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    FOREX-Report  646  0 Kommentare Niemand plant die Zinsen unter Null zu senken

    Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0806 (06:30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0775 im US-Geschäft markiert wurde. USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107,21. In der Folge notiert EUR-JPY bei 115,86. EUR-CHF oszilliert bei 1,05169.

    Niemand plane die Zinsen unter Null zu senken, so äußerte sich frei übertragen der Gouverneur der Bank of England Andrew Bailey, nachdem am Mittwoch seitens der FED bereits Negativzinsen zunächst ausgeschlossen wurden. Ein solche Schritt wäre eine kommunikative Herausforderung und könnte Schwierigkeiten für die Banken mit sich bringen.

    Überprüfen wir die Argumente. Eine kommunikative Herausforderung hat dieser Tage die PR-Abteilung von Wirecard, wo man scheinbar die Buchungsbelege von 2018 nicht finden kann, aber Negativzinsen vor dem Hintergrund von COVID-19 und Brexit zu kommunizieren, sollte machbar sein. Das zweite Argument wird durch den gestrigen EZB-Bericht entkräftet, der beschreibt, dass trotz der Negativzinsen, das Nettozinseinkommen der Banken eine hohe Resilienz aufzeige.

    Baileys später geäußerter Hinweis “it’s always wise, and particularly in these circumstances, not to rule anything out forever”, lässt meines Erachtens im Hintergrund die Planierraupen auffahren, die bereit stehen, die 0 % Zinswand einzureißen. Auch der Geldmarkt impliziert aktuell, dass die Zinsen im Mai 2021 in den negativen Bereich drehen werden. Warum sollte er das auch nicht handeln? Weil zwei Zentralbanker den Markt bitten, das nicht zu tun?

    Beide Seiten machen ihre Aufgabe gut. Aufgabe der Zentralbanker ist es, ihr Pulver noch trocken zu halten. Der Markt hat die Aufgabe, die Realität abzubilden.

    Die Realität ist es eben auch, dass die sich die britische Schuldenquote in den nächsten Jahren von 86 % Schulden / BIP schnell über die 90 % Marke Richtung 100 % bewegen wird. Die britische Schuldentragfähigkeit würde erleichtert, da der Zinstrend weltweit zweifelslos südwärts zeigt, droht auch durch Negativzinsen keine Verwerfung an den Märkten.

    Für die Assetklassen ändert sich nach den Äußerungen der BoE und der FED das Bild nicht. Die Diskontierungsfaktoren bleiben weltweit konstant oder werden sogar noch vorteilhafter. Aktien, Gold und sichere Anleihen mit langer Laufzeit sollten profitieren. Problematischer wird es im Bereich der Junk Bonds zugehen. Wie an dieser Stelle schon oft angemahnt, waren die Ausfallraten in den letzten Jahren auf einem historisch niedrigen Niveau. Die Pandemie stellt das reinigende Gewitter dar, dass die Strukturen vieler Unternehmen auf die Probe stellt.

    Nach der jüngsten Studie der Asian Development Bank wird diese Probe härter als bisher gedacht ausfallen. Sie erhöhte die Kostenschätzung für den weltweiten Schaden durch COVID-19 von einer Spanne zwischen 2,0 und 4,1 Billionen USD auf 4,0 bis 8,7 Billionen USD. Die wahrscheinlichen Szenarien gehen dabei von einer Schadenshöhe von 4,0 bis 5,3 Billionen USD aus, was 4,5 % bis 5,9 % des weltweiten BIPs entspräche. Die Erhöhung der Kosten ist kein Grund zur Panik, da auf der anderen Seite auch die Maßnahmenpakete an die Lage angepasst werden. Es unterstreicht jedoch, dass der Markt weiter stark zwischen den unterschiedlichen Geschäftsmodellen der Unternehmen differenzieren wird.

    Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung im Währungspaar EUR/USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.0720 – 1.0980 eröffnet neue Opportunitäten.

    Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!




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    Folker Hellmeyer
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    Folker Hellmeyer gilt als einer der profiliertesten Volkswirte und Chefanalysten Deutschlands. Nach dem Abschluss seiner Banklehre und der Bankakademie war Folker Hellmeyer in den 1980er Jahren im Devisenhandel der Deutsche Bank AG in Hamburg tätig. Später entsandte ihn die Bank als Kassahändler für ein Jahr nach London. 1989 kehrte er zurück nach Hamburg und initiierte den Aufbau eines JPY-Handelstisches.

    Im Februar 1990 wechselte Folker Hellmeyer als Freiverkehrsmakler im Interbankendevisenmarkt zur Bierbaum & Co. GmbH & Co. OHG.

    Von 1995 bis 2002 war er zunächst als Senior Dealer und ab 1997/98 als Chefanalyst und Verantwortlicher des Zentralbanktisches bei der Landesbank Hessen-Thüringen GZ tätig. Im Jahre 1998 schloss Folker Hellmeyer erfolgreich das ACI-Diplom ab.

    Von April 2002 bis Ende 2017 war Folker Hellmeyer Chefanalyst/Chefvolkswirt der Bremer Landesbank. Seit 2016 war er darüber hinaus Im Fonds Advisory der BLB tätig.

    Seit Anfang 2018 nimmt er in der neu gegründeten Firma Solvecon-Invest den Posten des Chefanalysten und die Rolle im Fonds Advisory ein.

    Als Kommentator des Geschehens an den internationalen Finanzmärkten ist er u. a. regelmäßig auf n-tv, Welt-TV und anderen Sendern zu sehen.

    Im Jahr 2008 veröffentlichte Hellmeyer das Bestsellerbuch „Endlich Klartext“* im FinanzBuch Verlag.

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    Verfasst von Folker Hellmeyer
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