78%) am größten. Aber auch in der AfD-Wählerschaft sind 70% dafür. Hierin spiegelt sich wider, dass die AfD, die vor Jahren einmal mit einem wirtschaftsliberalen Programm angetreten war, inzwischen viele Wähler von enttäuschten SPD- und Linken-Wählern gewonnen hat, die egalitär denken. Besonders in Ostdeutschland, wo die sozialistisch erzogenen Menschen besonders egalitär eingestellt sind, hat sich die AfD als "Partei der sozialen Gerechtigkeit" profiliert und spricht stark ehemalige Linken-Wähler an. Die geringste Zustimmung zur Reichensteuer (51% im Vergleich zu 71% in der Gesamtbevölkerung) gibt es bei der FDP. Aber dass selbst bei deren Wählerschaft inzwischen jeder zweite für Steuererhöhungen für Reiche ist, zeigt schlaglichtartig, wie stark die egalitäre Stimmung im Lande ist. Jahrelange Hetze in den Medien und von den linken Parteien gegen "raffgierige Manager", gegen Unternehmer und "Superreiche" zeigen ihre Wirkung, wie ich bereits unlängst in einem Beitrag analysiert habe, in dem auf aktuelle Umfragen verwiesen wurde, wonach Manager und Unternehmer stark an Vertrauen eingebüßt haben. Was mit Blick auf andere Minderheiten so sehr verpönt ist, nämlich "Pauschalverurteilungen" und "Generalverdacht", ist bei Unternehmern und Unternehmensvorständen an der Tagesordnung und findet sogar breite Zustimmung: Jeder einzelne Fall einer Verfehlung wird sofort generalisiert und gibt neuen Zündstoff für Hetze und Neiddebatten.


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
    Aktuelle Umfragen So denken die Deutschen Anfang 2018 - Seite 2 Aktuelle Umfragen belegen: Kein Problem bewegt die Deutschen stärker als die Begrenzung der Zuwanderung. Aber auch egalitäre Forderungen - Reichensteuer und Bürgerversicherung - finden viel Zustimmung.

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