Warum US-Aktien bereits in einem Bärenmarkt sind
Trotz erneut gestiegener Inflation in den USA haben sich die Aktienindizes heute zunächst wieder freundlich gezeigt. Doch unter der Oberfläche brodelt es. ...
Das größte Interesse an den Märkten galt gestern der US-Inflationsrate. Mehrheitlich wurde ein Plus gegenüber dem Vorjahreszeitraum von rund 7 % erwartet. Und diese Erwartungen wurden punktgenau getroffen. Damit hat die US-Inflation im Dezember einen neuen Hochpunkt im aktuellen Zyklus und die höchste Rate seit Juni 1982 erreicht (November: +6,8 %).
Im Vergleich zum Vormonat übertraf die Inflation mit einem Anstieg um 0,5 % allerdings die Erwartungen von 0,4 % leicht (November: +0,8 %). Und auch im Bereich der Kernrate wurden die Erwartungen moderat übertroffen. Auf Vormonatsbasis stiegen die Preise ohne Nahrungsmittel und Energie um 0,6 %, statt erwarteter +0,5 % (November: +0,5 %), und im Vergleich zum Vorjahr legte die Kernrate auf +5,5 % zu, während die Erwartungen hier bei +5,4 % lagen (November: +4,9 %).
Aktienmärkte machten trotz höherer Inflation einen kleinen Freudensprung
Die Aktienmärkte steckten diese Daten dennoch problemlos weg. Es kam sogar zu Kursanstiegen. Das dürfte einige Marktteilnehmer überrascht haben. Denn die aktuellen Inflationsdaten unterstreichen das Ansinnen der US-Notenbank (Fed) zu einem beschleunigten Ausstieg aus der ultra-lockeren Geldpolitik. Und die Liquiditätsflut der Notenbanken war bekanntlich der Haupttreiber der aktuellen Aufwärtstrends und Übertreibungen der Aktienmärkte insbesondere in den USA.
Dass die Aktienkurse dennoch einen kleinen Sprung nach oben gemacht haben, kann eigentlich nur damit begründet werden, dass jüngst bereits 4 Leitzinsanhebungen der Fed eingepreist wurden. Und eine noch stärkere Beschleunigung bei den Zinsen ist aktuell nicht zu erwarten.
Fed nimmt ihre Bilanzsumme ins Visier
Allerdings könnte die hohe Inflation Auswirkungen auf die Bilanzsumme der Fed haben. Fed-Chef Jerome Powell hatte bereits signalisiert, dass mit einem Abschmelzen der auf fast 9 Billionen Dollar angeschwollenen Notenbankbilanz in diesem Jahr begonnen werde. Es könne allerdings zwei, drei oder auch vier Notenbanksitzungen brauchen, bis eine konkrete Entscheidung über den Abbau getroffen wird, so Powell.
Für die Aktienmärkte macht es aber einen sehr großen Unterschied, ob über das Abschmelzen erst auf der FOMC-Sitzung Mitte Juni, also auf der vierten Sitzung 2022, oder bereits Mitte März, also auf der zweiten Sitzung 2022, beschlossen wird.
Lesen Sie auch
Zumal Powell vorgestern bei einer Anhörung vor einem Senatsausschuss auch sagte, die Bilanz der Zentralbank werde wahrscheinlich früher und schneller abgebaut als in früheren Straffungszyklen. Gleiche Töne waren auch bereits von der Präsidentin der Federal Reserve Bank of Kansas City, Ester George, zu hören. Und nach Ansicht des Chefs des Fed-Bezirks Atlanta, Raphael Bostic, werde der erhöhte Preisdruck womöglich längere Zeit andauern. „Wir müssen direkt, klar und aggressiv reagieren“, so Bostic.