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     1863  1 Kommentar Das stimmt doch aber alles gar nicht

    Jetzt hat Putin also die vier ukrainischen Regionen annektiert. Für Selenskyjs Berater ist das eine Freak-Show und wir machen erst einmal einen Doppel-Wumm.

    Dafür, dass wir derzeit in einem Kampf der Freiheit gegen das Barbarentum stehen sollen, geben wir ein ganz schön schiefes Bild ab, finde ich.

     

    Ich habe keinen Moment daran gezweifelt, dass das, was Russland derzeit in der Ukraine macht, ein Verbrechen darstellt. Doch muss ich deswegen Haltung annehmen und die Augen stur geradeaus gerichtet zu allem „Jawoll!“ sagen?

     

    Nein, das muss ich nicht. Und das mache ich auch nicht.

     

    Denn wir sind doch besoffen. Wir sind von unserem eigenen Hochmut besoffen. Und besoffene Führer sind immer schlechte Führer. Davon können allerdings wohl auch die Russen ein Lied singen. Nur trinken die sicher eher Wodka als Hochmut.

     

    Die Situation ist jedoch bei aller Tragik durchaus skurril. Denn für die Russen sind die Ukrainer Nazis, sie kämpfen also gegen Nazis, was sie deshalb durchaus mit unserer Bundesregierung verbindet, denn die kämpft ja ebenfalls gegen Nazis, allerdings gegen welche im eigenen Land.

     

    Und die Ukraine kann da natürlich nicht zurückstehen, und na klar, für sie sind die Russen Nazis. Adolf Hitler ist also überall präsent. Ich halte jedoch alle Nazi-Vergleiche gleichermaßen für falsch.

     

    Genauso falsch ist es auch, die italienische Wahlsiegerin als Postfaschistin zu bezeichnen. Denn die ersten Faschisten waren keine Rechten, sondern linke Arbeiter. Und Mussolini selbst ist ebenfalls Sozialist gewesen.

     

    Faschismus ist ein militanter Linksextremismus. Hier finden sich keine Bürgerlichen wie bei den Rechten, die Faschisten sind Kollektivisten und Staatsgläubige, sie haben das Kollektiv über den Einzelnen gestellt und sind an Individualrechten und dezentraler Wirtschaft nicht interessiert.

     

    Und das soll für Frau Meloni in Italien zutreffen? Ich denke, unsere Journalisten sind genauso besoffen von sich selbst und ihren „Großtaten“ wie unsere Politiker. Deshalb schreiben sie auch nur noch Heeresberichte und haben eigenen Recherchen komplett aus ihren Köpfen gestrichen.

     

    Und dann schwingt sich auch noch Frau von der Leyen, die Präsidentin der EU-Kommission auf, vor der Wahl in Italien den Italienern zu sagen, wenn diese Frau Meloni Ministerpäsidentin werden sollte, dann verfüge man in Brüssel über Instrumente, falls sich die Dinge in eine schwierige Richtung entwickeln.

     

    Klingt irgendwie original wie Putin, oder?

     

    Und den Ungarn und Polen droht von der Leyen für demokratische Mehrheitsbeschlüsse in deren Ländern Sanktionen an, weil diese Frau anscheinend glaubt, einen höheren Grad an Wahrheit zu vertreten als die Bürger in den EU-Nationalstaaten. Doch die Schweden und die Italiener haben ja bereits gezeigt, wie der Wind jetzt weht.


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Das stimmt doch aber alles gar nicht Undemokratische gegen Undemokratische und Nazis gegen Nazis