Egbert Prior
R. Stahl geht gestählt aus der Krise hervor
Wir besuchen die hochmoderne Fabrik bei Waldenburg, in der tiefen schwäbisch-fränkischen Provinz. Das Unternehmen, aktueller Kurs 27,19 Euro, ist ein typischer hidden champion. Mit 14% Marktanteil
bei explosionsgeschützten Schaltgeräten, Leuchten oder Steuerungen, wie sie in der Chemie, bei Öl- und Gasanlagen sowie der pharmazeutischen Produktion benötigt werden, sehen sich die Hohenloher
weltweit als Nummer 2. Im sogenannten Systemgeschäft, das beispielsweise komplexe Anlagen für Bohrinseln umfaßt, beansprucht man sogar die Weltmarktführerschaft. In dieser Sparte profitiert R. Stahl
davon, daß die Industrie immer mehr Ingenieurdienstleistungen auslagert. Vorstandschef Martin Schomaker beziffert den Anteil des besonders stabilen Systemsgeschäfts auf mittlerweile deutlich
mehr 50%. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat das Unternehmen mit 223 Millionen mehr umgesetzt als jemals zuvor (2009: 203 Millionen). Als Folge der Wirtschaftskrise hinkt der Gewinn aber noch etwas
hinterher. Nach Steuern dürften etwa 10 Millionen Euro hängen
geblieben sein. Wir halten es aber nicht für ganz ausgeschlossen, daß der 1876 gegründete Traditionskonzern bereits im laufenden Turnus wieder an den Rekordgewinn von 2007 anknüpfen kann. Im
Spitzenjahr vor der Krise wurden netto 16 Millionen geholt. Spätestens im kommenden Jahr dürfte ein neuer Gewinnrekord erreicht werden. So gesehen beläuft sich das KGV auf etwa 10. Günstig. Aktueller
Börsenwert rund 170 Millionen. Unternehmenslenker Schomaker stellt für die Zukunft Wachstumsraten zwischen 10 und 15% in Aussicht. Nächstes Ziel ist es, die 300-Millionen-Umsatz-Marke zu knacken;
2011 dürften rund 250 Millionen durch die Bücher gehen. Insgesamt werden ca. 1.400 Mitarbeiter beschäftigt. Die meisten im Ländle, einfache Bauteile werden aber in Indien oder Malaysia gefertigt. R.
Stahl übernimmt regelmäßig kleinere Firmen. So sichert man sich know how oder erweitert die Produktpalette. Der Spezialisierungsgrad ist enorm. So liefert R. Stahl beispielsweise für Eisbrecher die
Schiffswandheizung, die gegen das Einfrieren schützt. Die Aktie ist ein echtes Value-Papier. Die Wertentwicklung seit dem Börsengang, ausgegeben wurde das Papier 1997 für 16 Euro, ist zwar nicht
spektakulär. Zusätzlich wird aber regelmäßig eine hübsche Dividende gezahlt. Etwa 40% des Jahresüberschusses sind dafür reserviert. Darüber freut sich am meisten der mehr als 40köpfige Clan der
Eigentümerfamilie, der 51% der Anteile hält. Aber auch Mitarbeiter sind mit Aktien des eigenen Unternehmens beteiligt.