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    Edelmetalle  1331  0 Kommentare Kleines Revival

    Der Goldpreis pendelte in den letzten drei Jahren in einer breiten Bandbreite zwischen 1100 und 1400 US-Dollar. Zeitweise größere Kursverluste – im letzten Jahr beispielweise 200 US-Dollar Verlust in vier Monaten - konnte aus Euro-Sicht nur die Aufwertung des US-Dollars abfedern. Ansonsten ist die Entwicklung des Goldpreises in den zurückliegenden Jahren enttäuschend und ein Nullsummenspiel. Die internationalen Krisenherde, die angespannten Handelsbeziehungen zwischen USA und dem Rest der Welt und selbst die Aufstockung der Goldreserven durch die Zentralbanken konnten Gold keinen nennenswerten Auftrieb geben.

    Im Jahr 2018 haben Zentralbanken weltweit 650 Tonnen zugekauft – eine Steigerung von 74 Prozent gegenüber 2017 und das zweitgrößte Volumen, das jemals innerhalb eines Kalenderjahres erworben wurde. Schätzungen zufolge verfügen die Zentralbanken nun insgesamt über 34.000 Tonnen an Goldreserven, vor allem als „ultimativ sicherer Hafen“ im Falle geopolitischer Spannungen und zur Absicherung der eigenen nationalen Währung.

    Weshalb sich der Goldpreis trotzdem schwertat, liegt in der Geldpolitik der großen Zentralbanken, die die Goldpreisentwicklung meist stärker beeinflusst als die Aufstockung der Goldreserven. Außerdem besteht ein besonderer Zusammenhang zwischen Gold und dem US-Dollar. Dadurch kommt der US-Notenbank FED eine maßgebliche Bedeutung zu, da der Preis von Gold und anderen Rohstoffen in US-Dollar festgestellt wird. Steigt der Dollar gegenüber anderen globalen Währungen, wird Gold in Nicht-US-Dollar-Währungen teurer, was die Nachfrage naturgemäß begrenzt.

    Zudem stellt Gold eine „renditelose Währung“ dar ohne laufenden Ertrag (Zinsen, Dividenden). Das bedeutet, dass durch das Halten von Goldbeständen in Zeiten steigender Zinsen Opportunitätskosten entstehen. Im Jahr 2018 hat die FED den Leitzins zunächst viermal angehoben und ihre Geldpolitik gestrafft. Am Jahresende schlug die FED angesichts einer sich abschwächenden Weltwirtschaft aber plötzlich einen vorsichtigeren Kurs zur «geldpolitischen Normalisierung» ein. Korrigierte Erwartungen hinsichtlich der Realzinsen und der Entwicklung des US-Dollars haben daher im aktuellen Jahr eine kleine Goldpreisrally ausgelöst.

    Immerhin macht die Feinunze seit letztem November einen neuen Anlauf an die obere Begrenzungslinie ihres Seitwärtstrends. Während die Aktienmärkte im Dezember erst nochmal so richtig abtauchten, stieg Gold schon im Gegenzug unbeirrt an. Hier konnte das Edelmetall endlich mal wieder seinen Charakter einer korrelierten Anlageklasse, die nicht Eins zu Eins dem allgemeinen Markttrend folgt, ausspielen. Ob aus diesem kleinen Revival mehr wird, muss man noch abwarten, denn erst wenn Gold seinen Deckel aus der Seitwärtsrange wegsprengt, besteht mehr Kurspotential nach Norden; bis dahin bleibt es wohl ein Seitwärtsgeplänkel.

    Beim kleinen Edelmetall-Bruder Silber sieht es noch trauriger aus: Seit 2016 geht der mittelfristige Trend nach unten. Silber notiert immer noch fast 70 Prozent unter den Höchstständen in 2011 – beim Gold sind es nur etwas über 30 Prozent. Seit dem neuen Zwischentief im November sendet zwar auch die Silber-Feinunze den Hoffnungsschimmer einer Bodenbildung im Kurs, allerdings scheint das Pflänzchen jüngst schon wieder zu verkümmern.

    Anleger sollten beachten, dass der Silber-Markt eher eng ist und somit zu sprunghaften (volatilen) Bewegungen neigt. Eine Buy-and-Hold-Position im Depot als Pendant zu Gold verursacht hier längerfristig mehr Stress. Der Vorteil, dass Silber im Gegensatz zu Gold auch einen industriellen Nutzen hat, kann in konjunkturellen Abschwüngen zum Nachteil werden, wenn dann auch noch die Nachfrage zurückgeht. Als langfristiger Depotbaustein ist Silber in der Vermögensverwaltung daher kein Thema.

    Unser Rat: Das Edelmetall hat sich zum Beispiel in der Finanzkrise bewährt und geholfen, Verluste zu begrenzen. Wie bei jeder Versicherung weiß man nie, wann man sie tatsächlich braucht. Eine kleine Gold-Position als Diversifizierungsbaustein im Depot schadet aber nicht und macht angesichts der immer noch niedrigen Opportunitätskosten auf der Zinsseite wenig kaputt.



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    Dr. Marc-Oliver Lux
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    Dr. Marc-Oliver Lux ist Mitgründer und Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Dr. Lux & Präuner in München, die seit über 20 Jahren Privatkunden und Unternehmer im deutschsprachigen Raum betreut. Spezialität des Hauses sind regelbasierte und prognosefreie Anlagekonzepte in Aktien und ETFs, die einfach nachvollziehbar und bestechend in ihrer Performance sind. Weitere Informationen finden Sie unter www.LPVV.de.
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    Verfasst von Dr. Marc-Oliver Lux
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