Egbert Prior
Sanochemia – Wiener Schlawiner am Pranger
Der Pharmakonzern ist für langjährige Leser der Prior Börse kein Unbekannter. 1999 ging Sanochemia als erstes österreichisches Unternehmen an den Neuen Markt und machte danach mit einer
weltfremden Bewertung von sich reden. Im Prinzip war Sanochemia Pharmazeutika damals ein Bauchladen wenig spektakulärer Generika. Jahresumsatz 1999 rund 4,5 Millionen Euro. Börsenwert allerdings
satte 600 Millionen! Inzwischen ist ein Großteil der heißen Luft, die durch Wachstumsversprechen erzeugt wurde, aus dem Papier entwichen. Der Markt ist enttäuscht, daß Sanochemia seit Jahren beim
Umsatz keine Steigerung auf die Beine stellt, obwohl Jahr für Jahr Millionen für Forschung und Entwicklung investiert werden. Seit 2006 ist die Aktie der Wiener Schlawiner von 19 auf zwei Euro
gefallen. In dieser Zeit schmolz der Marktwert des Eigenkapitals an der Börse auf 21 Millionen Euro. Und daß, obwohl der Buchwert des Eigenkapital Ende März immerhin 50 Millionen wert war.
Dem Unternehmen, das sich bisher mit "innovativen Arzneimitteln und Diagnostika“ befaßt, scheint nicht zu helfen zu sein. Im Juli ging Vorstandsmitglied Anton Dallos symbolisch in die Offensive und kaufte 10.000 Aktien. Doch der Kurs blieb im Keller. Wir sind über die Entwicklung bei Sanochemia sehr verwundert. Nach einer Mitteilung vom 29. Mai ist Vorstandsmitglied Maximilian Hudl durch die Forschungschefin Maria Popova ersetzt worden. Sie soll die Strategie aufmöbeln und (laut Pressetext) „signifikanten Shareholder Value generieren“. „Weitreichende Maßnahmen³ zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung sollen losgetreten werden.“ „Harte Einschnitte seien nötig“, kündigt man damals an, um „die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens sicherzustellen“.
Doch die Firma kommt längst nicht zur Ruhe: Am 10. August wurde bekannt, daß Aufsichtsratschef und Firmengründer Dr. Werner Frantsits den amtierenden Vorstandschef Herbert Frantsits aus gesundheitlichen Gründen für neun Monate ersetzt. Nebenbei läßt man durchblicken, daß der Haupttätigkeitsbereich heute die Radiologie ist. Hier werden Kontrastmittel vertrieben, die in die Blutbahn gespritzt werden, um etwa Tumore sichtbar zu machen. Das hat mit Arznei nichts mehr zu tun. Hinzu kommt: Das Geschäftsfeld Radiologie, das im deutschen Tochterunternehmen Sanochemia Diagnostics angesiedelt ist, könnte in den kommenden Wochen mit negativen Schlagzeilen aufwarten. Die Firma wurde in den Neunziger Jahren als Goldham Pharma gegründet. In mehreren Schritten sicherte sich Sanochemia alle Anteile.
Doch auch sieben Jahre nach der Übernahme der letzten 25 Prozent an Goldham (2002) liegen die Österreicher offenbar in einem Streit mit der ehemaligen Gesellschafterin: Die Übernahme der Anteile soll auf höchst unfreiwilliger Basis erfolgt sein. Außerdem soll vom Abtretungspreis noch ein größerer Differenzbetrag offen stehen, wie ehemalige Mitarbeiter wissen. Die einstige Gesellschafterin ist zu einer Stellungnahme nicht bereit. Aber Aufklärung könnte eine in Kürze stattfindende Gerichtsverhandlung bringen, in der damalige Mitarbeiter als Zeugen aussagen. Bei diesen Scherereien könnte es auch nähere Erkenntnisse geben, ob die Eigendarstellung der Sanochemia über ihr Geschäft und ihre Prognosen überhaupt jemals realistisch waren. Über Jahre hinweg geschürte Erwartungen wurden nämlich in keiner Weise erfüllt, wie sich am Kursverlauf feststellen läßt.
Dem Unternehmen, das sich bisher mit "innovativen Arzneimitteln und Diagnostika“ befaßt, scheint nicht zu helfen zu sein. Im Juli ging Vorstandsmitglied Anton Dallos symbolisch in die Offensive und kaufte 10.000 Aktien. Doch der Kurs blieb im Keller. Wir sind über die Entwicklung bei Sanochemia sehr verwundert. Nach einer Mitteilung vom 29. Mai ist Vorstandsmitglied Maximilian Hudl durch die Forschungschefin Maria Popova ersetzt worden. Sie soll die Strategie aufmöbeln und (laut Pressetext) „signifikanten Shareholder Value generieren“. „Weitreichende Maßnahmen³ zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung sollen losgetreten werden.“ „Harte Einschnitte seien nötig“, kündigt man damals an, um „die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens sicherzustellen“.
Doch die Firma kommt längst nicht zur Ruhe: Am 10. August wurde bekannt, daß Aufsichtsratschef und Firmengründer Dr. Werner Frantsits den amtierenden Vorstandschef Herbert Frantsits aus gesundheitlichen Gründen für neun Monate ersetzt. Nebenbei läßt man durchblicken, daß der Haupttätigkeitsbereich heute die Radiologie ist. Hier werden Kontrastmittel vertrieben, die in die Blutbahn gespritzt werden, um etwa Tumore sichtbar zu machen. Das hat mit Arznei nichts mehr zu tun. Hinzu kommt: Das Geschäftsfeld Radiologie, das im deutschen Tochterunternehmen Sanochemia Diagnostics angesiedelt ist, könnte in den kommenden Wochen mit negativen Schlagzeilen aufwarten. Die Firma wurde in den Neunziger Jahren als Goldham Pharma gegründet. In mehreren Schritten sicherte sich Sanochemia alle Anteile.
Doch auch sieben Jahre nach der Übernahme der letzten 25 Prozent an Goldham (2002) liegen die Österreicher offenbar in einem Streit mit der ehemaligen Gesellschafterin: Die Übernahme der Anteile soll auf höchst unfreiwilliger Basis erfolgt sein. Außerdem soll vom Abtretungspreis noch ein größerer Differenzbetrag offen stehen, wie ehemalige Mitarbeiter wissen. Die einstige Gesellschafterin ist zu einer Stellungnahme nicht bereit. Aber Aufklärung könnte eine in Kürze stattfindende Gerichtsverhandlung bringen, in der damalige Mitarbeiter als Zeugen aussagen. Bei diesen Scherereien könnte es auch nähere Erkenntnisse geben, ob die Eigendarstellung der Sanochemia über ihr Geschäft und ihre Prognosen überhaupt jemals realistisch waren. Über Jahre hinweg geschürte Erwartungen wurden nämlich in keiner Weise erfüllt, wie sich am Kursverlauf feststellen läßt.
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