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    Expertenmeinungen zu Italien  15677  7 Kommentare Hans-Werner Sinn hält Italiens Austritt aus der Währungsunion für denkbar

    Für Hans-Werner Sinn hängt die Zukunft Italiens an den finanzpolitischen Entscheidungen aus Deutschland. Sollte Deutschland keine Mittel zur Verfügung stellen, dann wird Italien womöglich nur der EU-Austritt bleiben. "Geld her, oder wir treten aus – das könnte die versteckte Drohung künftiger italienischer Regierungen sein." so Sinn.

    Wie die WirtschaftsWoche schreibt, könnte laut Sinn vor allem die von Lega und Cinque Stelle vorgebrachte Idee einer Parallelwährung für die EU zur Gefahr werden: "Zu einem solchen Schuldschein-Konstrukt dürfte es über kurz oder lang vermutlich schon deshalb kommen, weil sich das höhere Defizit kaum anders wird finanzieren lassen.", so Sinn. Und weiter erklärt Sinn den Sinn hinter einem solchen Schritt: "Eine Parallelwährung würde dazu dienen, die EU-Partner gefügig zu machen. Andererseits böte sie die Option, sofort aus dem Euro-Verbund auszutreten."

    Ein EU-Austritt hält auch Nikos Chrysoloras für nicht ausgeschlossen. Er schreibt auf Bloomberg: "Italien mag Europa in eine ähnliche Situation zu manövrieren wie Griechenland vor einem halben Jahrzehnt". Chrysoloras nennt jedoch einen wichtigen Unterschied, denn "die Haltung der [italienischen] Öffentlichkeit gegenüber der Europäischen Union zeige, dass die drittgrößte Volkswirtschaft des Euroraums anfälliger dafür sein könnte, in unbekannte Gewässer vorzudringen". Und weiter heißt es: "Noch heute sehen die Griechen die EU positiver als die Italiener, die laut der jüngsten Eurobarometer-Umfrage die euroskeptischste Nation ist."

    Die Weltmärkte haben sich am Mittwoch wieder etwas beruhigt. Italienische Anleihen erholten sich, wobei die 10-jährige Rendite um bis zu 23 Basispunkte zurückging. Vor wenigen Tagen hatte die Skepsis der Finanzmärkte sich in steigenden Renditen italienischer Staatsanleihen manifestiert. Damit ist die "Kuh nicht vom Eis". Derzeit liegen Italiens Verpflichtungen bei circa 2.300 Mrd. Euro, was 130 Prozent des Bruttoinlandprodukts entspricht - die Verschuldung ist damit doppelt so hoch wie die von Deutschland. Ferner hat Italien eine Reihe von notleidenden Krediten im Bankensektor. Man möchte gerne, dass die Europäische Zentralbank (EZB) Italien Schulden erlässt.

    Folker Hellmeyer von Solvecon schreibt in seinem heutigen Forex-Report über den "Aspekt der Wahrscheinlichkeit eines Exit Italiens vor dem Hintergrund der gestellten Forderungen, unter anderem dem Schuldenerlass": "Zwei Drittel der Schuldtitel liegen bei den italienischen Banken, der Zentralbank und italienischen Versicherern. Damit würde sich bei einer Forderung eines Schuldenerlasses in der Höhe von 250 Milliarden Euro eine Belastung für den Finanzsektor Italiens von circa 165 Milliarden Euro ergeben. Was hätte das für Folgen für die Menschen in Italien ohne den Schutzschirm der EZB?", siehe hier.

    Neben einem möglichen Schuldenerlass und einer Parallelwährung will das Land viel Geld für neue Sozialprogramme aufnehmen. Zu den zentralen Themen gehören Steuersenkungen, ein Grundeinkommen von 780 Euro und die Rücknahme einer Rentenreform. Vor diesem Hintergrund wird es noch eine ganze Zeit dauern, bis Italien eine neue Richtung einschlagen kann.

    Das politische Chaos in der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone wird nicht so schnell verschwinden, so der ehemalige Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, Olivier Blanchard. "Ich mache mir große Sorgen um Italien. Keine Sorge um das übrige Europa." so Blanchard.

    Quellen:

    WirtschaftsWoche

    Bloomberg

    NZZ

    Zeit

    CNBC

     





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