Erdöl
Neuer Nahostkonflikt befeuert den Preis
Der Ölpreis ist ein sprunghaftes Biest. Im April 2020 lag der Preis für die Ölsorte Brent noch unter 16 US-Dollar, um danach kontinuierlich anzusteigen.
Da sich die Situation in der Ukraine über Monate hinweg nicht wirklich entspannte, schien wenig dafür zu sprechen, dass in absehbarer Zeit überhaupt wieder ein Ölpreis deutlich unter 100 US-Dollar erreichbar sein würde, auch wenn die Abkoppelung von russischen Öl- und Gas-Lieferungen gute Fortschritte machte. Doch bereits fünf Monate später durchbrach der Ölpreis signifikant die 100-US-Dollar-Marke nach unten und stabilisierte sich in den letzten Monaten zwischen 70 und 80 US-Dollar.
Nun scheint sich das Fähnchen jedoch wieder zugunsten der Ölexporteure gedreht zu haben. Seit Juli steigt der Preis. Nach der Ukraine sind nun mal wieder alle Augen auf das Pulverfass Nahost gerichtet. Eine Eskalation im Gazastreifen kann den Ölpreis schnell wieder über die 100-US-Dollar-Marke hieven. Unabhängig davon, wie sich der Konflikt im Nahen Osten weiterentwickelt, es spricht auch viel aus charttechnischen Gründen dafür, dass genau das passieren wird, und wir uns in den Wintermonaten wieder auf Ölpreise jenseits der 100 US-Dollar einstellen müssen.
Die Energiepreise waren wesentlicher Treiber für die Inflation. Von dieser Seite her ist somit in den nächsten Monaten eher wieder eine Verschärfung zu erwarten. Die Notenbanken haben das offenkundig im Auge. Beispielhaft sei hier Robert Holzmann, Gouverneur der Österreichischen Nationalbank (OeNB) zitiert, der im EZB-Rat als „Falke“ gilt (Befürworter einer restriktiven Geldpolitik) und darauf verweist, dass Lohnverhandlungen und steigende Ölpreise den Rückgang der Teuerung im Euroraum bedrohen würden: "Es gibt Schocks, die uns zwingen könnten, höher zu gehen.“ Zinsgipfel hin oder her, der Ölpreis könnte den Notenbanken noch in die Suppe spucken.
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