Aktien Europa
Börsen gehen in die Knie - Handelskrieg belastet schwer
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Der Ausverkauf an den europäischen Börsen hat sich am Freitag noch verschärft. Auch wenn die USA die Staaten der Europäischen Union von Strafzöllen auf Stahl und Alumimium ausnehmen will, so lastete ein drohender Handelskrieg doch schwer auf den Kursen. Der EuroStoxx 50 als Leitindex für die Aktien der Eurozone fiel erstmals seit mehr als einem Jahr unter die runde Marke von 3000 Punkten - auf den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr.
Zuletzt büßte der Index 1,89 Prozent auf 3285,04 Punkte ein. Auf Wochensicht zeichnete sich ein Verlust von 4,4 Prozent ab. Alle 50 Einzelwerte des Index verbuchten am Freitag Kursverluste. Vom Jahreshoch von Ende Januar hat der EuroStoxx 50 mittlerweile fast 11 Prozent eingebüßt.
China hat als Reaktion auf milliardenschwere Strafzölle die USA vor Vergeltung gewarnt und eigene Strafen angekündigt. Geplant ist ein Paket im Umfang von 3 Milliarden Dollar. Zölle erhöhten die Kosten für Unternehmen und die Ausgaben von Verbrauchern, merkte John Stopford vom Vermögensverwalter Investec an. Sie dürften also die Inflation ankurbeln.
Gleichzeitig seien die Aktienmärkte hoch bewertet, während die Unterstützung durch die Geldpolitik der Notenbanken nachlasse. Diese Gemengelage mache ihn "vorsichtiger gegenüber Marktrisiken", sagte der Anlagechef und fügte hinzu: "Alles, was das Wachstum im Handel oder bei wichtigen Handelspartnern trifft, ist schädlich".
In Paris sackte der CAC 40 um 1,92 Prozent auf 5067,77 Punkte ab. In London verlor der FTSE 100 0,97 Prozent auf 6885,21 Zähler.
Erleichtert reagierten Anleger auf den Rückzug von GlaxoSmithKline aus Gesprächen mit Pfizer über eine Übernahme des Geschäfts mit rezeptfreien Medikamenten. Der Kurs des britischen Pharmakonzerns stieg im frühen Londoner Handel um 2,79 Prozent und führte damit die Kursgewinner im Stoxx 50 an.
Die Aktivitäten von Pfizer seien zwar attraktiv, ein solcher Deal würde jedoch die Bilanz von GlaxoSmithKline verschlechtern, schrieb Analyst Richard Parkes von der Deutschen Bank. Zudem habe es am Markt Hinweise darauf gegeben, dass die Briten für diese Übernahme die Dividende opfern könnten.
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Am Donnerstag hatte sich mit Reckitt Benckiser bereits ein weiterer britischer Pharmahersteller aus den Verhandlungen mit Pfizer zurückgezogen. Der Reckitt-Aktienkurs war daraufhin ebenfalls stark gestiegen.
Papiere des britischen Einzelhändlers Next lagen mit einem Plus von 6,12 Prozent an der Spitze des FTSE 100. Next will den Online-Absatz in diesem Jahr um 10 Prozent steigern und gleichzeitig die Gewinnmarge erhöhen. Der Analyst Andrew Hughes von UBS riet daraufhin zum Kauf der Aktien.
Auf dem Branchentableau hielten sich am Freitag die Telekomunternehmen mit einem Minus von 0,54 Prozent noch am besten. Sie gelten wegen stabiler Erträge und vergleichsweise sicherer Dividenden als Häfen in stürmischen Börsenphasen. Automobilhersteller waren mit einem Minus von 2,41 Prozent die schwächste Branche. Sie gelten wegen ihrer starken Abhängigkeit von der weltweiten Konjunktur als riskanteres Investment./bek/jha/