Interview
DNA des Erfolges - Stadt der Zukunft 2040 - Seite 2
Volz: Die Studie berücksichtigt auch die Veränderung unserer Städte. Dort wird das produzierende Gewerbe immer mehr an Bedeutung verlieren. Büros sind das Thema beim Gewerbe. Innovationen aller Arten, die nur an Wissensstandorten zu realisieren sind, bedeuten, Städte zukunftsfähig zu machen. Innovation gelingt dann besonders gut, wenn der Druck hoch ist. Deutschland geht es vielerorts noch zu gut, es besteht gerade in unseren Metropolen die Gefahr, die Entwicklung zu verschlafen. Karlsruhe und München zeigen bereits Vorbildcharakter.
Nun fließt ein Großteil der Bundes- und Landesmittel sehr häufig in die Landeshauptstädte, oder auch in Städte, die ohnehin schon als innovativ gelten. Gehen andere, kleinere Städte etwa in den neuen Bundesländern oder auch in Landstrichen Niedersachsens da nicht völlig unter?
Volz: Unter den Top-30-Städten des MCI-Index befinden sich auch kleinere Städte wie Braunschweig, Trier oder Halle. Und natürlich gibt es Orte in Deutschland, die mit Abwanderung leben müssen. Wichtig zu wissen ist, dass die Studie nur Zuzugsstädte betrachtet, nur sie sind für uns in diesem Zusammenhang relevant. Der Morgenstadt-Index gibt uns wichtige Anhaltspunkte, welche Städte gut auf die Zukunft vorbereitet sind und welche noch Nachholbedarf haben. Insofern nimmt das dann schon zumindest Einfluss auf Investitionsentscheidungen.
Welche Menschen werden dann in diesen dynamischen, umweltgerechten Wissensstädten leben?
Schwatlo: Es leben dort junge Kreative mit den jung gebliebenen Älteren zusammen. Das funktioniert beispielsweise gut in Städten, in denen viele qualifizierte Menschen leben und arbeiten. Es ist ein Zusammenwirken aus kreativen Start-ups, jungen Erfindern und modernem, gegenseitig bedingtem Arbeiten in fast wohnlicher Atmosphäre. Dort sind viele "Mittelstandsstädte" weit fortgeschritten.
Es klingt ein wenig so, als wären weniger gebildete oder auch weniger wohlhabende Menschen kein fester Bestand einer Zukunftsstadt. Ist der Platz für diese Menschen denn eher am Stadtrand?
Volz: Das ist selbstverständlich nicht der Fall. Wenn sich nur noch Wohlhabende das Leben in einer Stadt leisten können, dann funktioniert sie nicht. Eine Stadt braucht einen initiativen, pulsierenden Untergrund. Und nicht zuletzt begründet sich eine Stadt auf dem Zusammenspiel einer Vielzahl von Berufen. Vom Erzieher, Kranken- und Altenpfleger sowie Mitarbeiter in der Gastronomie bis hin zum Banker, Architekten und Arzt.