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     2047  0 Kommentare Extreme Marktbedingungen - Seite 2



    Fast alle analysierten Teilmärkte der Aktienlandschaft sind sehr deutlich überkauft, in der Begrifflichkeit der TimePatternAnalysis sind sie „überdehnt“, befinden sich in Extension. In diesem Ausmaß war das seit mindestens einem Jahr nicht mehr der Fall. Hinzu kommt, dass auch Dollar gegen Euro und Gold erheblich extendiert sind, und zwar bezogen auf Dauer und Stärke. Rohöl ist in diesem Sinne auf dem Weg zu seinem „unteren Anschlag“.

    Noch etwas fällt auf: Untersucht man die Kursbewegungen beim Öl auf ihre Ähnlichkeit zu zyklischen Verläufen, so sind hier ausgeprägte Schwingungen festzustellen. Die Entwicklung des Goldpreises weist demgegenüber eine seit August beständig abnehmende Ähnlichkeit auf, hier sind mittlerweile untere Grenzwert in Sicht. Beim S&P 500 sind die Phasen steigender Linearität spätestens seit Anfang November nur noch begrenzt korreliert mit „freien“ Marktschwingungen. Bei Gold und Aktienindex dürfte diese Divergenz auf Einflüsse hindeuten, die nur wenig mit einem freien Spiel der Marktkräfte zu tun haben. Beim Öl sieht es demnach so aus, dass der Preisbildungsprozess intakt ist, jedenfalls dann, wenn man unterstellt, dass er in zyklischen Bahnen abläuft (wovon ich ausgehe).

    Das alles unterstreicht, dass wir uns in extremen Marktbedingungen bewegen, und zwar nicht nur innerhalb des Bereichs der Aktien.

    Am Freitag ist kleiner Hexensabbat, Normalerweise tendieren die Märkte dazu, zu diesem Termin hin ruhiger zu werden. Wenn die Spannungen, die der Auslauf von Optionen mit sich bringt, allerdings so groß sind, dass sie die Märkte nicht in einer engen Handelsspanne halten können, kann es im Vorfeld doch zu scharfen Kursreaktionen kommen. Diese gibt es häufig anschließend, wenn das temporäre Gleichgewicht der Marktteilnehmer, ihr „Burgfriede“, nicht länger trägt. Die starke Bewegung beim PCR gestern mahnt zur Vorsicht.

    Mag sein, dass die Märkte noch eine Menge schöner Gelegenheiten auf der Long-Seite offerieren. Der Zufluss an Kapital über die vergangenen Wochen erinnert an die frühe Rallye 2003. Aber anders als damals finden die Marktteilnehmer keinen Halt mehr in der Erkenntnis „es kann nicht mehr schlimmer kommen“. Heute lautet die fundamentale Devise eher „es kann nicht mehr besser kommen“. Um sich das zu vergegenwärtigen, reicht ein Blick auf die jüngste Berichtssaison, die weder hinsichtlich der Quartalsgewinne, noch hinsichtlich der Ausblicke besonders beeindruckte. Da das auch dem bullischsten Akteur nicht entgangen sein dürfte, ist das Marktrisiko entsprechend hoch.
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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Extreme Marktbedingungen - Seite 2 Die Bullen stoßen an wichtige Chart-Marken. Der S&P 500 befindet sich in einer bedeutsamen Widerstandszone, der Dow kämpft mit seinem Hoch aus dem April. Beide notieren im Bereich der Hochs aus dem Frühjahr 2002, was strategisch bedeutsam ist, …