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    ICO  1382  0 Kommentare "Die ganze Kryptowelle hängt nur davon ab, ob es mehr Tokens gibt als Idioten oder mehr Idioten als Tokens" – Zitat frei nach Anrdé Kostolany

    Geprellte Anleger sind sicherlich gestraft genug; aber wie die Geschichte zeigt, lässt die Gier nach 1.000 Prozent Rendite bekanntlich das Schicksal eines möglichen 100 Prozent Verlusts leicht vergessen.

    An kuriosen Geschichten hapert es der langen Historie des Kapitalmarkts beileibe nicht: Ob nun Tulpenzwiebeln aus Holland oder Kaffeerahmdeckli in der Schweiz, kaum 20 Jahre ist diese lokal begrenzte und von Schweizern ungern erinnerte Marktanomalie her. Manch Geschichte ist so schräg, dass diese dem Betrachter den Mund nachhaltig offen stehen lässt.

     

    Daher, falls Sie noch nicht persönlich in der neuen Welt angekommen sind, heißen wir Sie herzlich willkommen im Club der Coins und Tokens. Dem Bitcoin, auch vielsagend als Gold des Internets benannt, und seinem kurzweiligen Erfolg folgend, finden Sie gemäß diversen spezialisierten Informationsdiensten zwischenzeitlich mehr als 1.300 Kryptowährungen auf der Welt. Und auch in Deutschland häufen sich die Initial Coin Offerings (ICO), also die Ausgabe digitaler Tokens. Der Begriff ist dem angelsächsischen Begriff für den Börsengang, auch Initial Public Offering (IPO) genannt, entlehnt. Hier können Unternehmen in Abhängigkeit von der Ausgestaltung des Tokens – im Gegensatz zu einem aufsichtsrechtlich vollregulierten Börsengang – digitale Währungen weitgehend ohne zentrale Regulierungsinstanz auf den Markt bringen und sich somit Geld langfristig, zumeist ohne Zins- und Rückzahlungsverpflichtung quasi aus dem Nichts verschaffen. Das Vorgehen hierfür wird zwischenzeitlich zumindest intensiv mit dem örtlichen Regulator vorher abgestimmt, um die Einordnung unter das Regime als Wertpapier zu vermeiden.

    Gier frisst Rendite

    Nicht ohne Grund sind daher ICOs als neue Art der Unternehmensfinanzierung, bei der Tokens anstatt Anteile ausgegeben werden, und damit den Anlegern auch keine Mitbestimmungsrechte am Unternehmen offerieren, in Mode. Es ist doch auch für die Unternehmen zu verlockend. Genau das ist aber für den Anleger das Problem: Wenn etwas „in“ ist, und Käufer auf Basis eines begrenzten Angebots einfach blind alles erwerben, was nur annähernd damit zu tun haben könnte, dann steigen ohne realen Grund die Preise, bis keiner mehr kauft.  Die Gier verdeckt dann zumeist den gesunden Menschenverstand: So ist wohl auch zu erklären, dass Investoren insgesamt rund 100 Millionen US-Dollar – so wurde es zumindest vom Unternehmen selbst kolportiert – in den Erwerb von Tokens des wohl größten ICO Deutschlands, dem von Envion, investierten.

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    Holger Clemens Hinz
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    Herr Holger Clemens Hinz ist Leiter Corporate Finance bei der Quirin Privatbank und – gemeinsam mit weiteren Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank – Autor des Blogs www.kapitalmarkt.blog. In diesem Blog erfahren Unternehmer, Investoren und interessierte Leser in gründlich recherchierten Beiträgen, wie es um die deutsche Wirtschaft und insbesondere um den heimischen Mittelstand bestellt ist, welche künftigen Entwicklungen an den Kapitalmärkten zu erwarten sind und welche Finanzierungsinstrumente sinnvoll erscheinen, um das Wachstum mittelständischer Unternehmen voranzutreiben. Damit auch abseits des Arbeitsalltags keine Langeweile aufkommt, finden Leser im Kapitalmarkt-Blog auch interessante Anregungen rund um die Themen Reise und Genuss.
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    Verfasst von Holger Clemens Hinz
    ICO "Die ganze Kryptowelle hängt nur davon ab, ob es mehr Tokens gibt als Idioten oder mehr Idioten als Tokens" – Zitat frei nach Anrdé Kostolany Geprellte Anleger sind sicherlich gestraft genug; aber wie die Geschichte zeigt, lässt die Gier nach 1.000 Prozent Rendite bekanntlich das Schicksal eines möglichen 100 Prozent Verlusts leicht vergessen.

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