Zertifikate
Scope: Zinseffekte nicht immer offensichtlich
Wie erwartet hat die Europäische Zentralbank gestern den Leitzins erneut angehoben. Zinsen sind ein wichtiger Einflussfaktor für die Preisgestaltung und –entwicklung von Zertifikaten. Dabei sind höhere Zinsen meist günstig für Anleger, die ein Zertifikat kaufen möchten. Emittenten können in diesem Umfeld bessere Konditionen gewähren, da beispielsweise der Kurs von Anleihen sinkt, die in der Struktur enthalten sind.
Neben Strukturierten Produkten, bei denen sich die Zinsentwicklung indirekt auf die Preise auswirkt, existieren auch Papiere, deren Performance zu einem größeren oder kleineren Teil direkt von einem Zinssatz abhängt. Hierzu zählen insbesondere Zinsfloater. Der Kupon richtet sich bei diesen Garantie-Zertifikaten meist nach dem Euribor-Zinssatz. Somit haben Anleger im Gegensatz zu Stufenzinsanleihen, bei denen die Kuponhöhe vorab fixiert wird, nicht das Nachsehen, wenn die Zinsen steigen. Ein Beispiel aus den aktuellen Zeichnungsprodukten ist der HVB 2,5 % EURIBOR Cap Floater (ISIN: DE000HV2ADP3) der UniCredit. In den dreieinhalb Jahren Laufzeit bestimmt der 3-Monats-Euribor die vierteljährlichen Zinszahlungen. Sie liegen allerdings stets zwischen 2,5 und 5,0 Prozent p.a.
Weniger offensichtlich ist der Zins-Einfluss bei Produkten, die eine entsprechende Zahlung lediglich als kleines Extra vorsehen. Hierzu zählen einige Rohstoff-Produkte. Für deren Konstruktion werden Futures eingesetzt. Bei einem Futuresinvestment muss der Wert einer Position nicht sofort vollständig mit Sicherheiten hinterlegt werden. Bei Total Return-Indizes wird das restliche Kapital deshalb verzinst und der Ertrag reinvestiert. Von steigenden Zinsen können Anleger mit dem Agrarrohstoff Garant, das die Volksbank AG zur Zeichnung anbietet, dagegen nicht profitieren (ISIN: AT000B114426). Das Zertifikat bildet den S&P GSCI Agriculture Index in der Excess Return-Variante ab, die die Zinskomponente nicht berücksichtigt.
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Bei solchen Produkten spielt der Zinseffekt nur die Nebenrolle. Steigen die Zinsen aber weiter, wächst dieser natürlich. In Zeiten hoher Zinsen erreichen Total Return-Indizes oftmals eine signifikant bessere Performance als Excess Return-Benchmarks.