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    ETFs  1501  0 Kommentare Länderrisiken im ETF-Mantel

    Staatsanleihen sollen Stabilität und Sicherheit in ein Portfolio bringen. Insbesondere als die Aktienmärkte während der Krise große Verluste verbuchten, rückten die festverzinslichen Papiere in den Fokus vieler Anleger. Doch seit sich die Finanz- und Wirtschaftskrise zur Schuldenkrise auf Länderebene entwickelt hat, sollten Anleger auch diese Investments genau beobachten. Dies gilt für Anleihen selbst, aber auch für ETFs, die diese abbilden.

    Der Worst Case für Investoren besteht im Komplett-Ausfall einer Anleihe. Viele Marktteilnehmer halten dies für unwahrscheinlich. Dass die Euro-Länder vor wenigen Tagen erneut eine Milliardentranche für Griechenland abgesegnet haben, bestätigt diese Annahme. Allerdings hat die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) vor einem teilweisen Kreditausfall gewarnt. Denn aktuell wird diskutiert, ob private Gläubiger wie Banken und Versicherungen bis 2012 fällige Gelder aus griechischen Anleihen wieder reinvestieren. Derart verlängerte Anleihen könnten von der Ratingagentur als „Kreditausfall“ bewertet und bei der Europäischen Zentralbank nicht mehr als Sicherheit hinterlegt werden.
    Doch auch wenn der Totalausfall ausbleibt: Gerät ein Land in Zahlungsschwierigkeiten, sinken in der Regel die Kurse der entsprechenden Bonds.
    Der Vorteil von Anleihen-ETFs: Da diese Indizes abbilden, die gleich mehrere Anleihen – meist zu verschiedenen Staaten – enthalten, muss sich dies nicht stark auswirken. Dennoch zeigen beispielsweise die meisten ETFs auf europäische Staatsanleihen im Frühjahr 2010 einen auffälligen Kursrutsch. Zu dieser Zeit stufte S&P Griechenland, Portugal und Spanien herab.
    Als Schutz vor ausfallenden Anleihen sind die meisten Indizes so konstruiert, dass Bonds entfernt werden, wenn sie ein festgesetztes Mindest-Rating nicht mehr erreichen. Ausschlaggebend ist jedoch meist der Durchschnittswert aus den Ratings der drei großen Agenturen Moody‘s, Fitch und Standard & Poor‘s. Die Folge: Anleihen bleiben auch dann noch in den Indizes, wenn eine der drei Ratingagenturen die Papiere schon nicht mehr im Investmentgrade-Bereich führt. Noch Monate nach dem Bekanntwerden der Missstände in Griechenland waren daher Anleihen des Mittelmeerstaats in vielen Renten-Indizes enthalten. Denn die Herabstufung erfolgte bei den Agenturen nicht gleich schnell. Heute allerdings sind kaum noch griechischen Staatsanleihen in den ETFs zu finden. Diese Papiere wurden verkauft – wenn auch mit großer Wahrscheinlichkeit mit Verlust, da die Kurse bereits stark gefallen waren.

    Griechische Anleihen im ETF
    Einige Ausnahmen, die jetzt noch auf griechische Papiere zurückgreifen, sind dennoch am Markt zu finden. Beispielsweise listet eine ganze Reihe von Amundi ETFs solche in der Zusammensetzung auf. Dabei handelt es sich um die Fonds zu EuroMTS Eurozone Government Broad Indizes mit unterschiedlichen Laufzeiten. Die griechischen Indexanteile beschränken sich allerdings auf 1,9 bis 3,7 Prozent.
    Mit einem Anteil von 2,0 Prozent ist auch bei einem ETF von Lyxor der Einfluss griechischer Anleihen auf die Gesamtperformance gering (ISIN: FR0010174292). Der Fonds bildet den EuroMTS Inflation Linked Index ab. Er kann jedoch als Beispiel für eine Problematik angeführt werden, die die Transparenz einiger Fonds betrifft: Dass griechische Anleihen hier eine Rolle spielen, ist für den Anleger nicht klar ersichtlicht. Wer sich auf der Internetseite die Fondszusammensetzung anzeigen lässt, erhält ein „Griechen-freies“ Portfolio auf dem Monitor. Der ETF ist Swap basiert und daher nicht zwangsläufig aus den gleichen Bausteinen wie der zugrunde liegende Index zusammengesetzt. Für die Performance ist dennoch der Index Ausschlag gebend.

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    Höheres Risiko für höhere Chance
    Das bloße Vorhandensein von Anleihen mit schlechter Bonität in einem Portfolio muss jedoch kein Nachteil sein. Wie bei allen Investmentprodukten gilt auch hier: Höhere Risiken bergen höhere Chancen – zumindest gilt dies vor dem Anleihenkauf. Griechenland und andere stark verschuldete Staaten müssen mit höheren Zinsen locken, um ihre Anleihen am Kapitalmarkt platzieren zu können.
    Deshalb sind seit einiger Zeit auch ETFs am Markt, mit denen Anleger gezielt auf Anleihen bonitätsschwacher Länder setzen können. Der Amundi ETF ex AAA Government Bond EuroMTS (ISIN: FR0010892190) klammert beispielsweise hoch bewertete Anleihen explizit aus.
    Die Liste der enthaltenen Länder liest sich wie eine Aufzählung aller europäischer Staaten, die zuletzt wegen besonders hoher Verschuldungen Schlagzeilen machten: Belgien, Italien, Irland, Portugal, Spanien und Griechenland. Die Hellas-Anleihen kommen dabei auf einen Anteil von 7,5 Prozent. In den vergangenen Monaten ist die Strategie nicht aufgegangen: Auf Ein-Jahres-Sicht sank der Kurs um 5,3 Prozent.





    Sasa Perovic
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    Scope wurde im Jahre 2002 als unabhängige Ratingagentur mit Sitz in Berlin gegründet. Das Unternehmen ist europaweit auf das Rating und die Analyse von mittelständischen Unternehmen, Anleihen, Finanzinstitutionen, Zertifikaten, Investment- und Immobilienfonds spezialisiert. Scope ist von der ESMA als offiziell zertifizierte Credit Rating Agency (CRA) in der Europäischen Union zugelassen. Weitere Informationen zu Scope finden sie auf www.scoperatings.com.
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    Verfasst von 2Sasa Perovic
    ETFs Länderrisiken im ETF-Mantel Hoch verschuldete Staaten sorgen aktuell für Schlagzeilen. Anleger, die auf Staatsanleihen-ETFs setzen, sollten die Länder-Bonität im Blick behalten.

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