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     1340  1 Kommentar US-Dollar: Totgesagte leben länger - Seite 2

    Seit einem Jahr unter Druck

    Waren sich die Beobachter vor einem Jahr noch sicher, bald die Parität zwischen Euro und Dollar zu sehen, so ist die Stimmung heute – nachdem der Dollar gegenüber dem Euro rund 20 Prozent verloren hat – eine völlig andere. Nach einer mehrjährigen Zwischenerholung scheint der US-Dollar wieder auf den Kurs des dauerhaften und nachhaltigen Verfalls geschwenkt zu sein. Dabei wird er an den Märkten als noch unattraktiver angesehen, als der Euro.

    Die Mehrheit der Marktteilnehmer wettet auf einen weiter starken Euro beziehungsweise einen dauerhaft tiefen US-Dollar. Alleine diese Tatsache spricht aus meiner Sicht für eine Erholung des US-Dollars. Aus dem gleichen Grunde – nur in umgekehrter Richtung – habe ich vor einem Jahr auf eine Schwäche des US-Dollars gesetzt. Allerdings hat auch mich das Ausmaß der Dollar-Schwäche bzw. der Euro-Stärke überrascht.  

    Theoretisch war ein stärkerer Dollar zu erwarten

    Dabei waren die Überlegungen, die zur Erwartung eines stärkeren Dollars führten, gar nicht so falsch. Stärkeres Wirtschaftswachstum, anziehende Inflation und ein größerer Finanzierungsbedarf des Staates sollten zu steigenden Zinsen in den USA führen und damit zu einer relativ höheren Attraktivität des US-Dollars. Befördert werden sollte dies durch die Steuerreform in den USA, die nicht nur zu Wirtschaftswachstum, sondern auch zu einer Rückkehr von im Ausland geparktem Geld in die USA führen sollte und damit einer steigenden Nachfrage nach US-Dollar. Nicht zuletzt wurde und wird erwartet, dass die US-Notenbank Fed ihre Bilanz verkürzt, also als Käufer für Staatsanleihen ausfällt und die Zinsen erhöht. Alles für sich genommen gute Gründe, auf eine steigende Attraktivität des US-Dollars zu setzen.

    Dass es anders kam, wird vor allem auf die immer offener protektionistische Politik der US-Regierung zurückgeführt. Da diese lauthals einen schwachen Dollar befürwortet und vor ersten Einschränkungen im Handel nicht zurückschreckt, fürchten die Investoren die Folgen und meiden schon alleine deshalb den US-Dollar. Auch sind Finanzassets außerhalb des Dollarraumes relativ billiger und ziehen damit mehr Investorengelder an, die dann in zweifacher Weise profitieren: von steigenden Preisen und von einem Währungsgewinn. Beide Faktoren haben jedoch nur einen zeitweisen Einfluss auf den Kurs einer Währung. Dauerhaft gelingt es nicht, eine Währung schwach zu reden. Kapitalströme sind ebenfalls nur temporär und legen die Grundlage für künftige Turbulenzen an den Märkten.


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    Daniel Stelter
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    Dr. Daniel Stelter ist Makroökonom und Gründer des Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Von 1990 bis 2013 war Stelter Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group (BCG), wo er von 2003 bis 2011 weltweit das Geschäft der BCG Praxisgruppe Corporate Development (Strategie und Corporate Finance) verantwortete.

    Er ist Autor mehrerer Bücher. Sein aktuelles Buch „Das Märchen vom reichen Land - Wie die Politik uns ruiniert“ war auf der SPIEGEL Bestsellerliste. Twitter: @thinkBTO
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    Verfasst von Daniel Stelter
    US-Dollar: Totgesagte leben länger - Seite 2 Dieser Kommentar von mir erschien bei der WirtschaftsWoche online: Vor einem Jahr noch war das Interesse am Dollar groß, heute ist der Euro der Liebling der Märkte. Wie lange noch? Zugegeben, der Titel des Beitrages würde noch besser auf den Euro …