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    Datenanalyse  1152  0 Kommentare Künstliche Intelligenz trifft Geldanlage

    Der Mensch ist ein Durchschnittstier. Er hält sich für die Krone der Schöpfung, obwohl andere Kreaturen ihm in jeder Hinsicht irgendwo voraus sind. Es gibt Tiere, die schneller sind, weiter oder höher springen, besser sehen, riechen, schmecken, fühlen können. Und die in menschenlebensfeindlicher Umgebung immer noch leben. Pflanzen haben Eigenschaften, die der Mensch nicht aufweist, Gift etwa oder die Möglichkeit der Photosynthese.

    Das alles hilft ihnen aber nicht, sich die Erde untertan zu machen, denn es gibt nicht den einen Organismus, der in allen Bereichen besser wäre. Der Mensch hat die Fähigkeit, dank seiner Intelligenz die Dinge so zusammenzufügen, dass er die individuellen Fähigkeiten der anderen Lebewesen in der Summe übertrifft. Werkzeuge zu schaffen, die seine Schwächen ausgleichen und seine Stärken verstärken. So wurde er tatsächlich zur beherrschenden Spezies auf der Erde.

    Nachdem lange Zeit ein Werkzeug immer etwas mechanisch Hilfreiches war, sind es schon seit langem auch Geräte, die seine Intelligenz oder zumindest seine intellektuellen Verarbeitungskapazitäten steigern. Computer. Dass diese ständig leistungsfähiger werden macht sie zu immer besseren Helferlein, die auch immer komplexere Aufgaben lösen. Neben diesen anfassbaren Helfern gibt es auch die unsichtbaren, rein digitalen. Software oder Code, die eine Hardware-Infrastruktur nutzen, um Probleme zu lösen.

    Ein Code ist wandelbar. Wenige Veränderungen können oft ganz andere Funktionen und Ergebnisse schaffen. Diese Veränderungen zu finden, auszuprobieren, auf Nützlichkeit zu prüfen und dann für den Einsatz freizugeben ist mittlerweile oft Sache von Computern. Welcher Mensch möchte eine Million Mal eine Stelle hinter dem Komma verändern, dann ein Programm laufen lassen, aufs Ergebnis warten und dann entscheiden ob es passt oder nicht?

    Hier setzen jetzt echte lernende Computer an. Sie haben den Auftrag, das beste Ergebnis für eine bestimmte Aufgabenstellung zu erzielen. Welchen Weg sie dabei beschreiten, ist ihnen freigestellt, wenn auch durch die zur Verfügung stehenden Daten limitiert. Im Keim entsteht hier künstliche Intelligenz.

    Die Aufgaben, die der Künstlichen Intelligenz (KI) gestellt werden, sind in der Regel klar umrissen. Da geht es etwa in der Pharmaindustrie darum, mögliche neue Molekülzusammenstellungen auf ihre Eignung als Medikament zu testen. Oder in der Autoindustrie um die optimale Aufstellung der Lieferketten. Oder in der Geldanlage um den besten Weg zum ultimativen Börsenerfolg.

    Die Börse ist ein datentechnisch extrem gut erschlossener Raum. Hier haben Rechner schon vor langer Zeit wichtige Aufgaben in der Analyse und Entscheidungsfindung übernommen. Die Einführung Künstlicher Intelligenzen ist hier besonders lohnend, weil schon kleinste Veränderungen in den Kursen hochliquider Produkte hohe Gewinne ermöglichen, sofern schnell – und damit meine ich in Millisekunden – reagiert wird. Deshalb sind Derivate-Märkte ein so gutes Feld für Künstliche Intelligenzen: schier unendlich zur Verfügung stehende Daten, ein hochliquider Handel und eine Infrastruktur, die auch die extrem schnellen Bewegungen abwickeln kann. Gute Chancen also für die Pioniere, hier Geld zu verdienen.

    Und je besser die KI wird, desto komplexere Aufgaben können sie übernehmen. Etwa in der Aktienanalyse, wo ebenfalls ein unübersehbarer Wust von Daten zur Verfügung steht. Ein Unternehmen zu analysieren beschränkt sich ja nicht auf die Kennzahlen der Bilanz. Viel Entscheidender ist es, die Zusammenhänge zu begreifen, in denen das Unternehmen agiert: Kunden, Lieferanten, Konkurrenten und immer wieder Kunden. Da immer weitere Bereiche unserer Privatsphäre öffentlich werden, können auch Daten zum Kundenverhalten eingearbeitet werden. Etwa aus den sozialen Medien, wo heute schon sehr genau analysiert wird, wie etwa über ein Produkt gesprochen wird und so weiter.

    Statt nur um optimierte Werbung auszuspielen können diese Daten auch verwendet werden, um Einblick in die Zukunftsfähigkeit von Produkten zu erhalten. Für KI ist es möglich, immer neue Datenquellen, auch solche, an die wir gar nicht denken, in eine Matrix aufzunehmen und daraus Schlüsse zu ziehen. Von Gesundheitsarmbändern gelieferte Bewegungsdaten etwa, oder das Kaufverhalten bei Amazon und Co. liefern alleine schon interessante Einblicke. In der Bündelung und Aufbereitung aber liegen auch Nutzen für die Vorhersage von Börsenentwicklungen.

    Sinn macht es also, sich die Vermögensverwalter einmal näher anzuschauen, die eine intensive Datenanalyse betreiben. Nicht immer bieten sie die Produkte für jeden Anleger an, manches bleibt hinter hohen finanziellen Einstiegshürden für Otto Normalanleger unerreichbar. Aber es gibt offene Produkte und es gibt natürlich auch die Vermögensverwalter, die zwar nicht auf eine eigene KI setzen, aber die Infrastrukturanbieter dazu ins Portfolio kaufen. Die eine Amazon-Aktien nicht kaufen, weil das Geschäft mit Büchern und Babywindeln boomt, sondern weil Amazon einer der größten Anbieter von Rechenkapazität ist. Und die wird immer mehr gebraucht.




    Uwe Zimmer
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    Uwe Zimmer verfügt über mehr als 35 Jahre Finanzmarkterfahrung als Banker, Broker, Asset-Manager, Krypto-Investor und Unternehmer Seine Expertise baute er sich unter anderem bei Prudential Securities und Hypo Capital Management auf. 1998 gründete er die Meridio Vermögensverwaltung AG in Köln, die er bis September 2016 als Vorstand erfolgreich leitete. Mit Z-Invest beteiligt er sich an anderen erfolgreich an Unternehmen.

    Weitere Informationen finden Sie unter z-invest GmbH

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    Verfasst von Uwe Zimmer
    Datenanalyse Künstliche Intelligenz trifft Geldanlage Bislang galt es als ausgemacht, dass es immer einen Menschen geben muss, der einen Computer programmiert, damit dieser eine Aufgabe erfüllen kann. Ein Computer ist also nur so gut, wie der Mensch der ihn füttert. Diese Sicherheit bröckelt gerade – auch und gerade in der Geldanlage.