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     1122  0 Kommentare Gold in Zeiten der Bubble, ein Marktkommentar von Dieter Kuckelkorn zum Goldpreis

    Frankfurt (ots) - Die Finanzmärkte befinden sich dank der geldpolitischen
    Corona-Maßnahmen der Notenbanken im Zustand der "Everything Bubble": Fast
    überall kennen die Notierungen nur eine Richtung, nämlich nach oben. Die
    Aktienmärkte notieren auf Allzeithochs, obwohl die Realwirtschaften mit Ausnahme
    Chinas und anderer asiatischer Länder immer noch am Boden liegen. Die
    Immobilienmärkte boomen, bei den Kryptowährungen ist der letzte Rest an
    Rationalität verloren gegangen und die Zinsen sind weiterhin extrem niedrig.
    Insofern sind die Erwartungen der Investoren, die verzweifelt nach
    Anlagemöglichkeiten für die Geldflut der Notenbanken suchen, an sämtliche
    Asset-Klassen hoch.

    In diesem Umfeld ist die Entwicklung des Goldpreises auffällig. Zwar hat das
    gelbe Metall im August ein Allzeithoch von rund 2 064 Dollar markiert. Seither
    ist der Preis aber wieder gesunken und im Spätherbst kurzzeitig sogar unter die
    Marke von 1 800 Dollar gerutscht. Aktuell befindet er sich mit 1 817 Dollar nur
    wenig oberhalb davon. Im Euro ist die Entwicklung ähnlich.

    Dies sorgt allgemein für Verwunderung, weil die vorgebrachten Argumente für eine
    enorme Rally des Goldpreises, die schon längst hätte einsetzen müssen, genauso
    viel oder wenig stichhaltig sind wie die fundamentalen Rechtfertigungsgründe für
    die enormen Anstiege bei anderen Anlageobjekten.

    In erster Linie ist es bei Gold das Argument, dass die enormen Liquiditätshilfen
    der Notenbanken zu einem starken Anstieg der Inflation führen werden, sobald die
    Corona-Krise mit Hilfe der zügig umgesetzten Impfkampagnen ausgestanden ist.
    Gold ist bekanntlich das klassische Absicherungsinstrument gegen hohe Inflation
    - wie es auch Immobilien sind, deren Preise derzeit enorm anziehen.

    Zwar könnte es zu einem gewissen Anstieg von Inflation und damit der Zinsen
    kommen, auch wenn es aufgrund der Unfähigkeit der EU-Bürokraten und der
    fehlenden Vergabe von Lizenzen für die Impfstoffproduktion durch weitere
    Pharmaunternehmen keine zügige Umsetzung der Impfkampagnen gibt. Dieser Anstieg
    wird sich jedoch in engen Grenzen halten. Zwar haben die Notenbanken die
    Geldmenge stark ausgeweitet. Deflationär wirken aber die sinkenden Gewinne in
    weiten Teilen der Realwirtschaften sowie die in der Krise zurückgehenden
    Arbeitseinkommen, wobei davon auszugehen ist, dass diese Auswirkungen der Krise
    noch lange zu spüren sein werden. Darüber sollte der Höhenflug der Aktienmärkte,
    die sich weit von den fundamentalen Gegebenheiten entfernt haben, nicht
    hinwegtäuschen. Gold ist auch eher als ein Instrument zum Schutz von
    Vermögenswerten in Währungskrisen zu sehen, wenn es zu einer Hyperinflation
    kommt. Ein zu erwartender leichter Anstieg der Geldentwertung wird wohl keine
    Flucht in Gold auslösen.

    Andererseits lässt sich aber argumentieren, dass das gegenwärtige
    Ultraniedrigzinsumfeld für den Goldpreis eigentlich förderlich sein sollte, weil
    die Opportunitätskosten der Anlage in das nicht verzinsliche Edelmetall derzeit
    extrem niedrig sind. Dies ist zweifellos richtig und ja auch zu beobachten: Um
    die Jahrtausendwende lag der Goldpreis noch bei ungefähr 250 Dollar.

    Warum aber kommt es denn nun nicht zu einer neuen Rally des Goldpreises in
    bisher unerreichte Dimensionen? Viele Analysten tun sich mit der Erklärung
    dieses Phänomens schwer. Ein Erklärungsansatz könnte sein, dass die
    physikalische Nachfrage nach Gold - sowohl in der Industrie wie auch durch
    private Haushalte - immer noch unter der Krise leidet. So ist die globale
    Goldnachfrage 2020 erstmals seit elf Jahren unter 4 000 Tonnen gefallen.
    Allerdings ist das Spiel von Angebot und Nachfrage von physikalischem Metall nur
    einer von mehreren Faktoren, die den Goldpreis bestimmen, und angesichts des
    hohen Anteils von nicht metallgebundenen Transaktionen nicht unbedingt der
    wichtigste.

    Letztlich liegt die Erklärung für das Ausbleiben der erwarteten Goldrally wohl
    im gegenwärtigen Desinteresse vieler spekulativer Finanzanleger. Der zuvor
    positive Trend bei den von Goldfonds gehaltenen Metallmengen hat sich bereits im
    November umgekehrt.

    So gesehen lässt sich argumentieren, dass die enorme Hausse bei Aktien, aber
    wohl auch bei Kryptowährungen wie Bitcoin auf Kosten der Entwicklung von Gold
    geht. Dies kann sich natürlich jederzeit wieder ändern, wenn irgendein Ereignis
    das Interesse der Finanzanleger in Gold neu belebt und den bekannten Herdentrieb
    auslöst.

    Pressekontakt:

    Börsen-Zeitung
    Redaktion

    Telefon: 069-2732-0
    www.boersen-zeitung.de

    Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/30377/4837422
    OTS: Börsen-Zeitung


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