Egbert Prior
Lufthansa-Aktie im Tiefflug
Der Kranich ist abgestürzt. Das Allzeithoch wurde im Dezember 2017 mit 31,08 Euro markiert. Aktuell nur noch 20,75 Euro. Dabei flog die Lufthansa 2018 die zweitbesten Resultate der Firmengeschichte ein. Nach dem Rekordjahr 2017. Investoren stört aber ein verhaltener Ausblick auf den laufenden Turnus. Zwar soll der Umsatz „im mittleren einstelligen Bereich steigen“. Doch die operative Gewinnmarge wird lediglich zwischen 6,5 bis 8% verortet. 2018 betrug das Ebit noch 8,3%. Wegen des gestiegenen Ölpreises rechnet die Airline mit Mehrkosten von 650 Millionen. Positiv ist aber, daß die Tochter Eurowings wieder schwarze Zahlen schreiben soll. Der Billigflieger produzierte letztes Jahr 231 Millionen Verlust, hauptsächlich wegen der kostenträchtigen Integration von Teilen der Flotte des Pleitefliegers Air Berlin. Die Kölner sehen sich als führende europäische Fluglinie, die 2018 mit 136.000 Mitarbeitern den Umsatz leicht auf 36 Milliarden steigerte und dabei 2,2 Milliarden Gewinn nach Steuern erzielte. Bemerkenswert, daß der Gewinn nur knapp unter dem Niveau des Vorjahres lag. Trotz Passagierchaos auf den Flughäfen im letzten Sommer. Und obwohl die Fluggesellschaft 850 Millionen Euro mehr für den Treibstoff ausgeben mußte. Möglicherweise wird sich der Kranich demnächst mit Condor verheiraten. Der Touris-tenflieger, der bis 2009 zur Lufthansa gehörte, befindet sich in den Händen des britischen Reiseveranstalters Thomas Cook, der seine Airlinesparte los werden möchte. Möglicherweise sei Lufthansa am Langstreckengeschäft der Condor interessiert. Die Branche befindet sich in einer Konsolidierung. Angeblich schauen sich die Kölner auch nach Gesellschaften um wie die krisengeschüttelte Alitalia, Norwegian oder den Billigflieger Easyjet. Seit längerem streitet sich Lufthansa mit Fraport, dem wichtigsten Drehkreuz der Fluggesellschaft. Die Kölner klagen über die hohen Gebühren in Frankfurt und stören sich daran, daß Fraport inzwischen sogar Ryanair landen läßt. Für die Lufthanseaten so etwas wie der Leibhaftige. Die Einbußen halten sich in Grenzen, der Kranich kann auch auf andere Airports (München etc.) ausweichen. Mit einem KGV (2019) von schätzungsweise 5 erscheint die Aktie spottbillig. Freilich, die Luftfahrtbranche ist sehr zyklisch. Dividende voraussichtlich 80 Cent. Rendite ca. 3,9%. Ordentlich. Fazit: Die Kranich-Aktie lockt mit einer günstigen Bewertung. Der Kurschart signalisiert eine Bodenbildung. Eine Spekulation könnte sich lohnen, vorausgesetzt die Konjunktur entwickelt sich nicht noch schlechter als erwartet.