Egbert Prior
HanseYachts: Auftragsflut, aber rote Zahlen
Der Kursverlauf des Segelyachten- und Motorbootshersteller ist stürmisch wie die See.
Der Kursverlauf des Segelyachten- und Motorbootshersteller ist stürmisch wie die See. Ende 2017 erreichte die Notiz mit 11,08 Euro ein Mehrjahreshoch, seither hat sich die Aktie gedrittelt auf aktuell nur noch 3,71 Euro. So niedrige Pegelstände erwiesen sich in der Vergangenheit stets als attraktive Kaufgelegenheiten, zumal der Absturz auf den ersten Blick kaum zu verstehen ist. Der Bootsbauer, der sich bei Segelyachten in der Klasse bis 70 Fuß (ca. 21 Meter) als Nummer zwei im Weltmarkt – nach Beneteau – sieht, berichtet von einer Verdoppelung des Auftragsbestands auf Rekordniveau von 330 Millionen Euro. Aus dem soeben vorgelegten Zwischenbericht über die ersten neun Monate (per 31.3.) geht hervor, daß in diesem Umfeld die Greifswalder die Preise für die Boote um bis zu 31% angehoben haben. Die Produktionskapazitäten sind voll ausgelastet. Ein Kunde, der heute bestellt, muß auf sein Boot bis 2024 warten. Das Unternehmen sieht den Hintergrund der hohen Auftragseingänge im Wunsch von Menschen, die Freizeit naturnah zu verbringen und dies möglichst in einem sicheren eigenen Refugium. Unterstützt wird die positive Entwicklung durch den Aufbau digitaler Vertriebskanäle, treue Stammkunden und eine ständige Verbesserung der 45 unterschiedlichen Yachten über alle sieben Marken. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Der hohe Auftragsbestand und die langen Lieferfristen haben auch mit den gestörten Lieferketten, der verzögerten Lieferungen von Vorprodukten und Rohstoffen zu tun. In den ersten neun Monaten des laufenden Turnus summierte sich der Nettoverlust auf saftige 12,2 Millionen, nach minus 10,5 Millionen im Vorjahreszeitraum. HanseYachts segelt hart am Wind. Die Eigenkapitalquote per 31.3. negativ mit minus 0,6%. Im Vorjahr waren es noch plus 8,6%. Wir sehen HanseYachts aber gut abgesichert, der Mehrheitsaktionär Aurelius (80%) dürfte zur Rettung des Bootsbauers jederzeit parat stehen. Zumal sich die Zulieferersituation früher oder später wieder normalisieren dürfte. Für die gesamte Bilanzperiode 2021/22 erwartet der Vorstand einen „deutlich höheren“ Konzernumsatz im Vergleich zum Vorjahr (121 Millionen). Der Jahresfehlbetrag wird im niedrigen zweistelligen Millionenbereich erwartet. Die Börse bewertet die Nordlichter aktuell mit 57 Millionen. Billig! Nur ungefähr ein halber Jahresumsatz. Fazit: Mutige wagen eine Spekulation. Nach der Ebbe kommt die Flut!