"Weitere Marktanteilsgewinne"
Amazon: Goldman senkt das Kursziel - verpufft der Split-Effekt?
Die Aktie des Onlinehändlers kommt trotz des Aktiensplits nicht richtig vom Fleck. Analysten bleiben zwar langfristig optimistisch für Amazon, doch die wirtschaftliche Lage könnte das Bild kurzfristig eintrüben.
Weltgrößter Onlinehändler, führender Cloud-Anbieter, aufstrebendes Filmstudio und dazu noch in jeder Menge Wachstumsnischen aktiv. Das alles gibt es seit dieser Woche zum Preis von rund 115 Euro je Aktie an der Börse zu kaufen. Die Amazon-Aktie sollte durch den Split von 1:20 auch für viele Privatanleger attraktiver werden.
Der US-Börsenanbieter Nasdaq hatte diesen "Split-Effekt" untersucht und ein Kursplus von durchschnittlich fünf Prozent bei gesplitteten Aktien ausgemacht.
Stattdessen ist die Amazon-Aktie seit Anfang der Woche um knapp fünf Prozent gefallen. Am Freitag kamen weitere ernüchternde Neuigkeiten hinzu. Die Investmentbank Goldman Sachs senkt ihr Kursziel für Amazon von 185 auf 170 US-Dollar, belässt seine Einstufung aber dennoch auf Kaufen. Goldman-Analyst Eric Sheridan begründet seine Einschätzung mit einem wahrscheinlich schwächeren wirtschaftlichen Umfeld in den nächsten Jahren. Deshalb legt er für den Online-Riesen ein langsameres Umsatzwachstum zugrunde.
DZ-Bank-Analyst Ingo Wermann glaubt an eine Art Corona-Kater für die Aktie: "Amazon wird unserer Auffassung nach im ersten Halbjahr 2022 ein 'Opfer' der in den ersten Quartalen der Coronapandemie erzielten Erfolge", schrieb Wermann in einer Analyse diese Woche. In den Monaten nach Ausbruch der Pandemie sei enorm viel in Lager-, Logistik- und Personalkapazitäten investiert worden. "Die Ausgaben waren also die Voraussetzung für außergewöhnlich hohe Umsätze, die nun die Vergleichsbasis für die beiden ersten Quartale des laufenden Geschäftsjahres bilden. Zudem leidet Amazon gegenwärtig unter spürbar gestiegenen Lohn-, Fracht- und Energiekosten", schreibt Wermann.
Trotz Überkapazitäten und Kostendruck bleibt der Experte bullish für die Amazon-Aktie. "Wir gehen von weiteren Marktanteilsgewinnen aus. Als hervorragend bewerten wir auch die Perspektiven für die beiden margenstarken Geschäftsfelder Cloud Computing (AWS) und Onlinewerbung." Die DZ-Bank sieht den Fair Value für die Aktie bei 175 US-Dollar, auf einem ähnlichen Niveau wie die Kollegen von Goldman Sachs.
w:o Charttechnik-Experte sieht den Amazon-Kurs dagegen noch nicht am Ende seiner aktuellen Konsolidierung angekommen. "Anleger sollten – unabhängig vom Aktiensplit – diese Konsolidierung abwarten, bis sich eindeutige Signale in die eine oder andere Richtung ergeben. Mein Fazit: Abwarten", so Klotter. Hier geht es zu seiner aktuellen Amazon-Chartanalyse.
Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion
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