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    Corona  1528  2 Kommentare Warum sind wir nicht bereit, von Asien zu lernen? - Seite 2

    In Deutschland heißt es, die Testkapazitäten seien bald aufgebraucht. In China wurden unlängst in einer einzigen Stadt neun Millionen Einwohner in fünf Tagen getestet. China baute ein Krankenhaus mit 1000 Betten in eineinhalb Wochen. Aber sobald man auf China zu sprechen kommt, wird reflexartig darauf hingewiesen, dies sei eben eine Diktatur und daher könne man für freiheitliche Gesellschaften daraus nichts lernen. Warum braucht man eine Diktatur, um genug Tests für die Menschen bereit zu stellen? Niemand sagt, dass man das Vorgehen der Chinesen blind kopieren sollte. Aber was spricht dagegen, von ihnen zu lernen?

    Zu Beginn der Coronakrise in Deutschland erklärte Bundeskanzlerin Merkel, Masken seien vollkommen wirkungslos. Ich habe mich damals schon gewundert: Warum tragen dann die Asiaten, die viel mehr Erfahrungen mit solchen Epidemien haben, fast alle Masken?

    Übrigens braucht man gar nicht nur auf China zu schauen. Auch demokratische Länder, wie etwa Taiwan, Singapur und Südkorea, haben das Virus viel wirksamer bekämpft als Europäer und Amerikaner. Warum lernen wir nicht von Asien? Boris Palmer (Grüne) ist einer der wenigen, die es auf den Punkt gebracht haben: „Taiwan hat es geschafft, die lokale Transmission seit 200 Tagen komplett zu unterbinden. In einem Volk von 23 Millionen Einwohnern und einer dicht besiedelten Metropolregion wurde nicht eine einzige Infektion weitergegeben, obwohl es immer wieder zu Einträgen durch Reisende gekommen ist. Südkorea, mit 50 Millionen Einwohnern fast so groß wie Italien, hat bereits die zweite Welle komplett gebrochen. Im ganzen Land wurden an einem Tag nie mehr als 250 Infektionen registriert. Das geschieht derzeit in Deutschland in weniger als einer Stunde.“

    Ja, all dies ist mit Freiheitseinschränkungen verbunden. Aber in Europa gibt es teilweise viel schärfere Freiheitseingriffe – so etwa in das Recht zur freien Berufsausübung. Freiheitseingriffe sind in einer Pandemie nicht zu vermeiden, aber sie müssen angemessen und wirksam sein. Beides ist in Europa nicht der Fall. Die Freiheitseinschränkungen sind weder angemessen noch sind sie wirksam. Wir sind bereit, die Wirtschaft lahmzulegen und Tausende Existenzen zu vernichten, aber der Datenschutz ist uns heilig. Leider bestätigt die Coronakrise nur einmal mehr den Befund: Der Staat ist dort stark, wo er schwach sein sollte (in der Wirtschaft), aber er ist doch schwach, wo er stark sein sollte.

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    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
    Corona Warum sind wir nicht bereit, von Asien zu lernen? - Seite 2 „Der Mensch hat drei Wege, klug zu handeln. Erstens durch Nachdenken, das ist der edelste. Zweitens durch Nachahmen, das ist der leichteste. Drittens durch Erfahrung, das ist der bitterste.“

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