Zyperns Zeit läuft ab – Gefahren für die Eurozone aber beherrschbar - Seite 2
Die EZB dagegen sieht das anders und verweist immer wieder auf die drohende Ansteckungsgefahr, die von einer Pleite Zyperns ausgehen könnte. Am Ende könnte sich dies allerdings auch als eine Art Schutzbehauptung herausstellen, um im Nachhinein rechtfertigen zu können, warum seit einem haben Jahr Hilfsgelder an vermeintlich insolvente zyprische Banken geflossen sind. Außerdem wird sie sich hinterher nicht den Vorwurf machen lassen wollen, sie hätte eine Pleite eines Eurolandes billigend in Kauf genommen. Ich bin auch hier mal wieder geneigt, einen Vergleich zum Spiel der Nationalmannschaft heute Abend gegen den Fußball-Zwerg Kasachstan heranzuziehen. Auch von Trainern heißt es vor solchen Spielen, gerade diese schwachen Gegner ernst zu nehmen und auf keinen Fall zu unterschätzen. Alles andere wäre kein guter Stil und würde im Zweifel am Ende höher bestraft.
Risiken für die Finanzmärkte und den Euro beherrschbar
Genauso ist auch die Ruhe und damit verbundene Stabilität an den Finanzmärkten zu erklären. Zum Thema möglicher Ansteckungsgefahren möchte ich nur mal die gestern sehr erfolgreich verlaufenen spanischen Anleiheauktionen anführen. Das Land konnte trotz drohender Staatspleite Zyperns mehr Geld zu niedrigeren Zinsen aufnehmen als geplant. Im Sommer vergangenen Jahres hätte eine solche Situation Schlimmeres anrichten können. Nun scheinen neben der EZB auch die Finanzmärkte besser vorbereitet zu sein, die Risiken abzufedern. Ich will damit aber keinesfalls meine Meinung über die derzeitige Verfassung der Eurozone und damit meine negative Einschätzung zum Euro ändern. Natürlich wäre eine Pleite Zyperns kein Vertrauensbeweis in die Gemeinschaftswährung und die anhaltende Unsicherheit über die tatsächlichen Folgen sollte weiterhin Druck auf den Euro ausüben. Ebenso könnte die immer noch ungeklärte politische Situation in Italien bald wieder auf die Tagesordnung gehoben werden. Auch könnten sich nach einer Pleite Zyperns beleidigte und um ihr vieles Geld besorgte Russen von einem Teil ihrer Währungsreserven in Euro trennen und in einen in ihren wie auch in meinen Augen attraktiveren US-Dollar umschichten. Alles in allem halte ich das Aufwärtspotenzial des Euro für sehr begrenzt, aber die Gefahren durch eine Staatspleite Zyperns und einen möglichen Absturz der Gemeinschaftswährung für beherrschbar.
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