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    Wohnungsprogramm  1127  1 Kommentar Was in unseren Metropolen geschehen muss, damit das Wohnungsprogramm der Bundesregierung nicht verpufft

    Von Gastautor Nedeljko Prodanovic, Geschäftsführer der Stonehedge Gruppe

    Es ist schon manchmal etwas bizarr, wenn gut gemeinte Vorhaben auf die harte Realität treffen. So hat zwar die neue Bundesregierung noch einmal ihr Ziel bestärkt, innerhalb der nächsten dreieinhalb Jahre 1,5 Millionen Wohnungen errichten zu wollen. Aber solche Ankündigungen korrelieren in keiner Weise mit den Angaben des Statistischen Bundesamtes, wonach die Anzahl der Bauanträge 2017 um 7,3 Prozent zurück gegangen ist. Bevor die neue Bauinitiative starten soll, ist nüchtern festzuhalten: Die Zahl der genehmigten Wohneinheiten sank um 27.300. Selbst, wenn wir einmal davon ausgehen, dass nicht jedes Eigenheim auf dem Land wohnungspolitisch wirklich benötigt wird, machen die Werte deutlich, dass wir in einem Dilemma stecken. Denn unsere Metropolen erleben weiterhin starken Zuzug und der steigende Bedarf wird nicht annähernd erfüllt werden können, wenn sich nicht umgehend etwas ändert.

    In Berlin fehlen Bauinitiativen wie etwa in Bayern
    Das wird am Beispiel der Bundeshauptstadt deutlich. Obwohl sich dort gerade in den vergangenen drei Jahren die Wohnungsnot vergrößerte, steht der regierende Senat der Entwicklung eher ohnmächtig gegenüber. Man gibt an, dass das Minus der Bauanträge von 1,2 Prozent im Dezember 2017 geringer ausgefallen sei als das Minus im Bund. Es klingt, als wolle der Senat sagen: "ist doch alles nicht so schlimm". Ist es aber schon. Denn solange der Nachfragedruck wächst, steigen auch die Preise. Viele Familien aus Schwellenhaushalten können sich schon jetzt weder eine Eigentumswohnung leisten noch die steigenden Mieten zahlen. Hier als Politik nicht gegenzusteuern, wäre fahrlässig.

    Es gibt einige Beispiele, wie es besser laufen könnte. Bayern hat angekündigt, 2000 Wohnungen aus Landesmitteln zusätzlich bauen zu wollen. In Sachsen werden Familien mit mittlerem Einkommen staatlich gefördert, wenn sie Eigentum erwerben wollen . Derlei Förderungen für einen Großteil der Bevölkerung finden in Berlin nicht statt.

    Wenn wir die Wohnungsengpässe bekämpfen wollen, müssen wir die Probleme grundsätzlicher angehen. Der Bund kann hierbei sicherlich unterstützen, aktiv werden müssen aber die Städte selbst.

    • Schnellere Genehmigungsverfahren: In Metropolen wie Berlin und Hamburg haben häufig die Bezirke das Sagen. Hamburg hat sich davon gelöst und bereits vor geraumer Zeit eine neue Maßnahme beschlossen: Dauert ein Bauantrag länger als drei Monate, schaltet sich der Senat in den Bewilligungsprozess aktiv ein und beschleunigt das Verfahren . Dieses Vorgehen sollte obligatorisch für alle Top-7-Städte in Deutschland werden.
    • Städtische Räume nachverdichten: In Berlin böte sich besonders der Ausbau von Dachgeschosswohnungen von Gründerzeitbauten sowie anderer Altbauten an. Der Senat bremst, da er der Meinung ist, dass dann Bäume beschnitten werden müssten und die Feuerwehr im Brandfall oberhalb von 22 Metern bei einem Haus nicht sicher genug löschen könnte. Gleichzeitig wurde für den sozialen Wohnungsbau eine Ausnahme geschaffen. Projektentwickler erwarten, dass die Ausnahme um den privaten Wohnungsbau erweitert wird.
    • Infrastruktur im Umland stärken: Wer nach einer größeren Wohnung in der Stadt sucht, wird immer seltener fündig. Für viele Menschen käme auch ein Umzug ins Umland infrage, sofern die Infrastruktur stimmt. Die Städte sollten sich enger mit den umliegenden Gemeinden austauschen, um Zugangsstraßen und Verkehrslinien in die Zentren optimal zu planen. Nur, wer eine werktägliche Verbindungszeit von unter 40 Minuten bieten kann, wird eine Entlastung der Städte erreichen können.


    Für eine bessere Verkehrsinfrastruktur wäre auch der Bund gefragt. Insgesamt bedarf es aber eines ganzen Paketes an Maßnahmen, damit mehr Wohnraum entsteht. In dem Jahr, in dem die Bundesregierung ankündigt, künftig 1,5 Millionen Wohnungen bauen zu wollen, muss wirklich etwas geschehen. Es wäre doch mehr als blamabel, wenn die Neubauzahlen zum Ende dieses Jahres erneut einen Dämpfer erleiden würden.




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