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     1107  1 Kommentar So geht es auf jeden Fall nicht weiter!

    Ob die Deutschen das aushalten? Diese Frage hat der Historiker Michael Wolffsohn gerade in einem Interview zu Putins Krieg gestellt.

    Ob die Deutschen das aushalten? Ich war sehr gespannt, weil ich ja selbst kurz davor bin, es nicht mehr auszuhalten.

     

     

    Mir wird auch aus dem Bekanntenkreis geraten, nicht mehr hinzuschauen, weil ich ja ohnehin nichts ändern könnte. Abstand wäre da die richtige Medizin. Doch ich habe geantwortet: Gefühle kann man nicht unterdrücken. Ich habe also keine Wahl.

     

    Wolffsohn hat es jedoch anders gemeint. Er fragte sich nämlich, ob die Deutschen auch noch für die Sanktionen gegen Russland wären, wenn die Energie noch teurer werde?

     

    Großer Gott, was das für Probleme sind.

     

    Was können wir machen, um aus der jetzigen Situation herauszukommen? Ich sehe eigentlich nur zwei Wege: Entweder der Westen tritt in diesen Krieg ein oder die Ukraine gibt klein bei.

     

    Wenn es jedoch weitergeht wie jetzt, dann glaube ich, das dass niemand mehr aushalten kann. Diejenigen nicht, die dabei sind, und auch diejenigen nicht, die emotional daran beteiligt sind.

     

    Man stelle sich vor, die BBC hätte im Jahr 1942 den Holocaust direkt aus den Gaskammern gefilmt, aber niemand hätte eingegriffen, weil das rechtlich aus irgendeinem Grunde nicht möglich gewesen wäre.

     

    Ich frage mich, was würde ich tun, wenn mir jemand gegenübersteht, der mir ein Leben aufzwingen möchte, das ich nicht leben will, und mir ansonsten mit dem Tod und der Zerstörung meines Hauses droht? Ich denke, ich würde sagen: Natürlich, ich mache alles, was du willst.

     

    Und dann würde ich im Anschluss daran versuchen, die entscheidenden Klauseln aus dem Friedensschluss wieder herauszukommen. Auch durch Hilfe meiner Freunde. Gibt es nicht so etwas wie Bauernschlauheit?

     

    Ein sofortiger Friedensschluss würde ja bedeuten, dass die Sanktionen weiter laufen. Denn die EU und die USA wären ja kein Bestandteil eines Friedensvertrages zwischen Russland und der Ukraine. Und dadurch würde dem Kreml sichtlich die Luft abgedrückt werden.

     

    Doch: Ist das hier jetzt vielleicht nur das dumme Gerede eines kleinen Jungen? Das mag sein. Was aber ist dann mit dem Gerede der großen Männer?

     

    Führt es weiter, wenn die Führer des Westens jeden Tag dutzendfach Statements abgeben, Putin solle endlich den Krieg beenden? Das wird den sicherlich mächtig beeindrucken. Aber unsere Leute haben dann zumindest einmal etwas Richtiges gesagt.

     

    Ich denke, je öfter dieser Satz wiederholt wird, umso überzeugter ist Putin von der Schwäche des Westens.

     

    Und Wolodymyr Selenskyj ist der Meinung, wenn die Ukraine fällt, fallen wir anderen auch. Das halte ich allerdings für ein tragisches Missverständnis.

     

    Der Westen handelt nämlich konsequent nach dem Sankt-Florians-Prinzip: Heiliger Sankt Florian, verschon´ mein Haus, zünd´ Nachbars an.

     

    Friedrich Merz hat das gerade im Bundestag bekräftigt. Er könne sich ein Eingreifen der Nato in der Ukraine allenfalls vorstellen, wenn mit den Atomkraftwerken dort etwas passiere.

     

    Doch so weit sei es Gott sei Dank noch nicht. Ja, danke Friedrich Merz und danke lieber Gott. Und auch dir ein mächtiger Dank, heiliger Sankt Florian.

     

     

    Bernd Niquet

     

    berndniquet@t-online.de

     

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    So geht es auf jeden Fall nicht weiter! Heiliger Sankt Florian, verschon´ mein Haus, zünd´ Nachbars an