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    Fall Maaßen  2906  2 Kommentare Musterbeispiel für Medien-Skandalisierung - Seite 2

    Jeder große Skandal muss, so zeigt Kepplinger in seinen Büchern, damit er sich voll entfalten könne, immer wieder neu angeheizt werden. Erfolgreiche Skandalierer publizierten ihre Verdächtigungen deshalb nicht auf einmal, sondern verteilten sie auf mehrere Tage oder Wochen.

    Vielfach gelingt es den Skandalierern, die Betroffenen zum Rücktritt von ihrem Amt zu drängen. Nur wenige Menschen haben in dieser Situation Mitleid mit den Opfern eines Skandals, da die Opfer ja aus ihrer Sicht die Täter sind. Manchmal sind die Opfer eines Skandals jedoch tatsächlich völlig "unschuldig". Häufiger geschieht es, dass sie Fehler gemacht haben, dass jedoch die Dramatik der völlig überzogenen Vorwürfe in keinem angemessenen Verhältnis zu diesen Verfehlungen steht. So war es im Fall Maaßen, der sich in dem Interview mit BILD nicht ganz glücklich geäußert hatte, so dass man - wenn man dies wollte - hineinlesen konnte, er habe das Video für eine Fälschung gehalten. Tatsächlich hatte er jedoch nie von einer Fälschung gesprochen, und wenn er es für eine Fälschung gehalten hätte, dann hätte er mit Sicherheit genau diesen Begriff gebraucht. Vielmehr wollte er zum Ausdruck bringen, dass das Video nicht das bewies, was es beweisen sollte, nämlich eine "Hetzjagd". Und mit diesem Hinweis hatte er Recht - im Gegensatz den Politikern, die an der These festhielten, es habe sich um eine Hetzjagd oder "Pogrome" gehandelt.

    Kepplinger zeigt in seinen Büchern, dass auch in einer modernen und vermeintlich aufgeklärten Gesellschaft archaische Verhaltensweisen in bestimmten Situationen dominieren. Menschen werden an den Pranger gestellt. So wie jetzt im Fall Maaßen haben viele Politiker und Journalisten offensichtlich Freude daran, jemanden fertig zu machen und beteiligen sich besonders dann gerne an der Kampagne, wenn schon abzusehen ist, dass der Attackierte keine Chance hat, unbeschädigt daraus zu kommen. Anders als in geordneten Verfahren (etwa in einem Gerichtsprozess) werden die be- und entlastenden Faktoren nicht nüchtern abgewogen, sondern das Urteil steht - ähnlich wie bei einem Schauprozess - schon vorher fest und muss nur noch öffentlich exekutiert werden.

    Es gibt aber wenigstens einen Lichtblick: Während die deutschen Medien fast gleichförmig gegen Maaßen in Stellung gegangen sind, zeichnet sich die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG - wieder einmal - durch kritische und unabhängige Berichterstattung aus. Sie überschreibt ihren Bericht zutreffend mit der Überschrift: "Die deutsche Regierung entledigt sich eines Querkopfes." In dem Kommentar heißt es: "Hans-Georg Maaßen war einer der Ersten, die den politischen Betrieb der Bundesrepublik vor den Folgen der unkontrollierten Masseneinwanderung gewarnt haben. Das bleibt sein Verdienst, auch wenn lange niemand auf ihn hören wollte, die Kanzlerin vorneweg. Laut einem Bericht der 'Welt' hält Merkel es seit Jahren nicht für nötig, an der wöchentlichen Sitzung zur Sicherheitslage mit den Chefs ihrer Geheimdienste im Kanzleramt persönlich teilzunehmen. Vielleicht überlegt sie es sich ja jetzt noch einmal. Den Mann, der ihr am deutlichsten widersprochen hätte, ist sie los."

     

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    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
    Fall Maaßen Musterbeispiel für Medien-Skandalisierung - Seite 2 Maaßen wurde zum Rücktritt gezwungen, auch wenn die Sache für ihn mit der Ernennung zum Staatssekretär vorerst relativ glimpflich verlaufen ist. Die Kampagne gegen ihn geht jedoch heute weiter und das öffentliche Ansehen dürfte dauerhaft stark beschädigt sein. Der Verlauf ist ein Musterbeispiel dafür, wie von Medien inszenierte Skandale verlaufen.

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