Platin – Mehr Unsicherheit als Möglichkeit
ETF Securities Ausblick 2018 - Seite 2
Europäische Automobilnachfrage kommt Platin zugute
Der Automobilabsatz in Europa, der von Dieselfahrzeugen dominiert wird, nimmt an Fahrt auf. Da die Anteilsverluste des Dieselmarktes schrittweise und kontinuierlich erfolgen werden, dürfte die Platinnachfrage weiter gut gestützt bleiben. Auf mittlere Sicht dürften der Preiserholung des Edelmetalls zudem die zunehmend strengeren neuen Emissionsstandards in Europa zugutekommen.
Platin ist beim Einsatz in Katalysatoren etwa doppelt so effektiv wie Palladium. Ein potenzieller Austausch der beiden Edelmetalle hängt davon ab, ob die Automobilhersteller den Abschlag, den Platin derzeit gegenüber Palladium aufweist, als nachhaltig erachten. Darüber hinaus könnten Sorgen hinsichtlich einer Angebotsverknappung bei Palladium (2018 wird mit einem Defizit gerechnet) auf lange Sicht zu einer Suche nach Palladiumalternativen führen.
Spekulatives Interesse dürfte nur vorübergehender Natur sein
Die überdurchschnittliche Wertentwicklung von Palladium ist zu einem großen Teil auf das spekulative Kaufinteresse infolge des günstigen Umfelds für das Edelmetall zurückzuführen. In der ersten Juniwoche stieg der Zinssatz für Palladiumleihen sprunghaft von 3,5 Prozent auf 16 Prozent an, was den Angebotsengpass bei Palladium unterstreicht. Scheinbar konnte der relativ kleine Markt nicht mit dem starken Kaufinteresse aus Asien mithalten. Der Palladiummarkt ist der kleinste und am wenigsten liquide Markt unter den vier handelbaren Edelmetallen und zudem nach wie vor anfällig für starke Preisschwünge, die durch plötzliche spekulative Mittelflüsse ausgelöst werden.
Die Forward-Kurve der Edelmetalle verzeichnet in der Regel ein Contango, d.h. die zukünftigen Preise liegen über dem aktuellen Preis. Die Forward-Kurve von Palladium befindet sich nun allerdings bereits seit fast neun Monaten in einer Backwardation, worin das knappe Angebot am Markt zum Ausdruck kommt. Während Rohstoffengagements bei einem Contango mit Kosten verbunden sind, stellt eine Backwardation einen Vorteil dar. Vor diesem Hintergrund ermöglicht die Neigung der Palladium-Kurve, die sich in einer Backwardation befindet, es den Spekulanten, die günstigeren Forward-Kontrakte zu kaufen und diese entlang der Preiskurve in die Segmente mit höheren Kassapreisen zu verlängern. Somit konnten sie sich im derzeitigen, von niedrigen Renditen geprägten Umfeld eine extrem attraktive positive Rollrendite sichern. Daher fällt der Großteil der Palladiumnachfrage in die Gegenwart, und mit Blick auf die Zukunft dürfte der Optimismus nachlassen.