Amazon: der Online-Riese wächst weiter - Sollten Anleger die Aktie im Depot haben?

Wer kennt es nicht: man braucht schnell ein Geschenk, hat aber keine Zeit zum Einkaufen oder ausgiebigen Preisvergleich. Für all diese Probleme bietet der Onlineriese eine Lösung. Doch auch bei Anlegern rückten die Amazon-Aktien seit Monaten verstärkt in den Fokus.

Der Online-Riese Amazon ist in aller Munde. Sowohl bei Privatpersonen, welche regelmäßig Waren ordern, als auch bei Anlegern und Analysten. Im Februar erreichte der Aktienkurs ein Allzeithoch von 1.500 Dollar. Damit überholt Amazon Microsoft deutlich und ist nach Apple sowie Alphabet das wertvollste Unternehmen der Welt. Der sensationelle Kursanstieg der Aktie machte Unternehmensgründer Jeff Bezos zum reichsten Menschen der Welt.

Der boomende Onlinehandel und ein stark wachsendes Cloud-Geschäft hatten Amazon im Weihnachtsquartal zu einem Rekordumsatz verholfen. Die Erlöse stiegen um 38 Prozent auf 60,5 Milliarden Dollar. Vor allem der Cloud-Dienst AWS (Amazon Web Services), der als Anbieter für Firmenkunden inzwischen eine enorme Marktmacht entwickelt hat, sorgte in den letzten Monaten für Wachstum und sprudelnde Gewinne. Erst durch AWS wird es möglich, sowohl Akquisitionen zu betreiben als auch in der Bilanz Gewinne auszuweisen.

Die Expansion von Amazon läuft auch Hochtouren. Als zuverlässiger, günstiger Onlineshop für praktisch jede Art von Gütern, ist der Konzern längst rund um den Globus etabliert. Doch Bezos möchte mehr. Das Unternehmen arbeitet zunehmend an der Erschließung neuer Geschäftsfelder. Mit der Übernahme der US-Supermarktkette Whole Foods versucht Amazon derzeit im Bereich des Lebensmitteleinzelhandels Fuß zu fassen. Zudem bahnt sich offenbar eine Zusammenarbeit zwischen Amazon, der US-Großbank JP Morgan und der Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway um Starinvestor Warren Buffett an, um gemeinschaftlich eine Krankenversicherung anzubieten. Ein gigantischer Markt soll neu aufgerollt werden. Außerdem kursieren Gerüchte über eine weitere Zusammenarbeit mit JP Morgan. Es soll ein Girokonto für Amazon- Kunden angeboten werden, zugeschnitten auf eine jüngere Zielgruppe sowie Personen, die bislang nicht über ein eigenes Konto verfügen.

Aktuell versucht es Amazon mit einem „Umsatzbooster“. Ab dem 19. März 2018 veranstaltet Amazon.de nämlich die „Easter-Deal-Week“. Im Klartext bedeutet das, dass eine Woche lang wieder Tagesangebote und die zeitlich begrenzten Blitzangebote gekauft werden können. Interessant sind hier für gewöhnlich vor allem Technik- und Multimedia-Deals. Wie immer erhalten Prime-Mitglieder 30 Minuten früher Zugriff auf die Blitzangebote. Diese Marketingstrategie bindet Kunden auch langfristig an das Unternehmen, was im täglichen Kampf um den Kunden im Onlinehandel sehr wichtig ist. Die Anleger blicken sehr gespannt auf die Ergebnisse dieser „Oster-Aktion“.

Für mittel- bis langfristig orientierte Anleger kann die Aktie des Onlinehändlers im diversifizierten Aktienportfolio eine gute Kaufmöglichkeit sein. Die fundamentale Bewertung ist allerdings nicht mehr günstig. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei 192 und der Kurs-Buch-Wert bei 21,5. Sollten Amazon auch in den neuen Geschäftsbereichen Fuß fassen, wird die Kasse weiter klingeln und ein Aktienkurs von 2000 US-Dollar wäre durchaus realistisch. Bei Amazon scheint der Trend also intakt. Aber andere Mütter haben auch schöne Töchter. Ein Blick auf den größten Herausforderer Alibaba ist ein Muss. Das asiatische Pendant zu Amazon ist auf der Überholspur. Das Unternehmen von Jack Ma wächst deutlich schneller und ist mit einem KGV von 29 viel günstiger bewertet. Entscheidend sind aber die Zukunftsaussichten. Und hier hat Alibaba wieder den Vorteil auf seiner Seite - der deutlich größere asiatische Markt. Zum einem verfügt Asien über demografische Vorteile, zum anderen wächst die Zahl der Mittelschicht, und somit der Hauptkundengruppe rasant. Immer mehr Asiaten bestellen ihre Waren online, und das vor allem per Smartphone. Der Onlinehandel wird sicherlich auch zukünftig boomen. Anleger sollten aber jetzt schon darauf achten bei welchem Unternehmen sie auf den „Buy-Button“ klicken.