Kommt der langersehnte Corona-Killer aus Rheinhessen?
Kursrakete: BioNTech legt bis zu 50% zu – Wie viel wirtschaftlicher Wumms steckt wirklich hinter der deutschen Impfstoff-Hoffnung?
Das Mainzer Unternehmen BioNTech hat im Rennen um einen Covid-19-Impfstoff eine wichtige Hürde genommen. Am Mittwoch genehmigte das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) erstmals eine Zulassung für die klinische Prüfung eines Impfstoff-Kandidaten. BioNTech darf seinen Wirkstoff “BNT162” - der in Zusammenarbeit mit dem Pharmariesen Pfizer entwickelt wird - nun an 200 gesunden Freiwilligen testen. BioNTech teilte mit, dass man von den amerikanischen Behörden zeitnah die Genehmigung für entsprechende Tests erwarte.
Die Aktie reagierte erwartungsgemäß mit einem kräftigen Kurssprung. Zeitweise legte BioNTech auf der Handelsplattform Tradegate über 50 Prozent zu.
Klaus Brune, Börsenexperte vom Platow-Verlag, mag das Unternehmen. “Ein echtes deutsches Einhorn, beim Börsengang gleich milliardenschwer, deutsche Forscher mit innovativen Ideen zur Nutzung der Botentechnologie bei der Entwicklung neuer Medikamente.”
Die Genehmigung für den Impfstoff-Test sei ein “Ritterschlag” für die Rheinhessen: Dennoch ist Börsenexperte Brune skeptisch, was die Gewinnaussichten des Unternehmens betrifft: “Dieser Test wird erst einmal Geld und Zeit kosten. Dauer vermutlich bis Sommer oder sogar Herbst. Und danach muss noch die Phase III durchgeführt werden, in der die Wirksamkeit beurteilt wird. Fazit: Wir sprechen von mehreren Monaten, bis ein Wirkstoff vorliegt. Danach kann erst die Zulassung erfolgen und Geld mit dem Medikament verdient werden. Das könnte BioNTech dann vielleicht schon 2021 Gewinne bringen. Vorher nicht.”
Das Biotech-Unternehmen aus Rheinhessen entwickelt unter anderem auch Immuntherapien zur Behandlung von Krebs und anderen schweren Krankheiten. Im März war der Kurs in der Hoffnung auf ein Corona-Heilmittel bereits auf ein Allzeithoch von über 100 Euro geklettert.
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Brune hat die BioNTech-Aktie schon seit dem Börsengang im Oktober 2019 im Blick. “Heute ärgere ich mich darüber, damals beim Stand von 12,60 US-Dollar je Aktie nicht zum Einstieg geraten zu haben.”
Nach den neuesten Kurssprüngen ist der Experte jedoch skeptisch, ob ein Einstieg sich derzeit noch lohnt. “Ein vernünftiges KGV ist derzeit nicht zu ermitteln. Eine Dividende nicht absehbar. Nachdem die Aktie heute 34% zugelegt hat, ist für mich das Goldgräber-Potenzial bereits aufgebraucht. Ich würde bei dem Papier abwarten wollen, bis es eine vernünftige Basis zur Einschätzung der künftigen Gewinne gibt. Und dann bleibt erst einmal abzuwarten, ob der heutige Aktienkurs diese Gewinne nicht zu stark überschätzt.”
Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion