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     2022  0 Kommentare Zyperns Zeit läuft ab – Gefahren für die Eurozone aber beherrschbar

    Ist das kleine Zypern nun wirklich relevant für das System Eurozone oder nicht. Das ist die Frage der Stunde und die Meinungen darüber gehen weit auseinander. Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, ist es weniger die Frage, ob die Mittelmeerinsel als erstes Land der Eurozone in die Staatspleite und aus dem Euro entlassen wird, sondern vielmehr eine Frage, wann es soweit ist.

     

    Das Wunder könnte aktuell lediglich darin bestehen, dass das zyprische Parlament im Laufe des Tages einem Hilfspaket zustimmt, welches einerseits ausreicht, die 5,8 Milliarden Euro aus eigener Kraft zusammen zu bekommen, aber andererseits auch grünes Licht aus Brüssel für die fehlenden 10 Milliarden Euro erhält. Momentan sieht es ganz danach aus, dass sich beides gegenseitig ausschließt. Denn der Fonds, der derzeit im Gespräch ist und mit Geld von der Kirche, den Rentenkassen und der nationalen Notenbank gefüllt werden soll, erfüllt mitnichten die Forderung der Troika aus EZB, IWF und EU nach einem eben gerade nicht rückzahlungsbedingten Eigenbeitrag Zyperns. Die Finanzminister der Eurogruppe werden nicht lange brauchen, um dieses Linke-Tasche-Rechte-Tasche-Spiel zu durchschauen und eine weitere Unterstützung unter diesen Umständen verweigern.

    Viel Zeit bleibt nicht mehr, bis die Europäische Zentralbank (EZB) am Montag den Geldhahn für die notleidenden zyprischen Banken zudreht. Schon jetzt bekommen die Zyprer nur noch eingeschränkt Geld aus den Automaten, um ihr Leben so gut es geht weiter zu bestreiten. Allerdings fehlt den Unternehmen zunehmend das große und den Kneipen und Restaurants das kleine Geld, um ihre Geschäfte fortzuführen. Und das ist nur der Anfang von dem, was in den nächsten Wochen folgen wird. Nun darf man sich zwar nicht vorstellen, Zypern müsse bei drohender Zahlungsunfähigkeit wie ein Unternehmer oder eine Privatperson zum Amtsgericht gehen und Insolvenz anmelden. Erstens hätte das Land dies schon im Herbst vergangenen Jahres tun müssen. Zweitens hätte die EZB, die schon seit diesem Zeitpunkt die Banken auf Zypern über Wasser halten musste, als „zuständiges Amtsgericht“ den „Insolvenzantrag“ annehmen müssen. Und drittens wird es kein Datum geben, an dem man die Pleite Zyperns und den Austritt aus der Eurozone offiziell ausrufen wird. Gibt es am kommenden Dienstag keine auf Euro lautende Überweisung aus Frankfurt mehr nach Nikosia, sollte das Land ganz schnell Plan C aus dem Hut zaubern, der darin besteht, eine eigene Währung auf der Insel einzuführen. Damit wäre Zypern dann faktisch aus dem Euro ausgeschieden.

    Systemrelevanz Zyperns in Frage gestellt

    Aber zurückkommend auf meine Eingangsfrage: Was würde eine solche Situation für die Eurozone bedeuten. Dazu mal ein Blick auf ein paar Zahlen: Zypern trägt mit einem Bruttoinlandsprodukt von 17 Milliarden Euro gerade einmal 0,2 Prozent zur Wirtschaftsleistung der Eurozone bei. Seine Staatsschulden belaufen sich aber auf stolze 14 Milliarden Euro, was zwar einer Schuldenquote von über 80 Prozent entspricht. Aber das ist weder im Vergleich zu vielen anderen Ländern der Eurozone hoch, noch ist der nominale Betrag im Vergleich zu den Hilfsmilliarden, die schon nach Griechenland, Irland, Portugal und Spanien geflossen sind, eher gering. Es bleiben noch die Forderungen ausländischer Banken, die bei gut 50 Milliarden Euro liegen. Allein 15 Milliarden davon müssten die griechischen Banken abschreiben. Wenn man aber bedenkt, dass die EU sowieso 10 Milliarden nach Zypern überweisen wollte, wird sie diesen Fehlbetrag wohl auch noch decken können. Alles in allem könnte man beim Blick auf die Zahlen zu dem Schluss kommen, die Systemrelevanz Zyperns für die Eurozone hielte sich in Grenzen.

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    Torsten Gellert
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    Torsten Gellert ist seit Januar 2015 Head of Germany/Austria bei CMC Markets. Schon von 2007 bis 2009 war er mitverantwortlich für die Geschäfte im deutschsprachigen Raum und etablierte in dieser Zeit CMC Markets als größten Anbieter von CFDs und Forex in Deutschland. Der studierte Diplom-Mathematiker startete seine berufliche Karriere 1997 bei der Allianz Versicherung. Nach zehn Jahren in der Versicherungsbranche wechselte er 2007 zu CMC Markets Deutschland in die Geschäftsleitung. 2010 zog es ihn in seine Heimatstadt zurück und er baute das Deutschland-Geschäft des internationalen Brokers FXCM auf.
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    Verfasst von 2Torsten Gellert
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