Aktive ETFs
Keine Macht dem Mittelmaß?
Es gibt Momente in der Geschichte der Geldanlage, die als Meilensteine gelten – und die Erfindung des Indexfonds ist zweifelsohne einer davon. Als der Erfinder gilt John C. Bogle.
Sein Konzept war bestechend einfach. Der Fonds bildete nur den Aktienindex S&P 500 ab, also Aktien der 500 wichtigsten US-Unternehmen. Kein aufwendiges Fondsmanagement, keine hohen Verwaltungskosten. Die Orientierung am Mittelmaß schien zu Beginn vielen Amerikanern als „unamerikanisch“. Es war ein beschwerlicher Weg für „Jack“ und sein Unternehmen Vanguard. In den 1980er Jahren interessierte sich nur eine kleine Gruppe von Anlegern für seine Fonds, in den 90er Jahren wurden es mehr, ab den 2000er Jahren lief es dann so richtig rund.
ETF als Innovation des Indexfonds
Während die Idee des Indexierens schnell an Popularität gewann, gab es noch Raum für Innovation. Jetzt traten ETFs (Exchange Traded Fund) auf den Plan. Obwohl die Grundidee von Indexfonds und ETFs sehr ähnlich ist – beide versuchen, einen Index abzubilden -, gibt es einen wesentlichen Unterschied: die Handelsweise. Während klassische Indexfonds in der Regel einmal täglich zum Nettoinventarwert gehandelt werden, werden ETFs wie Aktien an Börsen gehandelt und können während der gesamten Handelszeit gekauft und verkauft werden. Darüber hinaus können ETFs auch in kleineren Mengen gekauft werden, was den Einstieg für Kleinanleger erleichtert. Der erste ETF wurde in Deutschland im Jahr 2000 eingeführt. Es war der „iShares STOXX Europe 50 UCITS ETF“, welcher den STOXX Europe 50 Index abbildet. Es sollte aber nach der Einführung noch fast 10 Jahre dauern, bis ETFs einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurden. Spätestens mit dem Aufkommen von Online-Brokerage-Plattformen und Robo-Advisors in den 2010er Jahren wurde der Zugang zu ETFs für Privatanleger wesentlich einfacher und kostengünstiger. Der Markt und das Angebot an ETFs ist seitdem explodiert.
ETFs sind wie Wasserflaschen
Nie war es günstiger als heute, sein Geld in Aktien zu investieren. Und damit ist der Kapitalmarkt in den vergangenen Jahren ein ganzes Stück demokratischer geworden. Das schlägt sich auch in der sagenhaften Auswahl an ETFs wieder. Allerdings hat der Erfolg für Anleger auch Nachteile. Denn ETFs sind wie Wasserflaschen im Supermarkt. Es gibt sie in schier unendlicher Auswahl. Rund 200 deutsche Mineralbrunnen bieten in Deutschland über 500 verschiedene Mineralwässer und 27 Heilwässer an. Dabei ist der Inhalt immer der gleiche – Wasser. Den Unterschied machen das Marketing, Mineralienzusammensetzung und die Form der Verpackung aus. Nicht ohne Grund liegen Wassersommeliers im Trend und erfreuen sich hoher Nachfrage. Ähnlich verhält es sich bei ETFs auf einen populären Index wie den MSCI-World oder den S&P 500. Leider verwenden viele Anleger mehr Zeit auf die Auswahl ihres Wassers anstatt auf die Auswahl ihres ETFs. Häufig neigt man bei ETFs dazu das erstbeste Produkt zu kaufen.