EQS-News
Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand - Seite 2
Anstiege bei den Ölpreisen setzen insbesondere konjunkturabhängige Sektoren wie Chemie und Automobilbau unter Druck. Im Gegensatz dazu wurden eben Aktien aus dem Rüstungssektor verstärkt nachgefragt. Sind die Kurse von etwa Rheinmetall oder Hensold schon nach Beginn des Ukraine-Krieges stark angestiegen, haben sie seit dem Terroranschlag der Hamas im Oktober 2023 noch einmal einen Schub bekommen. Gleichwohl sind die Kurse dieser Papiere derzeit in eine signifikante Korrekturphase eingetreten und die weitere Entwicklung bestimmen wohl eher autokratische, fanatische oder rechtspopulistische Politik und deren Generäle anstatt Analysten.
Mittelfristig wird sich die Zuflucht Anlageformen, die vor Inflation schützen fortsetzen. Gold, die Versicherung in unsicheren Zeiten, notiert momentan pro Feinunze über 2.400 Dollar. Experten erwarten einen Kurs von bis zu 3.000 Dollar. Chinesen, die bis vor wenigen Jahren sehr stark in Aktien oder Immobilien investiert waren, gehen jetzt auf Nummer sicher und investieren ihr Geld lieber in physisches Gold. Die weltweite Nachfrage steigt wohl auch aufgrund der Investitionen von Zentralbanken, insbesondere auch solcher Staaten, die sanktionsbehaftet sind. Der hohe Finanzierungsdruck und der Datenkranz in den USA führen dort, wie wir bereits geschrieben hatten zu einem fortschreitenden Tanz der Bären in den Anleihemärkten; ergo zu weiter steigenden Zinsen.
Lesen Sie auch
Immer mehr Markteilnehmer und Analysten spekulieren darauf, dass die lästige Inflation die US-Notenbank (FED) davon abhalten könnte, die Zinssätze im Jahr 2024 überhaupt zu senken. Die Inflationsdaten der vergangenen zwei Monate waren unerwartet hoch, und in den jüngsten Stellungnahmen der FED bekommen langsam die Falken wieder die Oberhand. Die seit Monaten entwickelte Euphorie der Märkte bezüglich Zinssenkungen verpufft jenseits des Atlantiks. Aktuell liegt der vom Markt antizipierte Zinssatz zum Jahresende über den letzten Zinsprognosen der FED. Große Anleger verkaufen US-Staatsanleihen und kaufen europäische und wetten darauf, dass die schwächere Inflation in Europa es der EZB ermöglicht, früher mit Zinssenkungen zu beginnen, was führende Ökonomen und Zentralbanker ebenfalls durchblicken lassen. Der Dollarkurs reagiert bereits entsprechend.