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    STUTTGART (BOERSE-STUTTGART AG) - Der Newsletter rund um den Anleihenhandel. Ausgabe 22 / 31.05.2013

    FRANKREICH: S&P DROHT MIT HERABSTUFUNG

    Frankreich kann sich auf dem Finanzmarkt derzeit so günstig refinanzieren wie lange nicht. Die Renditen für Staatsanleihen im zehnjährigen Bereich notieren rund um die zwei Prozent-Marke und damit nur knapp über dem Spitzenniveau deutscher Bundesanleihen. Bei Neuemissionen läuft es ebenfalls rund. Erst zu Beginn des Monats konnte Frankreich Anleihen in einem Gesamtvolumen von 8,2 Milliarden Euro ohne Probleme platzieren. Bei einigen damals platzierten Geldmarktpapieren gaben sich Investoren mit einem Nullkupon zufrieden oder zahlten gar eine minimale Prämie von 0,004 Prozent. Allerdings ist die Situation auf dem Rentenmarkt durchaus trügerisch und eher dem Anlagenotstand vieler Investoren geschuldet. Denn die makroökonomischen Rahmendaten in Frankreich haben sich in den vergangenen Monaten nochmals verschlechtert.

    Bereits im vergangenen Jahr haben US-Ratingagenturen wie Moody’s oder auch Standard & Poor’s (S&P) franzö-sischen Staatsanleihen das Spitzenrating von „AAA“ entzogen. Frankreichs Schuldpapiere kommen bei den beiden großen Agenturen seit vergangenem Januar beziehungsweise November nur mehr auf ein Rating von „AA+“. Dass es jedoch nicht bei diesem durchaus verkraftbaren Rating bleiben muss, kündigte S&P bereits gegen Ende des vergangenen Jahres an und bezifferte die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Herabstufung Frankreichs auf rund 30 Prozent. Gut ein halbes Jahr später erhöht S&P nochmals den Druck auf die „Grande Nation“ und warnt Frankreich eindringlich vor einer Abkehr vom Reform- und Sparkurs. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters appellierte der zuständige S&P-Analyst, Marko Mrsnik, an Frankreich die zugesagte Haushaltskonsolidierung einzuhalten, sofern man keine weitere Verschlechterung der Bonitätsnote riskieren wolle. Zudem müsse der Arbeitsmarkt und Dienstleistungssektor reformiert werden und die Schuldenquote ab 2015 reduziert werden.

    Frankreichs Präsident Hollande hatte in der Vergangenheit mehrfach seinen Reformwillen betont, doch objektiv betrachtet ist in Frankreich zuletzt nicht allzu viel passiert. Noch immer leidet die französische Industrie unter einer mangelnden Wettbewerbsfähigkeit. Die Exporte der zweitgrößten Volkswirtschaft gehen kontinuierlich zurück und zuletzt wies die Leitungsbilanz ein Minus von gut zwei Prozent aus. Als Grund für diese mangelnde Wettbewerbsfähigkeit führen Beobachter die hohen Lohnstückkosten französischer Arbeiter an. So sind allein die Lohnstückkosten in den vergangenen 15 Jahren um rund 30 Prozent gestiegen. Das heißt: während eine Arbeits-stunde eines deutschen Arbeitsnehmers 30,40 kostet, fallen beim französischen Pendant 34,20 an. Vorschläge zur Lösung der bestehenden Probleme blieb Hollande bislang schuldig. Doch die Zeit drängt. Im ersten Quartal ist die zweitgrößte Volkswirtschaft Europas in die Rezession abgerutscht und die Arbeitslosenquote verharrt bei über zehn Prozent. Umstände, die es Hollande ganz sicher nicht einfacher machen einen Reformplan in die Tat umzusetzen.


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    Verfasst von Börse Stuttgart
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