Garantiert keine Satire
Politisch korrekte Weihnachten 2018
Andrea Nahles verschickt eine Rundmail, damit alle Genossen für "ein persönliches Debattencamp unterm Tannenbaum" gewappnet sind. Eine sozialdemokratische Anwältin und Kommunalpolitiker*innen von SPD und Grünen wettern gegen Knabenchöre, weil diese frauenfeindlich seien und zudem ein "unsoziales Eliteprojekt". Eine CDU-Staatsministerin lässt "Weihnachten" bewusst auf der Weihnachtskarte weg, um Nicht-Christen nicht zu provozieren. Ein grüner Politiker schreibt eine Anleitung mit Argumentationshilfen für Weihnachtsgespräche mit politisch Unkorrekten und eine andere grüne Politikerin verdammt Knecht Ruprecht als psychische Gewalt. Achtung: Nichts davon ist Satire.
Nahles: Debattencamp unterm Tannenbaum
Weihnachten sei das Fest der Liebe, schreiben SPD-Vorsitzende Andrea Nahles und Generalsekretär Lars Klingbeil in einer internen Mitglieder-Rundmail. Und wie könnte man Weihnachten schöner
verbringen, als im Kreise seiner Liebsten - und mit guten Gesprächen über Politik?, fragen beide. "Damit Du für Dein persönliches Debattencamp unterm Tannenbaum gut gewappnet bist, haben wir für
das Weihnachtsessen einen kleinen Merkzettel mit all den Dingen vorbereitet, die wir dieses Jahr erreicht haben", heißt es weiter. Aufgelistet sind Dinge, die sich 2019 ändern: Von Miete bis Rente,
von Teilzeit bis Gute Kita, von mehr Gerechtigkeit bei den Krankenkassenbeiträgen bis zum sozialen Arbeitsmarkt."
Rot-grün gegen Knabenchöre: Frauenfeindlich, elitär, unsozial
Doch noch ist nicht alles gut in Deutschland, das weiß auch die SPD. Beispiel: Dass in Knabenchören wie den berühmten "Thomanern" keine Mädchen singen dürfen, ist nach Ansicht der Berliner
Rechtsanwältin Susann Bräcklein (ehemals Referentin für Rechtspolitik in der SPD-Bundestagsfraktion) ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz. Wenn Mädchen keinen Zugang zu bekannten Knabenchören
hätten, die staatlich gefördert würden, sei dies eine Diskriminierung nach Artikel 3, Abs. 3 der Verfassung, der Benachteiligung aufgrund des Geschlechts verbietet, sagte die Juristin dem
Evangelischen Pressedienst. Sozialdemokrat*innen sind Knabenchöre schon lang ein Dorn im Auge. Sie seien nicht nur sexistisch, sondern ein "unsoziales Eliteprojekt". Die Gemeinderätinnen Susanne
Fuchs (SPD) und Silvia Bregenzer (Grüne) in Sigmaringen lehnten vergangenes Jahr Zuschüsse für einen Knabenchor ab: "Ich halte das Projekt für äußerst fragwürdig", sagte die SPD-Stadträtin und
führte eine Reihe von Argumenten dagegen an. "Mit einem Knabenchor üben wir die Geschlechtertrennung", kritisierte sie. Da Eltern monatlich einen Beitrag in Höhe von 30 Euro bezahlen müssten,
sprach sie von einem "Eliteprojekt", das sich nicht jeder leisten könne. Deshalb sei dies "unsozial".