Das unterschätzte Risiko von Bankguthaben - Seite 3
• Unter Fachleuten und der deutschen Finanzaufsicht BaFin besteht Konsens darüber, dass sich der europäische Bankensektor und ganz besonders der deutsche von der großen Finanzkrise 2008/2009 bis heute nicht wirklich erholt hat. Die durchschnittliche europäische Bank hat zu wenig Eigenkapital, zu viele faule Kredite in der Bilanz und ist – vor allem in der heutigen Niedrigzinslandschaft – chronisch unprofitabel. Die Gründe hierfür sind struktureller Natur und werden deshalb in den nächsten Jahren nicht verschwinden. Man betrachte beispielhaft den Zustand des größten Bankhauses in Deutschland, der Deutschen Bank. Ihr Aktienkurs fiel zwischen Mai 2007 und Juni 2019 um 94%, ihr Bonitäts-Rating stürzte in diesem Zeitraum um fünf Stufen ab und die grundsätzliche Überlebensfähigkeit der Bank wird gelegentlich angezweifelt.
• Die manchmal von Privatanlegern geäußerte Überzeugung, dass die lokale Kleinbank sicherer sei als nationale oder internationale Großbanken, ist drollig naiv. Vermutlich rührt dieses Wunschdenken daher, dass entsprechende "Kleinpleiten" nie im Spiegel oder der Tagesschau auftauchen und/oder aus der Verwechslung von Vertrautheit mit Sicherheit – ein bekannter kognitiver Irrtum, dem bis zu einem gewissen Grad wohl jeder Mensch unterliegt. Seit 2010 sind in Deutschland über 250 rechtlich selbstständige Banken verschwunden; der allergrößte Teil davon aufgrund mangelnder Profitabilität und nicht nachhaltiger Geschäftsmodelle. Diese Sterberate wird in den nächsten Jahren nicht sinken. Noch immer hat Deutschland fast so viele Banken wie Frankreich, Großbritannien und Italien zusammengenommen – also viel zu viele. Kleine Banken, die kein Rating haben, hätten typischerweise ein schlechtes. Die sogenannte Gewährträgerhaftung des Staates für öffentliche Banken in Deutschland (Sparkassen und Landesbanken) wurde 2005 abgeschafft, da unvereinbar mit EU-Wettbewerbsrecht.
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• Ob der Staat im Falle einer Bankenpleite Einlagen oberhalb der gesetzlichen Einlagensicherung von 100.000 Euro pro Einleger und Bank freiwillig ersetzen würde, darf man anzweifeln. Zum einen könnte der Staat in einer systemischen Bankenkrise nicht ausreichend Mittel dazu haben, zum anderen lägen wohl weniger als 10% aller einzelnen Kontoguthaben oberhalb von 100.000 Euro. Aus der Sicht der meisten Politiker im Bundestag würden die größeren Guthaben damit der bekanntlich nicht schützenswerten Minderheit der "Reichen" gehören. Einen Rechtsanspruch auf einen solchen Bail-Out hätte sowieso niemand.