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     3987  0 Kommentare Aktien – Baisse eingeläutet?

    Die Aussicht auf eine kurzfristige Beilegung des Handelsstreits USA – VR China sind dahin, die überraschend verhängten Strafzölle hinsichtlich Mexiko (siehe hier!) bringen ins Bewusstsein, wie viele negative Überraschungen noch auf das wirtschaftliche Umfeld zukommen könnten.


    Die jährlichen Steigerungen der US-Unternehmensgewinne lagen in Q3/2018 noch weit im 20%-Bereich, in Q4 erreichten sie 11,2%, im ersten Quartal 2019 wurden noch +1,6% erreicht. Die Anfangseffekte der US-Steuerreform sind eingearbeitet. Jetzt unterstützen die insgesamt niedrigeren Steuersätze die Gewinnentwicklung zwar weiter, aber ein neuer Impuls ist nicht in Sicht.

    Im Gegenteil, aus Sicht der Makrodaten ist ein weiteres Nachlassen der Auftriebskräfte zu erwarten, die BIP-Zuwächse der kommenden Quartale dürften weit unter den in Q1 nach neuester Schätzung erreichten +3,1% liegen. Und bei dieser Steigerung kamen einige Sondereffekte zuhilfe (siehe hier!).

    Die hinter dem Bull-Run seit Jahresbeginn stehende Hoffnung auf eine Lösung des Handelsstreits fällt als Motivation weg. Man muss zur Kenntnis nehmen, dass es hier wohl keine schnelle Entspannung geben wird. Im Gegenteil, es könnte noch mehr der gleichen Art kommen – siehe „(siehe Mexiko!)“. Damit ist jetzt zu erwarten, dass sich die Zuwächse bei den Unternehmensgewinnen in Höhe der BIP-Steigerungen einpendeln werden. Und so lange keine neuen, besseren Aussichten am Horizont auftauchen (fiskalische Anreize wie etwa die Infrastruktur-Pläne von Trump werden angesichts der zunehmenden Spannungen zwischen Republikanern und Demokraten immer unwahrscheinlicher), ist ein KGV von 20,4, und erst recht eines von 28,3 nach Shiller (CAPE – zyklisch inflationsadjustiert) hoch. Zu hoch für die meisten Anleger.

    In Bezug auf die Wachstumsaussichten sollte auch auf den radikalen Preisverfall für Öl in den zurückliegenden Tagen hingewiesen werden, sowie auf die weltweit nachlassende Nachfrage für Stahl und die für Halbleiter-Wafer. Zudem hat der globale Chip-Markt in Q1 die schlechteste Quartals-Performance innerhalb der zurückliegenden zehn Jahre hingelegt (nach IHS). Auch den anhaltenden Preisrutsch bei Kupfer sehe ich als Warnzeichen.

    Die Akteure müssen folgende Punkte „einpreisen“:

    • Es wird keine schnelle Lösung im Handelsstreit geben, im Gegenteil (siehe auch hier!)
    • Globale Koordination und Kooperation sind auf einem Tief
    • Die geopolitischen Risiken nehmen zu (z.B. Iran und Nord-Korea)
    • Die Wahrscheinlichkeit eines harten Brexit nimmt zu
    • Die Gewinnschätzungen sind zu hoch
    • Das Wirtschaftswachstum wird weiter nachlassen – nicht nur wegen weiterer Runden bei Strafzöllen

    Natürlich gibt es auch eine bullische Sichtweise. Sie kann sich momentan aber fast nur noch auf den Status quo berufen, als da ist: Die Beschäftigung ist historisch hoch, die Zahl der Anträge auf Arbeitslosengeld ist extrem niedrig, offene Stellen können oft erst mit deutlicher Verzögerung besetzt werden, das BIP-Wachstum ist hoch, das Verbrauchervertauen liegt historisch am oberen Ende. In einem solchen Umfeld ist kaum damit zu rechnen, dass die Fed die Leitzinsen rasch senkt. Genau das wird von Zeit zu Zeit auch als Unterstützung für eine bullische Haltung herangezogen. Da an den Börsen aber weniger die aktuelle Situation sondern mehr in die Zukunft gerichtete Erwartungen gehandelt werden, sind solche „status quo“-Argumente stets nur Motivation für Gegenbewegungen – nach dem Motto „so schlimm wird es nicht kommen, es sieht momentan doch ganz gut aus“.

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    Verfasst von Klaus Singer
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