Inflation
Der Hundert Billionen Geldschein
Vor 99 Jahren brachte die Deutsche Reichsbank die Hundert Billionen Mark Note heraus. Der höchste je in Deutschland ausgegebene Geldschein. Wenige Wochen später erreichte die Inflation im Deutschen Reich Ihren Höhepunkt.
Im täglichen Leben kam es immer häufiger zu völlig absurden Situationen. Da bestellte man im Café zwei Tassen Kaffee für je 5.000 Mark und erhält am Ende eine Rechnung über 14.000 Mark. In der Zwischenzeit war der Preis gestiegen, man hätte beide Tassen gleichzeitig bestellen müssen. Neben der Reichsdruckerei waren zeitweise über 130 weitere Betriebe damit beschäftigt Geldnoten herzustellen. Insgesamt waren bis zu 1783 Pressen im Einsatz. Angestellte brachten Rucksäcke mit zum Gehaltsbüro, um das Geld zu verstauen und danach sofort auszugeben. Viele Betriebe zahlten den Arbeitern Ihren Lohn bereits jeden Morgen aus. Ihre Frauen warteten am Werkstor, nahmen das Geld in Empfang und eilten in die Geschäfte. Spätestens wenn mittags der neue Dollarkurs veröffentlicht wurde, war das Geld wieder weniger Wert.
Deutschland befand sich im geldpolitischen Ausnahmezustand
„Wir versaufen unser Oma ihr klein Häuschen“, lautete der Gassenhauer jener Tage. Deutschland befand sich über Monate in einem geldpolitischen Ausnahmezustand. Die Menschen prassten und lebten in den Tag hinein, eine regelrechte Kaufpanik hatte die Bevölkerung erfasst. Denn Ware war ausreichend vorhanden, es fehlte nur das stabile Geld, um sie zu kaufen. Das Einzige, was wirklich zählte waren Sachwerte: Diamanten und Münzen, aber auch Antiquitäten, Kunst und natürlich Devisen. Die Dummen waren all jene, die über Geldvermögen verfügten. Die Sparer, die Inhaber von Staatsanleihen oder die Rentner, die Einkommen bezogen, ohne zu arbeiten. Große Teile der Mittelschicht wurden praktisch über Nacht enteignet. Getroffen wurden auch die Aktionäre. Zwar vervielfachten Aktien in die Inflationsphase innerhalb weniger Monate ihren Wert, gaben die Gewinne danach aber auch genauso schnell wieder ab. Wer allerdings diese Ausschläge durchhielt, konnte in der Hyperinflation mit Aktien sein Vermögen zumindest zum Teil erhalten.
Die Vampir-Note
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Angefangen hatte es vergleichbar harmlos mit der Einführung der Vampir-Note durch die Deutsche Reichsbank. Im Januar 1922 wurde erstmals ein 10.000 Mark-Schein in Umlauf gebracht. Es war die Banknote mit dem bis dahin höchsten Wert. Die Note wurde eingeführt als die Inflation im Deutschen Reich langsam vom Trab in den Galopp wechselte. Ab 20 Prozent Teuerung im Monat spricht man von galoppierender Inflation. Bei der Einführung konnte man sich damit auch tatsächlich noch einiges kaufen. Er entsprach zu jenem Zeitpunkt immerhin etwas mehr als 50 Dollar. Im Volksmund nannte man den Schein die Vampir-Note. Auf dem Schein war Albrecht Dürers „Bildnis eines jungen Mannes“ von 1507 abgebildet. An der rechten Seite des Halses wurden jedoch, ob aus Absicht ist nicht bewiesen, einige Striche hinzugefügt. Sie bewirkten, dass viele bei einer Drehung des Bildes um 90 Grad nach links an dieser Stelle nun etwas ganz anderes zu erkennen glaubten: den Kopf eines Vampirs. Eine treffende Metapher für das, was den Deutschen in den folgenden Monaten bevorstand. Die Inflation saugte langsam das Vermögen der Deutschen auf. Schon im Oktober 1922 war der 10.000 Mark Schein keine zwei Dollar mehr wert. Im November brachte die Reichsbank den 50.000 Mark Schein in Umlauf