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    Aktienanalyse  528  0 Kommentare Roku: Pain today, gain tomorrow

    Tobias Krieg sieht bei dem Titel auf dem aktuellen Niveau eine erste Einstiegsgelegenheit für antizyklische Investoren. Wer auf dem Weg nach unten kauft, wird allerdings selten sofort dafür belohnt...

    Ich habe eine Vorliebe für abgestürzte Outperformer. Jetzt werden Sie sich sicherlich denken „wer hat das nicht?“. Ich würde behaupten die absolute Mehrheit aller Anleger. Diese Strategie ist höchst erfolgreich, wird in Wahrheit aber von den wenigsten Anlegern genutzt. Denn es fehlt eine Sache: unmittelbare Bestätigung.

    Wer auf dem Weg nach unten kauft, wird selten sofort dafür belohnt. Die Früchte kann man oft erst Monate oder Jahre später ernten. Daher greifen die meisten Anleger auf andere Strategien zurück. Es wird alles Mögliche aus allen möglichen Gründen gekauft. Die breite Masse macht dabei vor allem zwei Hauptfehler: Sie kauft entweder optisch günstige Aktien. Dabei handelt es sich größtenteils um Unternehmen mit grundlegenden Problemen. Oder es wird gekauft, weil eine Aktie gerade steigt. Man möchte einen kurzen Trade mitnehmen.

    Das erste ist eine grundlegend schlechte Idee, die zweite schon eher sinnvoll. Wenn man allerdings nicht aufpasst und Aktien trotz einer absurd hohen Bewertung kauft, kann einem die Sache gehörig um die Ohren fliegen.

    Par excellence

    Roku ist ein sehr gutes Beispiel für blindes Kaufen, weil eine Aktie steigt. Es sind die typischen prozyklischen Trades. Weil eine Aktie bereits gestiegen ist, hofft man darauf, dass es noch ein bisschen höher geht. Prozyklisches Trading kann gewinnbringend sein. Wenn man allerdings Faktoren wie die Bewertung, den Newsflow, die Zyklik und anderes außer Acht lässt, arbeitet man im luftleeren Raum.

    Selbst das wäre nicht das Problem, wenn man ein striktes Money-Management betriebe. Als disziplinierter Trader hat man schließlich immer einen Stopp, egal ob im Markt platziert oder nur im Kopf.

    In all den Jahren an der Börse habe ich jedoch immer wieder erlebt, dass Anleger sich eben nicht diszipliniert an ihre Ausstiege halten. Oft genug werden Stopps durch Hoffnung ersetzt, der Hoffnung, dass der Kurs doch wieder drehen wird und man mit einem blauen Auge davonkommt.

    Leider ist das selten der Fall. Wenn es schlecht läuft, gerät man in eine Situation wie bei Roku. Wer hier unglücklich eingestiegen ist, ist jetzt 50-60 % und mehr im Minus.

    Davor kann man sich bewahren. In Fall von Roku hätte ein einfacher Blick in die Vergangenheit ausgereicht. Bevor der Hype um die Aktie 2020 begann, lag das KUV nie über 15,2 und am Tief bei 4,8. Am Hoch 2020 lag das KUV allerdings bei sagenhaften 33. Ein Kursrisiko von 50 % und mehr war also offensichtlich. Sie wissen nicht, was sie tun.

    Denn gleichzeitig hätte man mit Blick auf die Zahlen erkennen können, dass Streaming-Anbieter Roku gar nicht so ein großer Krisengewinner ist, wie es dargestellt wurde. In Wahrheit war das Wachstum 2020 kaum höher als in den Vorjahren.

    Ausblick und Bewertung

    Kommen wir zum eingehenden Thema zurück: Abgestützte Outperformer. Die Zahlen von Roku konnten und können sich wirklich sehen lassen. […] Zukünftig sollte die Verwässerung der Aktienbasis demnach deutlich nachlassen. Darf man den Prognosen Glauben schenken, dürfte sich der Umsatz bis 2025 verdoppeln. Der Gewinn dürfte sich bereits bis 2023 verdoppelt haben und auch anschließend überproportional steigen.

    Das Wachstum setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen, die allesamt in die gleiche Richtung zeigen. Man schließt immer mehr Partnerschaften, darunter bereits heute Netflix, Disney+, Showtime oder Hulu. Das macht den Service attraktiver, die Zahl der aktiven Kunden steigt und gleichzeitig auch der Umsatz je Kunde. Je mehr Netflix, Disney & Co. in Content investieren, umso besser.

    In Anbetracht dieser Tatsachen erscheint eine Bewertung mit einem KUVe von 8,1 nicht hoch gegriffen. Wie wir bereits gesehen haben, schwankte das KUV in den letzten Jahren meist zwischen 4,8 und 15,2. Im Hoch lag es bei 33. Wir befinden uns also eher am unteren Ende der Skala. Können die Prognosen erfüllt werden, scheint der Weg zur Oberseite vorgezeichnet zu sein.

    Das einzige Problem ist, dass der Markt zu Übertreibungen neigt. Daher ist es auch so schwer ein Hoch oder Tief vorherzusagen. Kurse hören nicht auf zu steigen, nur, weil ein weiterer Anstieg rational keinen Sinn mehr ergibt. Ebenso hören Aktien nicht genau in dem Moment auf zu fallen, an dem sie günstig sind. Börse ist asymmetrisch. Deshalb sind gute Entscheidungen an der Börse auch so schwierig.

    Charlie Munger hat es gut auf den Punkt gebracht: „Almost all good businesses engange in pain today, gain tomorrow activities.“ - "Fast alle guten Unternehmen engagieren sich in Aktivitäten, die heute Schmerzen und morgen Gewinn bringen".

    Investieren ist ein Business.

    Roku-Aktie: Technische Einschätzung

    Roku hat massive Kursverluste hinter sich und ist in die zentrale Supportzone bei 150 – 175 USD eingetaucht. Bei knapp unter 150 USD verläuft auch der langfristige Aufwärtstrend.

    Für antizyklische Investoren mit einem langen Atem könnte das aktuelle Niveau eine erste Gelegenheit sein. Die Aktie ist aber sicherlich nichts für Anleger, die vor Volatilität zurückschrecken. Es wäre durchaus möglich, dass auch noch der Support bei 150 USD angesteuert wird. Darunter wäre sogar noch eine Ausdehnung in Richtung 125 oder 100 USD denkbar.

    Es klingt vielleicht eigentümlich, aber es ist eine wichtige Erkenntnis: Am Ende spielt es keine Rolle, ob die Aktie noch diesen Umweg geht, solange der Kurs in ein bis zwei Jahren wieder bei 300 oder 480 USD steht.

     

    Hinweis:

    Hierbei handelt es sich um keine Anlageempfehlung oder Anlageberatung!

    Dieser Artikel erschien zuerst auf Dirk Müllers Cashkurs.com und wurde von Tobias Krieg verfasst. Dort finden Sie die ungekürzte Version inklusive Chartgrafik und weitere Aktienanalysen vom Autor. Bspw.: Etsy, Dropbox – aber vor allem weniger bekannte, dafür vielversprechende Titel!







    Dirk Müller
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    Dirk Müller ist Finanzexperte, mehrfacher Spiegel-Bestseller Autor*, Politikberater, Vortragsredner, Gründer von Cashkurs.com – und gilt als „Dolmetscher zwischen den Finanzmärkten und den Menschen außerhalb der Börse“. Sein Weg an der Börse begann 1992, heute zählt er zu den bekanntesten Gesichtern des Börsenparketts. Von vielen Medien wird er daher auch gerne Mr. DAX genannt.

    Dirk Müllers Fähigkeit, komplexe Sachverhalte auf das Wesentliche zusammenzufassen und für die Allgemeinheit verständlich zu erläutern, zeichnet seine einzigartige Berichterstattung auf Cashkurs.com aus. Hierbei ist ihm vor allem an der Aufklärung und der Vermittlung von unabhängigen Hintergrundinformationen gelegen. Dirk Müller setzt sich für die Förderung der Aktienkultur in Deutschland ein und unterstützt diese mit einem eigenen Fonds zum Vermögensaufbau (Dirk Müller Premium Aktien).

     

     

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